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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Selbstvergessenheit, bevor er sie wegschicken würde. Eine Nacht, um ihn für immer warm zu halten.
    Aber es war schlimmer, einen Augenblick der Wärme in eisiger Kälte zu erleben. Man war erschüttert, litt am Verlust
und zitterte nur noch mehr, wenn es vorüber war. Es würde ihn umbringen, wenn er von ihrer Wärme kostete, nur um dann in die Eiseskälte seiner Einsamkeit zurückzukehren.
    Daran würde er mit Sicherheit zerbrechen.
    Er musste gehen. Er wurde in der Kammer erwartet.
    Peinlich bedacht, sie nicht anzufassen, verließ er seine Frau mit dem denkbar zartesten Kuss auf ihre Lippen.
     
    Die Kammer in den staubigen Tiefen des Westminsterpalastes hatte sich seit dem letzten Mal, als Nathaniel sie aufgesucht hatte, nicht verändert. Vielleicht roch es etwas muffiger. Nathaniel war sich ziemlich sicher, dass der Löwe wieder darin geraucht hatte. Hoffentlich würde die ältere Nase des Premierministers den Geruch nicht ausmachen.
    Nathaniel setzte sich auf den Stuhl der Kobra. Der Falke und der Löwe waren bereits anwesend, ebenso Lord Liverpool, der einst die Kobra gewesen war, bevor er von diesem Amt zurückgetreten war, um seinem Land als Premierminister zu dienen.
    Selbstverständlich saß Liverpool nicht mit am Tisch, aber Nathaniel sah, wie er den Stuhl der Kobra beäugte. War das verschleierte Sehnsucht im Blick des Premierministers, oder ärgerte er sich nur über den Staub auf den Schnitzereien?
    Nathaniel war sich nur zu bewusst, dass er bei der Besetzung der Kobra zweite Wahl gewesen war. Dalton Montmorency, Lord Etheridge, war Liverpools designierter Nachfolger gewesen. Der Premierminister hatte Dalton immer noch nicht verziehen, dass er zurückgetreten war, um den Liar’s Club zu führen, als Simon Raines beschlossen hatte, dieses Amt wegen seiner Frau aufzugeben.
    Aber egal, ob er damals zweite Wahl gewesen war – jetzt war Nathaniel die Kobra, mit aller Macht und allen Pflichten, die dieses Amt mit sich brachte. Die Ehre war überwältigend,
und die Bürde brach ihm das Kreuz. Aber es gab nichts und niemanden auf der Welt, der ihn bezweifeln ließe, dass das Amt jede einzelne Stunde der Entehrung wert war. Er war die Kobra. Ohne Zweifel. Ohne Bedauern.
    Liverpool wandte sich an die drei. »Sir Foster könnte versuchen, die Kobra von sich aus zu kontaktieren. Er floh vor der letzten Konfrontation, sodass er keine Ahnung hat, wie die Lilienritter zu ihrem Ende gefunden haben. Möglicherweise glaubt er immer noch, die Kobra stehe loyal zu den Franzosen.« Er schaute Nathaniel in die Augen. »Ihr könntet Euch entsprechend in der Öffentlichkeit verhalten. Es könnte ihm Mut machen, Euch anzusprechen.«
    Nathaniel nickte höflich zu Liverpools bestimmendem Tonfall. Rang war eine delikate Angelegenheit. Der Premierminister war sich durchaus bewusst, dass er hier nur beratende Funktion hatte. Aber es hatte keinen Sinn, ihn mit der Nase darauf zu stoßen, dass er sich freiwillig hatte degradieren lassen.
    Jedenfalls so lange nicht, wie Nathaniel nicht mit ihm uneins war.
    »Als ersten Tagesordnungspunkt möchte ich ankündigen, dass ich bald heiraten werde.«
    Die Glückwünsche waren herzlich, aber Nathaniel sah die Zweifel, die seine Worte bei den beiden anderen und Liverpool hervorgerufen hatten. »Ja, ich weiß, dass es etwas plötzlich kommt. Ich traf sie unterwegs nach London, etwa zur selben Zeit, als ich Fosters Spur verlor …« Vielleicht war es besser, so wenige Worte wie möglich über die genauen Umstände zu verlieren.
    »Dann kommt sie also vom Land«, stellte Liverpool fest. »Weiß sie über Eure derzeitige gesellschaftliche Position Bescheid?«
    Beim Gedanken an den Schlamm, der durch Willas Haar geflossen war, nickte Nathaniel knapp. »Jetzt schon.«

    »Hm«, war alles, was Liverpool dazu zu sagen hatte.
    Der Löwe reichte ihm über den Tisch hinweg die Hand. »Meine besten Glückwünsche für Euch beide.«
    Der Falke tat es ihm nach, wenn auch möglicherweise etwas ernster. »Ich wünsche Euch ein ruhiges Leben miteinander.«
    Nathaniel verzog bei der Wortwahl des Falken amüsiert die Lippen. »Das halte ich für wenig wahrscheinlich, Ihr nicht?«
    Liverpool beugte sich vor. »Seid Ihr sicher, dass sie nur ein einfaches Mädchen vom Lande ist? Der Feind weiß, dass Ihr in dieser Hinsicht in einer angreifbaren Situation seid …«
    »Wenn Ihr damit andeuten wollt, dass sie mir in den Weg geworfen wurde, so kann ich Euch des Gegenteils versichern«, sagte Nathaniel mit warnendem

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