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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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größer wurde, wie es zerriss, so wie er ihr Nachthemd zerrissen hatte. Und dann floss alles Dunkle aus dem Riss in seinem Herzen.
    Seine Furcht, dass er sie durch seine Entehrung in Gefahr bringen könnte. Die Verzweiflung, dass er ihrer nie würdig wäre. Die Trauer beim Anblick seines sterbenden Vaters. Der Schmerz, der dadurch verursacht wurde, dass er keine Gelegenheit mehr hatte, sich in den Augen seines Vaters zu rehabilitieren.
    Die Gefühle wallten in ihm auf, und er hielt sich an Willa fest. »Verlass mich nicht«, flüsterte er heiser. »Es tut mir so Leid. Ich brauche dich. Bitte verlass mich nicht.«
    Er fühlte, wie sie ganz langsam die Arme um ihn legte, locker und sehr vorsichtig zunächst, doch dann hielt sie ihn fest. Eine riesige Welle der Erleichterung überschwemmte ihn und schwächte ihn bis ins Mark. Er fiel auf die Knie, rutschte an ihrem Körper herunter, bis er sein Gesicht an ihrem nackten Bauch barg.
    Er rang nach Atem, seine Gefühle jagten durch seinen Körper wie eine Kavallerie in höchster Not. Ihre Arme umfingen ihn, drückten ihn noch enger an sie. Er klammerte sich an sie.
    Sie würde ihn nicht verlassen. Ungeachtet des Mannes, der er war, oder der Dinge, die er tat. Sie liebte ihn, wie er war. Noch nie hatte ihn jemand so sehr geliebt.

    Bei Willa war er sicher. Bei ihr war er zu Hause. Er ließ den Schmerz aus sich heraus, ließ ihn durchbrennen, ließ die Säure des Verlustes sein Herz verätzen.
    Sie hielt ihn, während er schluchzte, strich ihm übers Haar, wiegte ihn langsam vor und zurück und sagte den einen Satz, an dem er sich festhalten konnte, den einen Satz, der seine zerbrochene Seele wieder heilen würde.
    »Ich liebe dich.«

26. Kapitel
    A m nächsten Morgen erwachte Willa in ihrem eigenen Bett. Sie trug ein neues Nachthemd. Sie setzte sich auf, schaute sich um und versuchte, sich nicht verstoßen vorzukommen. Als Nathaniel und sie zusammen eingeschlafen waren, nachdem sie sich stundenlang zärtlich geliebt hatten, hatte sie sich wie ein Teil von ihm gefühlt.
    Auf der anderen Seite einer verschlossenen Tür, fühlte sie sich jetzt, als habe die emotionale Vereinigung der letzten Nacht gar nicht stattgefunden.
    Dann kam ihr die Idee, dass Nathaniel es vielleicht einfach nicht besser wusste. Wie sollte er auch? Schließlich war er niemals zuvor verheiratet gewesen. Ja, das musste es sein.
    Nun, sie würde sich sofort darum kümmern, diese Wissenslücke zu schließen. Sie zog eines ihrer neuen Kleider an, das im Laufe des gestrigen Tages geliefert worden war, und nachdem sie sich rasch das Haar hochgesteckt hatte, klopfte sie an Nathaniels Tür.
    Auf sein »Herein« hin trat sie ein. Er rasierte sich gerade. Ein frustrierter Kammerdiener sprang um ihn herum.
    »Master Nathaniel, bitte lasst mich … ich bin mir sicher, es wäre besser, wenn … o Gott, nein, so nicht …«
    Nathaniel hielt inne und lächelte Willa entgegen. Er winkte ihr mit dem Rasiermesser. »Guten Morgen.«
    Willa lächelte zurück. Ihre Pupillen weiteten sich beim Anblick des armen Kerls, der offensichtlich Zustände angesichts der Sorglosigkeit bekam, mit der Nathaniel das Rasiermesser handhabte. »Oh, Sir … seid vorsichtig … oje …«

    Nathaniel fuhr sich ein letztes Mal mit dem Rasiermesser über den Hals, dann warf er es – sehr zum Missfallen des Kammerdieners – in die Waschschüssel und trocknete sich das Gesicht mit einem Handtuch. Er drehte sich zu Willa um.
    »Stinson glaubt auch nicht, dass ich alleine essen kann.« Er zog sie an sich und schmiegte seine Wange an ihren Kopf. »Geh jetzt, Stinson.«
    »Ja, Mylord … oje, ist das denn eine Art, ein so feines Werkzeug zu behandeln …« Vor sich hinmurmelnd, räumte Stinson das Rasierzeug zusammen und verließ das Zimmer.
    »Dein Vater wird heute beerdigt«, sagte Willa sanft.
    »Ja. Da die Vorkehrungen schon vor einer Weile getroffen wurden, hielt ich es für das Beste, sofort zu handeln.« Er atmete tief ein. »Hältst du diese Eile für ungebührlich? Glaubst du, dass ich ihm damit keine Ehre erweise?«
    Sie dachte eine Weile darüber nach. »War er ein Mann, der unangenehme Dinge vor sich herschob?«
    Nathaniel schnaubte. »Nicht im Geringsten. Er ging immer sehr entschieden vor.«
    »Gut. Ich denke, damit ist deine Frage beantwortet.«
    »Du hast etwas Neues an.« Er machte einen Schritt zurück und hielt sie auf Armeslänge von sich. »Lass mich dich ansehen.«
    Willa war froh, dass der Schatten, der auf ihm gelegen hatte,

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