Der Verrat
dienst?«, fragte Gerald und deutete mit dem Kopf zu Merris Cromwell, die mit eisernem Gesichtsausdruck dastand. »WeiÃt du, wer sie ist, die kalte Herrin des Hauses von Mezentius?WeiÃt du, was das bedeutet?«
Mae musste an den Schrei der Frau in Merrisâ Institut denken, die von einem Dämon gefoltert wurde, der von ihrem Mann Besitz ergriffen hatte und ihn von innen heraus vernichtete. Merris lieà dieVerwandten der besessenen Menschen dafür zahlen, dass sie die Dämonen in Schach hielt, und sie lieà diese armen Menschen noch mehr dafür bezahlen, dass sie bei den Besessenen bleiben und ihnen bei ihrem langsamen Sterben zusehen durften.
Nach dem zu urteilen, was Mae vom Haus des Mezentius gesehen hatte, lieà sie sie eine ganze Menge zahlen.
Sin packte Gerald an seinem blonden Haar, hielt die langen Messer in einer Hand und drückte ihm die beiden Klingen an die Kehle.
»Ich habe letzten Sommer einen Monat in diesem Haus verbracht«, sagte sie leise. »Meine Mutter ist dort gestorben. Ich weiÃ, wem ich diene!«
Gerald sah zu Merris und ignorierte die Messer, die sich gefährlich bewegten, als er sich rührte. »Ich hätte dir ein Geschäft anzubieten. Schick sie alle weg, dann können wir uns unterhalten. Ich habe dir etwas Interessantes zu sagen.«
»Wenn er weiterredet wie ein Hausierer, schneide ihm die Kehle durch«, befahl Merris Sin.
»MitVergnügen.«
Merrisâ Stimme war tief und gemäÃigt gewesen, und soweit Mae es beurteilen konnte, völlig emotionslos, aber Sins Blick zu Merris war liebevoll und erfreut, als hätte sie ein geliebter Lehrer gerade gelobt.
»Du vertraust ihr«, bemerkte Gerald. »Das ist schön.Wäre natürlich noch schöner, wenn sie dir auch vertrauen würde.«
»Halt die Klappe!«, fuhr ihn Sin an.
Gerald tat nichts dergleichen. »Hat sie dir gesagt, wann die Schmerzen anfingen, Sin?«, fragte er so weich und unaufhaltsam wie derWind vom Meer. »Hat sie dir erzählt, was die Ãrzte gesagt haben?WeiÃt du, wie krank sie ist?«
Vielleicht hätte es nicht funktioniert, wenn Sin nicht Merris angesehen hätte.
Mae, die Sin und Gerald beobachtete, sah zwar Merrisâ Gesicht nicht, aber sie sah, wie sich SinsAusdruck veränderte.
Gerald schlug zu.
Er nutzte den Moment der Unachtsamkeit und warf sich zurück, sprang auf und rammte Sin. Er stieà sie um und stürzte sich auf sie.Von seinen Händen strömte Magie in zwei Lichtblitzen.
Sin stieà einen kleinen erschrockenen Schrei aus und stürzte heftig zu Boden.
»Nun«, sagte Gerald und wirbelte zu Merris herum. In seinen Händen leuchtete die Macht. »Ich könnte mir vorstellen, dass du dich jetzt mit mir unterhältst.«
Mae hieltToby so fest, dass er leise zu jammern begann.Verzweifelt sah sie zu Merris.
Sie lächelte.
Gerald stürzte mit einem Messer im Rücken zu Boden.
»Immer sagst du, du willst reden«, sagteAlan und trat aus dem Schatten der Hügel, ein weiteresWurfmesser in der Hand. »Und dann greifst du die Leute an.Also mich macht das nicht sehr gesprächig.«
Gerald stöhnte leise auf und wand sich im nachtdunklen Gras, um sich auf eine Hand zu stützen. Dann zog er das Messer heraus und lieà es fallen. »Vielleicht darf ich dich darauf hinweisen, dass sie dieWaffen gegen mich gezogen hat«, sagte er.
Alan blieb bei Sin stehen, die in einem Haufen zerrissener Seide am Boden lag, den Mund vor Schmerz verzogen, und doch versuchte sie, sich aufzurichten. Er reichte ihr die Hand, um ihr zu helfen, doch sie sah nur finster hoch und schüttelte den Kopf.Alan zuckte mit denAchseln und humpelte auf Gerald zu.
»Du bist aus ganz persönlichen Gründen auf unseren Markt eingedrungen«, sagteAlan zu Gerald. »Du hast nicht um Erlaubnis gebeten. Du bist hier eingedrungen und hast gedacht, du könntest das ungestraft tun, weil du stärker bist als wir.«
»Ich bin stärker als ihr«, antwortete Gerald. »Immerhin habe ich deinen geliebten Bruder überwältigt, oder? Du hast keineAhnung, was ich dir antun kann!«
Er stand langsam auf und zwischen seinen Fingern blitzte Magie, als glitten Münzen hindurch, die im Licht schimmerten. Mit einem plötzlichen »Klick« lieÃAlan die Messerscheide an seinem linkenArm hervorschnellen, und auf einmal hatte er in jeder Hand einen Dolch, und einer davon lag an
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