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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Sin. Ganz deutlich und mit glühenderWut, die sie jedes einzelneWort heftig hervorstoßen ließ, verfluchte sie ihn mit aller Deutlichkeit: »Komm nie wieder hierher! Du bist hier nicht willkommen!«
    Sie spuckte ihm ins Gesicht.Alan stand einfach da, mit blassem Gesicht und ohne etwas zu sagen. Sin warf ihm noch einen letzten zornigen Blick zu und rannte dann fort, als ertrage sie seine Nähe nicht eine Sekunde länger. Mae wollte ihr wütend hinterherlaufen.
    Alans Hand schoss vor und packte sie fest am Handgelenk. »Nicht, Mae«, sagt er leise. »Ihre Mutter war eineTänzerin, die letztes Jahr einen Fehler beging und besessen wurde. Sie hat jedes Recht, die Dämonen zu hassen. Und mich.«
    Â»Oh«, sagte Mae.
    Â»Oh«, echoteAlan müde. Er ließ sie los. »Aber du solltest ihr nachlaufen. Sie kann jetzt wahrscheinlich eine Freundin gebrauchen. Kümmere dich nicht um mich. Sin ist die zukünftigeAnführerin des Jahrmarkts, und da sie mich verbannt hat, wird mir niemand anderes etwas antun. Ich warte imWagen auf dich.«
    Mae sah sich unter den Marktleuten um, dieAlan im Schein der Feenlichter immer noch mit glitzerndenAugen ansahen. Sie trat näher an ihn heran und fühlte sich plötzlich geschützt vor demWind, den sie zuvor gar nicht bemerkt hatte. Sie vergaß immer, wie groß der unauffälligeAlan war. Sie legte ihm dieArme um den Hals und knotete die beiden Enden des Lederbandes zusammen, an dem seinTalisman hing. Sie spürte, wie seinAtem an ihrerWange stockte, als sie mit den Fingern seinen Nacken berührte.
    Sie hatte es als tröstende Geste gemeint.
    Â»Ich bin auf deiner Seite«, flüsterte sie und trat zurück.
    Â»Ich weiß«, antworteteAlan und ging fort, damit sie ihn nicht zwischen seinen Feinden stehen lassen musste. Sie sah ihm nach, bis er verschwand. Er ging nicht auf Ruinen oder Schatten zu, er verschmolz einfach mit der Nacht, als er mit gesenktem Kopf davonging.
    Mae machte sich auf die Suche nach Sin und ging in die Richtung, in die sie gelaufen war.
    Fünf Minuten später stolperte sie blindlings einen Hügel hinunter, überzeugt, dass sie sich irgendwo verlaufen hatte und gleich von einer Klippe stürzen würde, als sie plötzlich den Halt verlor, fiel und im Mondlicht – das nicht sonderlich hell war – eine grasbewachsene Fläche in den Hügeln entdeckte, auf derWagen standen.
    Mae hatte noch nie richtigeWagen gesehen, zumindest nicht solche Jahrmarktswagen mit hohen Rädern und rot angemalten Holzverzierungen.An einem derWagen prangte ein Schild und es hingen Glocken in Form von Ballerinas, Dolchen und Masken davor. Mae kam es so vor, als würde gleich eine uralteWahrsagerin ihren grauen Kopf aus wehenden rotenVorhängen stecken und sie fragen, ob sie heute Nacht von ihrer wahren Liebe träumen wollte.
    Doch stattdessen tauchte Sins Kopf zwischen denVorhängen auf. Sie hatte die Bänder aus dem Haar genommen, das sich dunkel vor dem leuchtenden Material abhob.
    Â»Mae«, rief sie lächelnd. »Wie schön! Komm herein!«
    Â»Ich kann nicht«, entgegnete Mae. »Ich bin … ich bin mitAlan Ryves hierher gekommen.«
    Sins Gesicht mit den blitzendenAugen und dem kirschroten Mund schien auf einmal verschlossen und sowohl ihr Lachen als auch jegliche Farbe verschwanden. Sie sah völlig anders aus.
    Â»Mein Bruder hatte ein Dämonenmal der dritten Stufe«, fuhr Mae fort. »Alan hat das Mal übernommen, um ihn zu retten. Mein Bruder verdankt ihm sein Leben.Wenn es darum geht, zu jemandem zu stehen, dann werde ich immer auf seiner Seite sein. Das schulde ich ihm. Jetzt kannst du mich noch einmal hereinbitten. Oder auch nicht.«
    Sins braune Hände griffen nach demVorhang.
    Â»Für deinen Bruder«, sagte sie schließlich. »Das kann ich verstehen.« Dann grinste sie wieder, fest entschlossen. »Komm herein.«
    Mae grinste zurück. »Okay.«
    Innen war derWagen der Davies’ erwartungsgemäß recht klein, und auch ebenso bunt, wie Mae es bei jemandem wie Sin erwartet hätte.Als sie eintrat, stellte sie sich vor, wie sich ein größerer Mensch den Kopf angestoßen hätte, und sie war zum ersten Mal dankbar dafür, dass sie so lächerlich klein war. ImWagen selbst gab es nicht viel: einen winzigenTisch mit rotemTischtuch, auf dem eine Kristallkugel, ein Haufen Schulbücher und ein Fuchsschädel lagen. Den

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