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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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hatte, wo sein Vater seine ganze Zeit verbrachte.
    Als ein Hauch von Tabakrauch unter einer scheinbar glatten Wand zu ihm drang, wusste er, dass es einen Weg hinein geben musste.
    Er hatte ihn damals nicht entdeckt, und es sollte noch Jahre dauern, bis ihm das gelang. Erst im vergangenen Jahr hatte er den Weg in das Geheimbüro des Meisterspions der Liar’s gefunden. Aber er hatte nie das Gefühl der Enttäuschung und des Betrugs vergessen, das durch sein Ausgesperrtsein aus dem Geheimbüro verursacht wurde.
    Dann war er gezwungen gewesen, die Clubräume zu durchqueren. Er versteckte sich vor dem Geräusch von Tritten auf dem Flur, er lauschte an Türen, bevor er sich traute, weiterzugehen. Damals hatte er seine Entdeckung gemacht.
    Sein Vater war ein Spion der Krone. Ein Held. Ein faszinierender, glitzernder, bewundernswerter Held.
    Von diesem Zeitpunkt an hatte Nathaniel sein ganzes Leben darauf ausgelegt, den Respekt seines Vaters zu gewinnen. Ohne zu zögern kehrte er seinem bisherigen Leben den Rücken. Sein Vater war ein Held, und eines Tages wäre auch er einer.
    Also verbesserte er sich in allen erdenklichen Fähigkeiten. Er trainierte seinen Geist, trieb Sport, lernte alles über Pferde und über das Schießen – er interessierte sich für alles, was ihm als Spion nützlich erschien. Dann wartete er auf eine Einladung in den Liar’s Club – in dieses Geheimbüro.
    Es dauerte eine Weile, bis Nathaniel bemerkte, dass seinem Vater seine Veränderung nicht aufgefallen war.
    Aber Lord Liverpool.
    Von seinen Reminiszenzen erschöpft, atmete Nathaniel tief ein.
    Rauch?

    Er rannte zu der geschlossenen Tür seines Studierzimmers und riss sie auf. Dichter schwarzer Rauch quoll ihm entgegen. »Feuer!«, brüllte er. »Feuer!«
    Binnen Sekunden war er die Treppe zu Willas Schlafzimmer hochgerannt. Er warf ihr ihr Negligee zu. »Schnell! Keine Zeit, dich anzuziehen!«
    Sie rannte ihm hinterher, nachdem sie sich erst ihr Nachthemd und dann ihr Negligee übergeworfen hatte. Im Feuer umzukommen hörte sich nicht so schlimm an, wie von einer steifen Brise bloßgestellt zu werden.
    Nathaniel rannte durchs Haus und versicherte sich, dass alle aufgewacht waren und sich auf den Weg nach draußen begaben. Er schob Willa hinter den anderen her. »Geh in den hinteren Garten und warte da auf mich«, rief er in die allgemeine Verwirrung. »Ich muss nachsehen, dass die Dienstmädchen es alle aus dem Dachgeschoss schaffen.«
    Als sie mit den anderen weiblichen Bewohnern Reardon Houses im feuchten Hof stand, versuchte sie sich nicht von den ungeheuren Mengen an Rauch, die aus den offenen Fenstern und Türen quollen, einschüchtern zu lassen.
    »Wehe, du stirbst, Nathaniel Stonewell«, murmelte sie ihm mit fester Stimme hinterher. »Ich habe noch etwas mit dir vor.« Ohne die Tür, durch die er im Haus verschwand, aus den Augen zu lassen, überquerte sie den Hof und stellte sich zu Myrtle, Victoria und einer der Ohnmacht nahen Daphne.
    »Ist es da drin sehr gefährlich?«, fragte Daphne mit Blick auf das Haus. »Glaubt ihr, dass er in Gefahr ist?«
    Willa sah, wie blass die blonde Frau war und wie deutlich ihre Anspannung daran zu erkennen war, dass sie sich auf die Unterlippe biss. Die kühle, distanzierte Daphne sorgte sich also doch um ihn. Aber Willa war nicht eifersüchtig, denn Nathaniel scherte sich nicht um Daphne. Arme Daphne.

    Dann erinnerte sich Willa an die kühle Zurückweisung durch Nathaniel, die sie am frühen Abend erfahren hatte.
    Arme Willa.
    Es kam ihr wie Jahre vor, aber wahrscheinlich waren es nur Minuten, bis Nathaniel mit der weiblichen Dienerschaft aus dem rauchigen Innern des Hauses auftauchte. Sie husteten alle und waren rußverschmiert, sonst fehlte ihnen nichts.
    Willa warf ihm die Arme um den Hals. »Ich wusste, dass es diesmal nicht der Fluch sein konnte«, sagte sie zu ihm mit tränenerstickter Stimme.
    Ohne ein Wort setzte er sie auf dem Boden ab. »Es waren nur Vandalen«, erklärte er der Gruppe im Garten. »Die Tapete ist etwas verschmutzt, aber es ist kein irreparabler Schaden entstanden.«
    Als die erleichterten Bewohner sich auf den Weg zurück ins Haus machten, schaute Willa sich um. »Wo ist Mr D… Mr Porter?«
    Nathaniel schaute grimmig. »Auf halbem Weg zu den Docks, würde ich sagen. Er hat das Leinen, mit dem er das Feuer entzündete, fest genug zusammengerollt, um es über Stunden glimmen zu lassen. Dann hat er es den Kohlenschacht hinuntergeworfen. Wenn es nicht von den Kohlen

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