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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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»Schau nur!« Willa hielt den Atem an. »Ist er das?«
    Myrtle schaute in Richtung einer reich verzierten Kutsche, die etwas abseits von den anderen stand. Durch das
Fenster konnte man die Umrisse einer stämmigen Person erkennen. Als sie hinsahen, hob die Figur ein Taschentuch an die Augen.
    »Ich glaube schon«, flüsterte Myrtle.
    »Soll ich irgendwas tun?« Willa war in Panik. »Knicksen? Grüßen? In Ohnmacht fallen?«
    »Wenn er gekommen ist, um Lord Reardon zu grüßen, dann wird er das wohl machen. Ich an deiner Stelle würde gar nichts tun.«
    Enttäuscht seufzte Willa. »Richtig. Gar nichts tun.«
    Schließlich saßen Willa und Myrtle wieder in ihrer eigenen Kutsche und warteten auf Nathaniel. Willa beobachtete Nathaniel, der sich für einen Augenblick ans Grab seines Vaters gestellt hatte, jetzt, da alle weggegangen waren, sogar Victoria. Er sah einsam aus, groß und schwarz in seiner Trauerkleidung. Sein Kopf war gesenkt.
    Willa wollte zu ihm gehen. Ihre Gegenwart schien ihm zu helfen, und sie wollte ihm diese Hilfe gewähren. Dann sah sie, wie zwei Gentlemen an ihn herantraten.
    Einer war groß und blond. Der andere war drahtig und wirkte wachsam. Willa beobachtete sie genau, aber sie schienen nur ein paar Worte zu sagen, bevor sie wieder gingen. Als sie fort waren, drehte sich auch Nathaniel um und machte sich auf den Weg zu ihrer Kutsche.
    »Also«, sagte Willa freudig, als er einstieg. »Das waren wirklich zwei gut aussehende Gentlemen. Es fehlte nur noch der Fuchs, und das Quatre Royale wäre vollständig gewesen.«
    Nathaniel warf ihr einen Blick zu. Pures Entsetzen stand in seinen Augen.
    »Was ist?« Willa blinzelte. »Was habe ich gesagt?«
     
    Versagt! Er hatte versagt! Noch einmal!
    Der Mann, der sich in der schäbigen Kammer versteckt
hielt, ging unruhig auf und ab. Was vor wenigen Tagen noch eine glimmende Panik in ihm gewesen war, hatte sich in ein loderndes Inferno verwandelt. Er warf sich auf den einzigen wackeligen Stuhl des Raumes und barg das Gesicht in den Händen. Wenn er versagte, würde er mit Sicherheit sterben. So viel Arbeit, so viele Jahre der brillanten und umsichtigen Vorbereitung …
    Er richtete sich langsam auf. Kühner Wahnsinn ersetzte die Sorge in seinem Innern. Vielleicht war es an der Zeit, die Taktik zu wechseln. Vielleicht war es besser, nicht länger zu planen, die Ereignisse nicht mehr genauestens zu arrangieren.
    Keine Trojanischen Pferde mehr. Keine Bestechungen, keine Manipulationen, kein Vorspielen des tatterigen Narren, um den tödlichen Killer zu verbergen. Jetzt half nur noch der Frontalangriff – oder er starb.
    Der Gewinner siegte auf ganzer Linie.
     
    Lord Liverpool, der Premierminister Englands, schritt unruhig auf dem Läufer im Salon hin und her. Willa konnte es einfach nicht fassen. Sein Wutanfall hielt eine Weile an, lange genug, dass sie sich daran gewöhnen konnte.
    »Ihr wollt mir wirklich erzählen, dass Ihr in Derryton ein Buch hattet, in dem die Geschichte und die Aktivitäten der Royal Four beschrieben wurden? In allen Einzelheiten, sodass jeder es lesen konnte?«
    »Du meine Güte, nein!« Also wirklich. »Es war auf Latein und außerdem kodiert.«
    Sowohl Liverpool als auch Nathaniel sahen sehr erleichtert aus, also fuhr Willa fort: »Ich habe über ein Jahr für die Übersetzung gebraucht, erst dann konnten alle in Derryton es lesen.«
    »Und sie hat es wirklich gut gemacht!«, warf Myrtle unbekümmert ein.

    »Also, es war wirklich sehr beliebt«, sagte Willa bescheiden. »Ich habe oft am Abend in der Schänke daraus vorgelesen. Die Gäste waren immer sehr brav, wenn ich das tat.«
    Nathaniel setzte sich hin, als hätten seine Knie nachgegeben. »Essig.«
    Willa lächelte ihn an. »Genau.«
    »Was faselt Ihr da, Reardon?«, fragte Liverpool schnippisch.
    »Mir ist nur gerade eingefallen, woher Foster so genau wusste, wo er nach ihr zu suchen hatte.« Nathaniel musste unwillkürlich glucksen. »Du hast dich wirklich schrecklich gelangweilt, nicht wahr, Wiesenblume?«
    Willa nickte ernst. »Ich war eine echte Plage, bevor ich lesen konnte.« Lord Liverpool schien immer noch sehr ver ärgert. Willa wandte sich an Nathaniel. »Es ist ja nicht so, als hätte ich ein Geheimnis darum gemacht. Ich habe dir davon erzählt. Die Sache mit der Königskobra, erinnerst du dich?«
    Er nahm ihre Hand. »Ja, das hast du. Es tut mir sehr Leid, dass ich dein Angebot, es mir zu zeigen, nicht angenommen habe.« Nathaniel schaute zu Liverpool auf. »Was

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