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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Dieses Vergnügen hatte ihn viel zu viel gekostet.
    Er hielt die Augen fest geschlossen, bis er fühlte, dass Willa sich zurückzog. Für hübsche Mädchen – verrückt oder nicht, verheirat oder ledig – gab es in seiner Welt keinen Platz.
    Willa beobachtete ihn enttäuscht. Sie hatte gehofft, ihn etwas zu entspannen. Stattdessen hatte sie ihn an diesen Ort des Unglücks zurückgeschickt. »Haltet Euch fern von diesem Ort«, befahl sie bestimmt
    Er öffnete die Augen und schaute sie verwirrt an.
    Sie seufzte. Männer! Irgendwie süß, aber schrecklich dumm. Sie legte ihm ihre Hände rechts und links auf die Wangen und schaute ihm in die Augen. »Ihr könnt Eure Gedanken kontrollieren. Ihr könnt ihnen erlauben, Euch an einen traurigen Ort zu führen, oder Ihr könnt sie Euch an einen schönen Ort bringen lassen.«
    Er blinzelte. »Und wie stelle ich das an?«
    Sie dachte darüber nach, als sie sich zurücklehnte und ihre Hände dabei sanft über seine Wangen gleiten ließ.
    Ren war zutiefst erschüttert. Ihre Berührung, ihre ungezwungene Art, die Weise, wie sie ihm in die Augen schaute, erweckten in ihm das Gefühl, nicht verunstaltet zu sein. Noch immer konnte er ihre kühlen Finger auf seinen Wangen spüren, noch immer fühlen, wie seine Lippen sich geöffnet hatten, als erwartete er einen Kuss.
    Gütiger Gott, wenn sie nicht verlobt wäre, hätte er ihr auf der Stelle einen Antrag gemacht. Na und, dann war sie eben verlobt! Nathaniel könnte jede Frau kriegen, die er wollte – nein, vielleicht doch nicht.
    Wofür hielt er sich? Er konnte kaum für sich selbst sorgen.
Es war äußerst unwahrscheinlich, dass er überhaupt als Heiratskandidat in Betracht kam.
    »Es liegt mir nichts daran, das Spielzeug einer unnützen Dame zu sein«, sagte er grimmig.
    Sie blinzelte verletzt. Ihr Gesichtsausdruck zeigte ihre Enttäuschung. Es machte ihn verlegen. Er war es nicht gewöhnt, als irgendetwas anderes als ein missgestaltetes Monster betrachtet zu werden. Sie musterte ihn kritisch. »Ihr habt von den Leuten eine sehr festgefahrene Meinung, nicht wahr? Habt Ihr noch nicht bemerkt, dass Ihr dadurch keinen Deut besser seid als die, die Euch allein nach Euren Narben beurteilen?«
    Sie hatte Recht. Wie ärgerlich! Er schaute noch finsterer als üblich. »Was wisst Ihr schon davon?«
    »Ts-ts. Wieder vorschnell geurteilt. Ihr habt keine Ahnung, wie mein Leben bisher verlaufen ist. Ihr solltet keinen Menschen von vornherein als unwürdig abtun, bevor Ihr seine Lebensgeschichte kennt.«
    »Und was ist mit Basil?«
    Jetzt hatte er sie erwischt. Ren grinste, als sie zögerte.
    »Also, Basil ist sicherlich ein Angeber. Mir persönlich tut er ein bisschen Leid. Es kann nicht einfach gewesen sein, in Nathaniels Schatten aufzuwachsen.«
    »Da irrt Ihr. Basil ist der Ältere. Nathaniel musste in seinem Schatten aufwachsen.«
    »Unsinn. Basil wirft keinen Schatten. Jedenfalls nicht verglichen mit Nathaniel. Der ist in jeder Hinsicht der edlere Mann. Und das reicht aus, um andere zu verbittern, nehme ich an.«
    Ren war nicht überzeugt, und wahrscheinlich sah man es ihm an. Willa wischte seinen unausgesprochenen Protest mit einer Handbewegung fort. »Oh, ich glaube kaum, dass Nathaniel es darauf anlegte, dass Basil sich überflüssig vorkam. Aber er kann nichts dafür. Er ist, wer er ist.«

    Ren musterte sie scharf. »Wisst Ihr denn, wer er ist?«
    Willa schürzte die Lippen. Sie war es langsam leid, von allen nur dieselben Lügen zu hören, aber sie verkniff sich einen Protest. Am Ende würde die Wahrheit ans Licht kommen. Im Augenblick gab es etwas, das sie unbedingt wissen musste.
    »Ich würde gerne mehr von seinem vorgeblichen Verrat erfahren. Ich wünschte, Ihr könntet mir die ganze Geschichte erzählen.«
    Er sah nicht so aus, als würde er das gerne tun, also lächelte sie ihn bettelnd an – so, wie sie John Smith immer dazu gebracht hatte, das zu tun, was sie wollte.
    Kurze Zeit später verließ Willa leise den Raum. Es tat ihr Leid, dass sie ihn trotz seiner Krankheit so sehr hatte bedrängen müssen, aber sie war über alles froh, was sie erfahren hatte. Sie war jetzt sogar noch mehr davon überzeugt, dass Nathaniel niemals eine solche Sache getan haben konnte.
    Aber wie erklärte sich Nathaniels Schweigen? Warum stritt er es nicht ab?
    Irgendwo in ihrem Kopf spukte die Antwort auf diese Frage herum, sie bekam sie nur noch nicht zu fassen. Da war etwas, das sie wissen sollte, etwas, das sie tatsächlich wusste, aber sie

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