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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ging zu der einen Seite des Bettes und kniete nieder, um die zerbrochenen Überreste von Dicks geschnitztem Eichhörnchen aufzusammeln. Die Rachsucht, die durch diesen Akt der Zerstörung offenbar wurde, drehte ihr den Magen um.
    Nathaniel bewegte sich eilig durch den Raum und überprüfte mögliche Verstecke. Mit den Holzsplittern in den Händen stand Willa auf und blickte auf das Durcheinander um sie herum. »Hier stimmt etwas nicht«, murmelte sie.
    Nathaniel fing an, einige Bücher vom Boden aufzulesen. Lily trat mit einem frischen Stapel Bettwäsche ein, riss die Augen auf, als sie das Chaos sah, und begann dann eilig, Willas neue Kleider zu retten. Willa stand unbeweglich mitten im Raum und dachte nach. Nathaniel betrachtete ein Buch, das er vom Boden aufgehoben hatte. »Warum hast du Jeremy Cunningtons Mathematische Konzepte?«
    »Mir gefällt, was er über den Goldenen Schnitt zu sagen hat«, antwortete Willa in Gedanken. Dann schaute sie zu ihm hinüber. »Sind die Bücher ruiniert?«
    Nathaniel blickte sich um. »Ich glaube nicht. Vielleicht ein paar kleinere Risse, aber nichts Irreparables.«
    Willa wandte sich an Lily. »Sind meine Kleider ruiniert?«
    Lily zog die Nase kraus. »Also, ich bezweifle, dass ich
jemals den Rauchgeruch aus Mrs Knights Hofkleid ganz herausbekomme, aber nein, die anderen Sachen sind so weit in Ordnung, sind nur ein bisschen herumgeworfen worden.«
    »Durchsucht«, korrigierte Nathaniel sie. »Sie sehen aus, als wären sie durchsucht worden.«
    »Genau.« Willa nickte. »Aber wenn der Einbrecher nur nach etwas gesucht hat, warum dann das hier?« Sie hielt ihm die Überreste des geschnitzten Eichhörnchens hin.
    »Willa«, sagte Nathaniel ernst. »Ich glaube, viel wichtiger ist … wonach hat er ausgerechnet in deinem Zimmer gesucht?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie an, als sehe er sie gerade zum ersten Mal. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
    Willa schaute ihn verwirrt an. »Ich … ich weiß nicht, warum. Ich weiß noch nicht einmal, was er gesucht haben könnte.«
    »Nein?« Er machte einen Schritt zur Seite. »Warum siehst du dir nicht alles an und sagst mir, ob irgendetwas fehlt?«
    Es dauerte nicht lange. »Nein«, sagte sie schließlich. »Es wurde nichts gestohlen. Außer dem Eichhörnchen habe ich nichts verloren.«
    »Bist du dir sicher?« Die Frage kam schroff und distanziert.
    »Nathaniel, mir gehört nicht viel auf dieser Welt. Es ist nicht besonders schwer, den Überblick zu behalten.« Sie schaute sich in dem wieder aufgeräumten Zimmer um. »Es fehlt nichts.«
    Nathaniel zwang sich dazu, sich zu entspannen. Willa schien nicht zu lügen. Vielleicht gab es etwas, das sie besaß und dessen Wert ihr nicht bekannt war. Aber wenn nichts fehlte, war nicht anzunehmen, dass der Eindringling gefunden hatte, was er suchte.
    Lily bezog die Betten, und Willa kletterte erschöpft
hinein. Es war ein langer Tag gewesen. »Bin ich wirklich erst heute Morgen zur Audienz beim Prinzregenten gewesen?«, fragte sie Lily.
    »Ja, Mylady. Und erst heute Abend ist der Vater Seiner Lordschaft gestorben.«
    »Es kommt mir vor, als sei das schon ewig her«, sagte Willa verschlafen.
    Nathaniel stand draußen vor Willas angelehnter Tür und lauschte. Er hasste es, dass er Willa verdächtigen musste, aber irgendetwas ging hier vor, von dem er immer mehr den Eindruck hatte, dass es mit ihr zu tun hatte.
    Direkt nach seiner Ankunft in England war Foster geradewegs und in einem Höllentempo nach Derryton geritten. Nachdem er eine Nacht im Gasthaus verbracht hatte …
    »Schlimm genug, dass Dan hier ihre Sachen so durcheinander gebracht hat. Hat eine ziemliche Sauerei veranstaltet, der Kerl.«
    »Nein, Mum! Ihr Zimmer war schon …«
    »Unsinn«, schimpfte Moira. »Du solltest dich was schämen, es Willie in die Schuhe schieben zu wollen, wo sie doch so ordentlich ist.«
    Willas Zimmer war ein heilloses Durcheinander gewesen, bevor der Sohn ihres Vormunds ihre Sachen gepackt hatte. Willas Zimmer im Gasthaus … wo Foster übernachtet hatte.
    Offenbar hatte Foster nicht gefunden, wonach er gesucht hatte, denn er hatte sich geradewegs nach London aufgemacht und sich keine Mühe gemacht, seine Spur zu verwischen. Jetzt war Willas Zimmer in Reardon House ebenfalls durchsucht worden.
    Es schien, als hätte er Fosters Aufmerksamkeit nun doch auf sich gezogen.
     
    Es gab eine Kneipe auf dem Hafengelände, die zu rau für jedermann war, der nicht schon ein paar größere

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