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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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rasch. Willa war keine Expertin, was diese Dinge betraf, aber aus ihrer Sicht handelte es sich um eine eher gezwungene, oberflächliche Verbeugung.
    »Willkommen zu Hause, Mylord. Wir haben Euch nicht erwartet.«
    »Hammil, die Fenster sind alle erleuchtet«, sagte Nathaniel ruhig. »Ich nehme an, dass die Familie immer noch da ist?«
    Familie? Erschrocken wandte sich Willa zu Nathaniel, der unverwandt das goldene Licht betrachtete, das aus den vielen kleinen Fenstern schien. Er sah zugleich grimmig und wehmütig aus.
    Nathaniel hatte eine Familie? Willa war zu müde – und zu sprachlos -, ihn jetzt danach zu fragen. Aber später …
    Das stelle man sich vor! Brachte er sie doch so, wie sie aussah, hierher, ohne auch nur die kleinste Vorwarnung, um seine Familie zu treffen.
    Dafür würde er bezahlen. Später.
    Sie konnte sich jedoch räuspern, wenn auch nur krächzend, um Nathaniel an ihre Existenz zu erinnern. Er schaute sie reumütig an. »Verzeih. Hammil, diese Dame ist meine Verlobte, Miss Trent. Sorge dafür, dass es ihr an nichts fehlt.«
    Der Butler warf ihr einen schockierten Blick zu, bevor er seine hochmütige Kontrolle wieder erlangte. Er verbeugte sich nochmals. »Selbstverständlich, Mylord.«

    Hammil gab einem der Diener ein unmissverständliches Zeichen, sich Nathaniels Gepäck anzunehmen, und wandte sich abrupt ab.
    Jeder weitere Gedanke über Nathaniels merkwürdiges Verhalten wurde aus Willas Kopf verdrängt, als sie sich langsam darüber bewusst wurde, wie prachtvoll ihre Umgebung war.
    Die Eingangshalle war so groß, dass sich Willa vorkam wie eine Erbse am Boden einer Schüssel. Eine imposante Treppe schwang sich an den Seiten des Raumes nach oben bis zu einem Kuppeldach, das mit Wolken und zahlreichen spärlich bekleideten Putten verziert war.
    »Oje«, murmelte sie vor sich hin. »Den ganzen Weg zum Himmel über eine Treppe? Nein, danke. Ich nehme lieber den üblichen Weg.«
    »Madam?«
    Willa riss ihren Blick von der Decke los und begegnete dem des Butlers. Der Kerl war von seiner eigenen Bedeutung so steif geworden, dass er wahrscheinlich Mühe hatte, sich selbst die Schuhe zu binden.
    Wo war Nathaniel hin? Er war verschwunden, während sie vom Anblick der Decke abgelenkt war. Sie war allein mit dem Butler.
    Er musterte sie mit solch strenger Höflichkeit, dass sie das Verlangen verspürte, ihm eins mit ihrer Tasche überzuziehen. Sie richtete sich so gerade auf, wie sie nur konnte, und hob fragend eine Augenbraue. Dann hielt sie ihm ihre Tasche entgegen.
    Seine Pupillen verengten sich angesichts dieser offenkundigen Kampfansage. Sie wartete und ermahnte sich, den Eindruck angeborener aristokratischer Erwartung zu erwecken.
    Der Butler dachte über ihre Stellung nach. Sein Blick ruhte für einen Augenblick auf ihrem ruinierten, verknautschten Kleid und wanderte dann zu ihrer Tasche.
Schließlich starrte er ihr in die Augen. Es war ein Wettbewerb der Willenskraft.
    Fast hätte Willa gelächelt. Im Niederstarren war sie unbesiegt. Irgendetwas an ihren blauen Augen machte die anderen immer fertig. Sie machte sich auf einen schönen, langen Kampf gefasst, denn Hammil sah aus, als sei er an seine Rolle als Despot gewöhnt.
    Der Butler brach binnen kürzester Zeit den Blickkontakt ab. Sie war fast ein bisschen enttäuscht.
    Mit den Spitzen seiner behandschuhten Finger nahm er ihre Tasche entgegen und deutete in Richtung Treppe.
    Willa wusste, dass sie entsetzlich aussah, aber daran war sie gewöhnt. Außerdem wollte sie diesem eingebildeten Pinsel nicht die Genugtuung geben, es einzugestehen. Sie hob das Kinn, warf ihm einen hochnäsigen Blick zu und schwebte majestätisch die vergoldete Treppe empor.
    Es wäre alles wunderbar gewesen, wenn sie nicht auf halbem Weg außer Puste gewesen wäre. Gnade! Ihre Beine waren so steif! Willa zwang sich dazu, die vor Belustigung zuckenden Lippen des Hausdieners zu ignorieren, und zog sich Schritt für Schritt am glasglatten Handlauf nach oben.
    Oben angelangt, winkte sie ihn an sich vorbei, wobei sie versuchte, ihr Keuchen zu unterdrücken. Mit einem Mal erschien ihr der Himmel als gar nicht so schlecht gewähltes Sujet für die Decke, denn die Treppe würde sie wahrscheinlich noch umbringen.
    Sie wurde einen eleganten Flur entlang zu einer der zahlreichen polierten Türen geführt. Mit einer Hand drehte der Butler den Türgriff, während er ihr mit der anderen gebot einzutreten.
    Es war das schönste Zimmer, das Willa jemals gesehen hatte, wie ein

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