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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ertragen könnt, sie daran zu binden.«
     
    Liverpool hatte Recht. Es könnte immer wieder ein Feuer geben, einen Vorfall wie in Wakefield, ein Zusammentreffen mit einem Kerl wie Finster. Früher oder später wären es nicht mehr nur Dreck oder scharfe Worte oder ein rauchiges Ablenkungsmanöver. Irgendwann konnte es viel gefährlicher werden.
    Sogar tödlich.
    Er kannte Willa. Er wusste, dass sie ihn niemals verlassen würde. Noch konnte er sie dazu zwingen. Er könnte sie auf seinen Landsitz schicken, aber er wusste genau, dass sie wieder zurückkommen würde. Auch Derryton würde sie nicht behalten. Himmel, wahrscheinlich würden sie für ihre Rückreise mit der Postkutsche sogar sammeln. Selbst wenn er sie gefesselt und geknebelt auf ein Schiff nach Afrika verbringen ließe, würde sie, sobald sie den Knebel los wäre, den Kapitän so lange bearbeiten, bis er sie nach Hause zurückbrächte.
    Nathaniel legte seine wunden Fäuste auf den Schreibtisch in seinem Studierzimmer in Reardon House. Er atmete tief ein. Dann noch einmal. Schließlich stieß er sich vom Tisch ab und ging zur Brandykaraffe hinüber, die immer gefüllt auf seinem Schrank bereitstand, obgleich die Dienstboten noch nie gesehen hatten, dass er davon etwas trank.
    Er schnappte sich ein Glas und goss es schwungvoll ein. Er starrte es lange an. Seit dem Tag, an dem er erfahren hatte, wer sein Vater war, dem Tag, als er selbst beschlossen hatte, wer er sein wollte – seit jenem Tag hatte er nichts mehr getrunken.
    Er stürzte das volle Glas in einem Zug hinunter, dann füllte er es erneut.
    Die Kobra trank keinen Alkohol. Die Kobra kontrollierte
ihre Gefühle, behielt einen kühlen Kopf und eine ruhige Hand.
    Das war keine Aufgabe für die Kobra. Es war eine Aufgabe für den dunklen Mann in ihm.
    Nathaniel warf den Kopf in den Nacken und stürzte das zweite Glas hinunter. Schon konnte er fühlen, wie die Hitze an den Wänden seiner Selbstbeherrschung züngelte.
    Das war keine noble Tat – kein feiner, schützender Akt.
    Er würde etwas Schönes zerstören.
    Er würde Willa brechen.
     
    Oben wartete Willa in Nathaniels Schlafzimmer. Sie schürte das niedergebrannte Feuer und kletterte schließlich auf sein riesiges Bett, um die Flammen zu betrachten. Im Zimmer war es warm, doch ohne ihn fröstelte sie. Sie zog seinen Morgenrock über ihre Füße und legte ihren Kopf auf sein Kissen. Hier würde sie auf ihn warten.
    Es musste eine Weile vergangen sein, denn das Feuer war wieder weit heruntergebrannt. Aber ihr kam es vor, als hätte sie gerade erst die Augen geschlossen, als sie von einem kratzenden Geräusch geweckt wurde.
    Nathaniel beugte sich tief über einen Stuhl und mühte sich vergeblich mit seinen Stiefeln. Willa wurde traurig. Er war betrunken, das sah sie ihm an. Wenn man über einem Schankraum aufgewachsen war, erkannte man einen Betrunkenen, wenn er vor einem stand.
    Er stolperte, dann ließ er sich schwerfällig auf dem Boden nieder. Aber selbst mit beiden Händen konnte er sich die Stiefel nicht ausziehen.
    »Oh, um Himmels willen«, murmelte Willa und schlüpfte aus dem Bett, um ihm zu helfen. Sie hockte sich neben ihn, schob seine Hände von seinem Stiefel und schaute ihn ver ärgert an.
    »Lass mich …« Sie keuchte auf und ließ beim Anblick
seines Gesichtes vor Entsetzen seinen Fuß fallen. »Lieber Gott, Nathaniel, wer hat dir das angetan?«
    »Klasse Schlägerei … schade, dass du’s verpasst hast … dein rechter Haken hätt mir gute Dienste erwiesen.«
    Sie konnte es nicht glauben. Männer und ihre Schlägereien! Sie stand auf, um eine Kerze anzuzünden, und holte die Schüssel und das Tuch vom Waschtisch.
    Er versuchte aufzustehen, als sie zurückkehrte, aber sie drückte ihn runter. »Du kannst genauso gut auf dem Boden bleiben. Ich habe das Gefühl, dass du über kurz oder lang sowieso hier enden wirst. Außerdem komme ich so besser an dich ran.« Sie tauchte das Tuch ins Wasser und fing an, damit sein Gesicht zu reinigen. »Ich muss dir wirklich beibringen, wie du dich mit der Linken schützt. Du hättest sie nicht an dich rankommen lassen dürfen.«
    »’s mach keinen Spaß, wenn’s nich n bisschen blutet«, entgegnete er liebenswürdig. Er blinzelte sie an. »Die andern sehn viel schlimmer aus als ich.«
    »Sei nicht so selbstzufrieden. Dick kann durch eine Wirtshausschlägerei waten und hat danach nichts als ein paar aufgeschürfte Fingerknöchel.«
    »Äh, ja … aber er is ja auch riesengroß.«
    »Das bist du

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