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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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haben.« Sie lächelte ihn vorsichtig an. »Wie du.«
    »Ich bin nicht giftig«, korrigierte Nathaniel sie, auch wenn eine Stimme in ihm ihn daran erinnerte, dass seine Schande sehr wohl auch ihr Leben vergiften könnte.
    Sie zuckte die Schultern. »Ich habe nicht behauptet, dass mein Vergleich perfekt ist.«
    »Ich habe mich dir gegenüber nie ›aufgeplustert‹ – jedenfalls bisher noch nicht.«
    Nathaniel war nicht allzu glücklich über ihren Scharfsinn. Wer hätte gedacht, dass ein so kurvenreiches Mädchen vom Lande über einen so wachen Verstand verfügte? Wenn an der Sache nur nicht mehr dran war.
    Willa seufzte. »Es ist nur ein Spiel«, sagte sie langsam, als hätte sie es mit dem Dorftrottel zu tun.
    Nathaniel schaute finster. »Dann hast du also entschieden, dass ich eine Kobra bin. Was macht das für einen Unterschied?«
    »Nein – nicht irgendeine Kobra. Eine Königskobra. Ophiophagus hannah. Ich habe ein Buch, in dem sie sehr gut beschrieben sind. Sie leben in Indien. Sie sind sehr groß und sehr schön, aber sie sind von allen Kobras die scheuesten. Sie würden vor einem Kind das Weite suchen.«
    Herrlich. Jetzt bin ich also eine feige Schlange. » Genug jetzt. Du warst gerade dabei, mir zu erklären, wie ich bewusstlos am Wegesrand gelandet bin.«

    »Ich würde mich lieber weiter über Schlangen unterhalten.«
    »Willa!«
    Sie schnaufte. »Na gut. Es wird gemeinhin als Tatsache aufgefasst, dass ich verhext bin. Und das nicht nur in Derryton und Edgeton, sondern auch in allen umliegenden Farmen und Dörfern.«
    Teufel! Und er hatte sie für gebildet gehalten. Sie war doch nur ein abergläubisches Bauernmädchen. »Du glaubst doch nicht an solchen Unsinn, oder?«
    »Wenn es nur Unsinn wäre! Ich wünschte, es wäre einfach nur irgendeine dumme Geschichte. Aber am meisten wünschte ich, sie würde von jemand anderem handeln.«
    Nathaniel rieb sich den Nacken. »Dann glaubst du also, dass du verhext bist?«
    »Einige behaupten, dass ich die Hexe bin.«
    Ha! Wohl eher ein Biest. »Wer würde so etwas behaupten?«
    Sie hob den Daumen. »Wesley Moss, zum Beispiel.«
    Nathaniel nahm all seine Geduld zusammen. »Willa, würdest du mir bitte liebenswürdigerweise alles erzählen, damit ich dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen muss? Du glaubst also, du hättest Pech?«
    »Oh, nein. Ich habe wunderbares Glück. Ich bin immer die Erste, die im Frühjahr Beeren findet, und meine Kuchen fallen nie in sich zusammen. Es trifft immer nur meine Verehrer.«
    »Wie diesen Wesley Moss?«
    »Ja. Der arme Wesley war einer meiner berühmteren Fälle. Sicherlich lag das daran, dass er tatsächlich so weit ging, mich zu küssen. Oder es zumindest versuchte.«
    »Was ist ihm denn passiert? Hat die böse Hexe ihn umgebracht?« Nathaniel lächelte süffisant.
    Willa schüttelte ernst den Kopf. »Nein, Gott sei Dank.
Obwohl er nah dran war. Aber er erlangte nach nur wenigen Wochen wieder das Bewusstsein, ich habe gehört, er soll auch wieder laufen können.«
    Nathaniel war entsetzt. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Ich habe gar nichts gemacht. Es ist ja nicht mein Fehler, dass er in den Mühlenbach gefallen ist. Ich habe nur versucht, ihn fortzuschubsen. Er hätte besser aufpassen sollen, dass sein Fuß sich nicht so in meiner Strickerei verfing.«
    »Dann verletzte er sich also, als er in den Bach fiel?«
    »Nein, nein. Vom Bach ist er nur nass geworden. Das Mühlrad hat ihn so zugerichtet.«
    »Er ist unter das Mühlrad gefallen?«
    »Nicht direkt. Erst als die kleine Brücke unter ihm zusammenbrach, als er herauszuklettern versuchte.«
    »Die Brücke?« Lieber Gott, vielleicht war sie tatsächlich verhext.
    »Ja. Er fing gerade den dicken Stecken auf, den ich ihm zugeworfen hatte, um ihm herauszuhelfen. Oder vielmehr versuchte er, ihn aufzufangen. Er hätte den Flügel der Mühle besser nie losgelassen.«
    »Nein, natürlich nicht. Wie leichtsinnig von ihm«, sagte Nathaniel matt. Die Geschichte von Wesley Moss gab ihm das Gefühl, heute Mittag auf der Straße seinem eigenen Tod nur knapp entronnen zu sein.
    »Also, damit wäre alles klar. Verhext.«
    Nathaniel war verwirrt. Was hatte das alles damit zu tun, dass er bewusstlos am Wegesrand gelegen hatte?
    »Dann hast du also einen Stecken nach mir geworfen?«
    »Oh nein.« Willa schüttelte ernst den Kopf. »Ich werfe keine Stecken mehr. In deinem Fall war es ein Stein. Ich versuchte gerade, eine Wildererfalle unschädlich zu machen, bevor ein armes Igelchen sein

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