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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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beachten.
     
    Nathaniel wartete draußen in der Kutsche auf sie. Die Unsicherheit war ihm nicht ins Gesicht geschrieben, aber Willa wusste um ihre Existenz.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte er sie beiläufig, als sie sich ihm gegenüber gesetzt hatte.
    Willa lächelte reuig. »Ich befürchte, wir müssen das Aufgebot bestellen.«
    Nathaniel nickte und schaute dann zum Fenster hinaus. »Hast du ihm zugehört?«
    »Nun, ich hörte mir an, was er zu sagen hatte«, sagte Willa sittsam. »Ich bin mir nicht so sicher, ob ich ihm zuhörte.«
    Ein Lächeln machte sich auf Nathaniels Gesicht breit,
ein echtes Lächeln, nicht nur ein Hochziehen der Mundwinkel. »Du hast ihm nicht zugehört?«
    Willa seufzte. »Ich konnte einfach nicht erkennen, was an seinem Standpunkt logisch sein sollte«, sagte sie. »Die Beweise waren fadenscheinig.«
    Nathaniel ließ den Kopf auf das Sitzpolster sinken. »Fadenscheinig, sagt sie.« Er schaute zu ihr hoch. »Ganz England glaubt an diese fadenscheinigen Beweise.«
    »Dann sollte sich ganz England etwas schämen!« Sie lehnte ihren eigenen Kopf ans Rückenpolster und schloss die Augen.
    Bald werdet Ihr Eure fehlgeleitete Liebe bedauern …
    Liebe?
    Ein mächtiger Schmerz breitete sich bei dem Gedanken in ihrem Innern aus, Nathaniel jemals zu verlassen. Vor einiger Zeit hatte sie geschworen, das niemals zuzulassen. Damals war es eher aus Stolz gewesen. Es kam ihr so vor, als sei es Monate her. Erstaunlich, dabei waren es gerade einmal fünf Tage.
    Fünf Tage reichten also aus. Reichten aus, um den Mann, der er war, zu mögen. Reichten aus, um ihn zu begehren. Reichten aus, um ihn zu vermissen, wenn sie ihn nicht sehen konnte.
    Reichten aus, um ihn zu lieben.
    Nathaniel sagte in diesem Augenblick etwas zu ihr, aber Willa hörte ihn nicht und bemerkte es auch nicht, als die Kutsche am Grosvenor Square ankam.
    Sie kuschelte sich tief in die luxuriösen Sitzpolster der Kutsche. Ihre Gedanken kreisten um eine einzige Tatsache.
    Sie liebte Nathaniel. Sie war bis über beide Ohren in ihren Ehemann verliebt. Nicht nach zwanzig Jahren oder zwanzig Tagen. Innerhalb nur einer Woche hatte sie ihr Herz verloren.

    Es war ein Wunder. Und es war erschreckend. Zutiefst erschreckend.
    Wenn er ihre Liebe nun nicht erwiderte?
    Das tat er mit Sicherheit nicht. Willa wusste, dass sie nicht schlecht aussah, wenn man dunkles Haar und ein bisschen mehr Oberweite mochte, aber sie war keine Schönheit wie Daphne. Willa kam zu einer ernüchternden Erkenntnis, als sie dort saß und mit geschlossenen Augen vorgab zu schlafen.
    Wenn sie sich nicht täuschte, dann hatte Nathaniel irgendwann einmal Daphne begehrt – obgleich Daphne sich für Basil entschieden hatte. Warum, überstieg Willas Vorstellungskraft.
    Basil, mein Geliebter. Halt mich fest, Basil. Reiße mich von den Füßen, Basil.
    Nein, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Niemals könnte sie einen Mann namens Basil begehren.
    Daphne hatte Basil gewollt … und Nathaniel Daphne.
    Aber niemals hatte er sie gewollt.
    Sie fühlte sich ein bisschen krank. Sie hatte sich Liebe immer als etwas vorgestellt, das auf Gegenseitigkeit beruhte, hatte sich sogar ausgemalt, von der Hingabe und dem Verlangen im Blick eines Mannes von den Füßen gerissen zu werden.
    Sie war nie auf den Gedanken gekommen, dass die Gefahr bestand, der Einzige zu sein, der liebte.
    Wie überaus ärgerlich.
     
    Obwohl Willa sich fest vorgenommen hatte, sich sofort der Aufgabe zu widmen, die Meinung der Leute über Nathaniel zu ändern, hatte sie keine Bedenken, erst nach einem ausgiebigen Mittagessen damit zu beginnen. Über die Mahlzeiten in diesem Haus konnte sie sich wahrlich nicht beschweren.

    Deshalb war es schon später Nachmittag, als sie sich schließlich auf den Weg machte, um mit ihrem ersten Opfer zu sprechen.
    Er lag auf dem Rücken im Bett und kämpfte sich in eine sitzende Position, als sie eintrat. Sie bedeutete ihm, sich wieder hinzulegen. »Hallo noch mal, Mr Porter. Wünscht Ihr etwas Gesellschaft?«
    Ren hatte gehofft, Simon wäre zurückgekehrt, aber es war Willa, was fast genauso gut war. Sie war seit langer Zeit der erste Mensch, der ihm ohne Vorbehalte begegnet war.
    Und doch antwortete er ihr mit einem klaren Nein. Er sah die Enttäuschung in ihrem Gesicht und bereute es. Die Nacht war ihm lang geworden, nachdem Basil ihn verlassen hatte, und er hatte zu starke körperliche wie seelische Schmerzen gehabt, um ein Auge zuzutun. Er war dieses leere Zimmer verdammt

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