Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
sich einfach ausdrücken, aber er hatte die Instinkte eines wahren Gentleman.
    Nathaniel wischte seine Bedenken beiseite. Narbengesichtige Bettler aus Wakefield hatten mit seinem Auftrag nichts zu tun. Er war hinter Foster her.
    Nathaniel saß auf, wendete Blunt und lenkte den Wallach in Richtung Straße. Er hob einen Arm zum Abschiedsgruß, aber der Mann stand nur da und sah ihnen hinterher.
    Willa versuchte ihm zum Abschied zuzurufen, aber es kam nur ein unhörbares Krächzen.
    Sie hatte die Stimme verloren. Wie ärgerlich! Gerade jetzt, da sie sie am dringendsten brauchte, um Nathaniel
Stonewell, Lord Reardon, davon zu überzeugen, dass nichts auf der Welt, und schon gar kein Bad im Schlamm, sie dazu bringen würde, ihn zu verlassen.
     
    Es war schon dunkel, als sie in Mayfair ankamen. Der Nebel war vom Fluss aufgestiegen und hatte sich über alles gelegt, sodass sie nichts Interessantes sehen konnte. Sie vernahm nur den Lärm der Straße, die verschwommen im Licht der Gaslaternen vor ihr lag.
    Nach und nach kamen sie in immer ruhigere Straßen, bis das lauteste Geräusch das von den Bäumen tröpfelnde Wasser war. Hin und wieder miaute eine Katze.
    Manchmal vernahm Willa Gelächter und Musik aus den Häusern an beiden Seiten der Straße, aber sie konnte nichts erkennen. Die Gebäude waren nur Schatten, aus denen unregelmäßige Lichtflecken fielen.
    Eine Kutsche fuhr einen kurzen Moment neben ihnen, und Willa bemerkte, dass der Nebel sich etwas gelichtet hatte, denn sie konnte die edlen Pferde und das reich verzierte Wappen an der Tür der Kutsche erkennen. Die Insassen der Kutsche sahen auch sie, und Willa vernahm eine unverkennbare Mischung aus Empörung und höhnischem Gelächter.
    Nathaniel schien von all dem nichts mitzubekommen oder aber es bewusst zu ignorieren. Willa machte es ihm nach und blickte trotz ihrer Neugier starr geradeaus.
    »Ich muss schon sagen«, ertönte eine schleppende weibliche Stimme. »Es sieht ganz danach aus, als hätte Lord Treason eine neue Stute.«
    Eine männliche Stimme entgegnete: »Und ein weißes Pferd dazu.«
    Diese geistreiche Bemerkung wurde von ausgiebigem Gekicher beantwortet. Dann zog die Kutsche an ihnen vorbei, und sie waren wieder allein auf der Straße.

    Willa war eingenickt und wäre fast aus dem Sattel gerutscht, als die Stute sich plötzlich nach links wandte. Dann erblickte sie ihr Ziel und wäre dieses Mal beinahe wirklich vom Pferd gefallen.
    Sie befanden sich am Anfang einer langen, geschwungenen Auffahrt, die zu einem prachtvollen Haus führte. Es war riesig und schien in den verschwommenen Resten des Nebels einige Meter über dem Boden zu schweben. Aus allen Fenstern fiel Licht, und Willa musste unwillkürlich an den immensen Kerzenverbrauch denken.
    Als sie näher ritten, wurde das Haus nur noch imposanter. Sie erkannte jetzt feinste Verzierungen über jedem Fenster und knifflige Steinmetzarbeiten an allen Ecken.
    Lord Reardon. Wahrhaftig.
     
    Als Nathaniel und Willa den akribisch gefegten Platz vor dem Haus erreichten, öffnete sich langsam die massive, mit Schnitzereien verzierte Holztür, und ein Schatten zeichnete sich vor dem aus dem Inneren des Hauses fallenden Licht ab. Nathaniel hielt an und starrte hinauf zu den hell erleuchteten Fenstern, als habe er keine große Lust, den Ort zu betreten, zu dem er sie so erbarmungslos gehetzt hatte.
    Willa selbst hatte genug vom Reiten. Es gelang ihr, ihre lahmen Beine aus den Steigbügeln zu befreien und ohne Hilfe vom Rücken ihrer Stute zu gleiten. Sie zog das kleine Säckchen, das ihre absolut notwendigen persönlichen Besitztümer beinhaltete, hinter dem Sattel hervor und humpelte zur Seite, als ein Stallbursche vortrat, um die Stute fortzuführen. Müde lächelte Willa ihn dankbar an, aber der Bursche warf ihr nur einen argwöhnischen Blick zu.
    Willa hoffte, dass die Stute nun endlich ausruhen konnte, unterdrückte selbst ein Gähnen und ging zu ihrem Mann. Sie erreichte Blunt, als der Schatten aus dem Hauseingang vortrat. Seiner Kleidung und seinem höchst arroganten Gesichtsausdruck
nach zu urteilen handelte es sich um den Butler.
    Moira hatte sie vor Butlern gewarnt. Der Butler war tonangebend für alle Bediensteten des Hauses.
    Nathaniel saß schließlich ab und reichte, ohne weiter darauf zu achten, Blunts Zügel einem Stallburschen. Er verabschiedete den Wallach mit einem geistesabwesenden Klaps auf die breite Kruppe. Als das Pferd weg war, stand der Butler direkt vor ihnen. Er verbeugte sich

Weitere Kostenlose Bücher