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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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was Willa nicht schon jeden Tag ihres
Lebens gesehen hatte, räusperte sie sich und startete einen neuen Versuch, sich mit ihrem Mann zu unterhalten.
    »Falls es dir unangenehm ist, dass du letzte Nacht nicht in der Lage warst, mich zu beschlafen, solltest du versichert sein, dass ich es diese Nacht wieder versuchen werde«, rief sie ihm zu.
    Doch dann fiel ihr ein, dass sie gehört hatte, Männer seien in diesem Punkt etwas empfindlich.
    »Nicht, dass ich es eilig hätte oder so. Fühl dich nicht gedrängt.«
    Nichts. Kein Nicken, kein einziges Wort.
    »Wenn es dir erst mal wieder etwas besser geht, hast du bestimmt keinerlei Probleme, deine Pflicht zu erfüllen, da bin ich mir sicher.«
    Immer noch keine Reaktion. So würde das nie etwas werden. Sie holte tief Luft und hob die Stimme. Sie verfügte über ein wunderbar lautes Organ, denn sie hatte sich oft über dem allgemeinen Stimmengewirr im Schankraum verständlich machen müssen.
    »Entschuldige bitte, dass ich deine Studien über den Stra ßenstaub störe, aber ich muss es wissen. Siehst du, es ist nämlich wirklich ziemlich notwendig, dass du dazu in der Lage bist. Du kannst doch, oder?«
    So. Das musste er gehört haben. In einigen Meilen Entfernung hatten die Leute wahrscheinlich noch jedes Wort verstanden.
    Nathaniel zügelte seinen Wallach und seinen Zorn. Er drehte sich im Sattel um und schaute zu, wie die Teufelin neben ihn ritt. »Ich glaube kaum, das meine diesbezüglichen Fähigkeiten ein Thema sind, das auf offener Straße erörtert werden sollte«, sagte er eisig.
    Trotz seines Zorns freute sie sich. »Nun, ich will es wissen. Ich habe dir während der letzten beiden Tage ziemlich viele Fragen gestellt, von denen du keine beantwortet hast.«

    Das war eine schamlose Untertreibung. Nathaniel hatte aufgehört, ihre Fragen zu zählen, als er bei hundert angelangt war. »Was bist du doch für ein seltsames Wesen.«
    »Das mag sein. Aber ich fürchte, du musst diese Frage beantworten, zu deiner eigenen Sicherheit.«
    »Meine Sicherheit hängt davon ab?« Nathaniel neigte den Kopf. »Ja, dann. Ich habe noch niemals Probleme damit gehabt – wenn ich ausreichend interessiert war.« Das sollte diesem eher unnötigen Thema ein Ende setzen. Er drehte sich um und ritt los.
    Die Stute kam wieder neben ihn. »Bist du?«
    Er würde sich nicht wieder umdrehen. »Bin ich was?« »Bist du ausreichend interessiert?« Ihr Tonfall war beiläufig. »An mir?«
    Wieder hielt Nathaniel an und drehte sich um, um sie anzusehen. »Du bist so seltsam!«
    »Du wiederholst dich. Meine Mutter hat mir beigebracht, dass nur Menschen ohne Fantasie sich wiederholen.«
    »Ich werde mich bemühen, mich zu bessern. Du bist unglaublich seltsam.«
    »Ja. Ich glaube, darauf hatten wir uns geeinigt. Aber ich kann nichts dafür, musst du wissen. Ich bin eine Waise.«
    »Ah, das erklärt natürlich alles.« Nathaniel gab seinem Wallach kaum wahrnehmbar die Sporen, um ihn zu einem schnelleren Trab anzutreiben.
    Das anmutige Trappeln der Stute erklang neben ihm, aber Nathaniel weigerte sich, es wahrzunehmen. »Es hilft nichts, mich zu ignorieren. Das hat es noch nie.«
    Nathaniel seufzte tief, obgleich er Seufzen aus Prinzip verabscheute. »Das glaube ich aufs Wort. Wie war noch mal deine Frage?«
    »Bist du ausreichend interessiert daran, mit mir zu kopulieren?«
    Kopulieren? Woher hatte sie nur dieses Wort? »Nein.«

    Stille. Nathaniel konnte es kaum glauben. Vorsichtig schielte er zur Seite, nur um sicherzugehen, dass sie nicht tot war oder dergleichen. Sie atmete noch, aber auf ihr Gesicht hatte sich ein solch konzentrierter Ausdruck gelegt, dass Nathaniel sich ernsthaft um sie sorgte.
    »In Derryton hielt man mich für recht attraktiv. Ich hatte Verehrer ohne Ende, musst du wissen. Natürlich sah keiner von ihnen so gut aus wie du, aber für meinen Geschmack bist du schon fast ein bisschen zu hübsch.«
    »Ich bin nicht hübsch!« Verdammt, sie tat es schon wieder. Nathaniel atmete tief ein und zählte bis zehn. Dann holte er noch einmal Luft und zählte bis zwanzig. Sein Ärger ließ nach, und er hoffte sehr, sie wäre endlich fertig …
    »Ich werde mir dann wohl die Haare schneiden müssen«, sagte sie nachdenklich.
    Nathaniel fing an zu verstehen, warum die Leute im Dorf so erpicht darauf gewesen waren, Willa loszuwerden. Das Mädchen war verrückt wie eine eingesperrte Katze. Nathaniel lenkte Blunt etwas zur Seite, nur für den Fall, dass sie eine versteckte Waffe mit sich

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