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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Zeichners. »Wer hat das gemalt? Wer ist dieser Sir Thorogood?«
    Der Bischof machte ein protestierendes Geräusch. »Sir Thorogood ist – war – ein sehr bekannter Zeichner politischer Cartoons, der Anfang des Jahres ziemlich viel Aufsehen erregt hat.«
    »War?«
    »Ja. Er hat vor ein paar Monaten mit einem Mal aufgehört, Zeichnungen einzureichen. Manche sagen, auf Druck Eures Bräutigams«, schloss er gewichtig.
    »Wo kann ich ihn finden?«, beharrte Willa. »Ich möchte ihn fragen, woher er wissen konnte, dass Nath… dass Lord Reardon tatsächlich ein Mitglied dieser … dieser Gemeinschaft war.« Sie wedelte mit dem Zettel vor seiner Nase.
    Der Bischof zwinkerte. »Äh … nun, es weiß niemand, wer Sir Thorogood ist.«
    Willa warf den Kopf zurück. »Was soll das bedeuten?«
    »Sir Thorogood ist so etwas wie ein Rätsel, leider. Er erschien auf der Bildfläche, offenbarte jede Menge Geschichten über Bestechlichkeit und Korruption unter Mitgliedern der Oberschicht – die sich übrigens alle als wahr erwiesen -, und nach kaum einem Jahr verschwand er wieder. Es gab einen Kerl, der vorgab, Thorogood zu sein – ein aufgetakelter Dandy mit Pfauenfedern, der in hochhackigen Schuhen herumlief, aber so weit ich weiß, stellte sich heraus, dass er ein Betrüger war.«
    Ein Lächeln huschte über Willas Gesicht. »Das also ist Euer Beweis? Das ist für alle der Beweis? Eine Zeichnung … ein Cartoon … von einem mysteriösen Künstler, der nicht einmal existiert?« Sie lachte erleichtert und fühlte sich, als sei eine Zentnerlast von ihren Schultern gefallen. »Es tut
mir Leid, aber ich benötige einen handfesten Beweis, bevor ich einen so guten Mann wie Nathaniel abweise.«
    Der Bischof beugte sich vor und riss ihr den Zettel aus der Hand. »Dann beantwortet mir das: Niemals, kein einziges Mal hat Euer Lord Reardon irgendetwas hiervon bestritten. Warum wohl, was meint Ihr?«
    Willa schürzte die Lippen. »Ihr sagt, wenn er ein ehrbarer Mann wäre, müsste er es bestreiten. Diese Logik geht nicht auf, denn wenn er ein Lügner wäre, würde er es ebenfalls bestreiten. Wenn wir also in diese Richtung weiterdenken, dann ist er ehrlich, wenn er es nicht bestreitet. Doch wenn er ehrlich ist, dann kann er kein Verräter sein.« Sie lehnte sich zurück, sehr zufrieden mit sich selbst. »Ich glaube kein Wort davon.«
    Der Bischof sah etwas verwirrt und ziemlich verärgert aus. »Dann seid Ihr ein törichtes Mädchen. Versteht Ihr denn nicht, dass es nicht darauf ankommt, ob Ihr es glaubt oder nicht? Alle anderen halten ihn für schuldig. Was für ein Leben wollt Ihr führen, von der Gesellschaft geschnitten, ohne Einladungen, ohne Besucher, ohne Freunde?«
    Willa lächelte weiter. »Ich habe Freunde. Die Gesellschaft kann daran nichts ändern.« Sie zuckte die Achseln. »Und was den Rest betrifft: Ich bin jahrelang bestens ohne das alles ausgekommen.«
    »Was wird aus Euren Kindern? Was für ein Leben könnt Ihr ihnen bieten?«
    Daran hatte Willa bisher noch nicht gedacht. Sie zögerte, doch dann sah sie den selbstgefälligen Blick des Bischofs. Er glaubte, er hätte mit dieser Frage gewonnen.
    Schnell beschloss sie, dass er ein unwürdiger Mann war. Ein Angeber, mehr Schein als Sein. »Ein Dachs«, murmelte sie vor sich hin. »Meles meles.«
    Der Bischof schaute sie argwöhnisch an. »Was habt Ihr gesagt?«

    Willa atmetet tief ein. »Das, Exzellenz, bedeutete, dass ich mich entschlossen habe, mir nichts aus Eurer Meinung zu machen. Ihr könnt unsere Hochzeit nicht blockieren. Ihr könnt sie nur verzögern. Ich werde Lord Reardon sagen, dass wir das Aufgebot bestellen müssen, wie andere Paare auch, und dass wir heiraten, wenn die zwei Wochen um sind.« Sie stand auf und kümmerte sich nicht mehr darum, dass es unhöflich war. »Ich hatte einen anstrengenden Tag, Exzellenz. Ich denke, ich sollte mich jetzt verabschieden.«
    Der Bischof schaute sie finster an. »Ihr begeht einen schweren Fehler, Kind. Bald werdet Ihr Eure fehlgeleitete Liebe für den Rest Eures Lebens bedauern.«
    »Oje«, entgegnete Willa in gleichgültigem Ton. »So lange?« Sie zog an ihren Handschuhen und lächelte den Bischof an. »Wenn die Wahrheit ans Licht kommt und Ihr erkennt, dass Ihr Euch in Lord Reardon getäuscht habt, solltet Ihr Euch nicht zu sehr schämen, um mich zu besuchen. Ich habe vor, Euch von Herzen zu vergeben.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ das Zimmer, ohne das beleidigte Stottern hinter sich zu

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