Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Frühstück, beim Mittagessen und beim Abendbrot. Schließlich forderte er Edmund mit einer fadenscheinigen Begründung zum Kampf. Keiner der anwesenden Ritter machte Anstalten, Edmund beizustehen. Sie hatten alle Angst.
Doch Rhoderich von Rossau war zwar ein starker Kämpfer, der seine Hiebe mit tödlicher Wucht zu schwingen wusste. Aber technisch gesehen war er Edmund von Rhodenberg klar unterlegen. Während Edmund geschickt und mit tänzerischer Eleganz sein Schwert führte, blieb Rhoderich nur bloße, täppische Gewalt, wenn er gewinnen wollte.
Um auf Nummer sicher zu gehen, griff Rhoderich deshalb zu einer List. In seinem Gefolge führte er neben Knappen, Waffenträgern, Köchen und Dienstboten nicht ohne Hintergedanken auch einen Alchimisten mit, der sich mit allerhand Elixieren und Metallen auskannte.«
»Wie gemein!«, ruft Laura entsetzt. Denn sie ahnt, dass Edmund gleich in große Schwierigkeiten geraten wird.
»Dieser Alchimist«, fährt Frau Knukel fort, »bereitete eine ätzende Mischung aus Salzen und Quecksilber, die er in ein Ölkännchen goss und mit dem Kännchen Ritter Edmunds vertauschte. Nichtsahnend griff Edmunds Knappe nach dem falschen Kännchen und ölte die Rüstung seines Herrn. Dies hatte fatale Folgen.«
Jakob stöhnt. »Ich hasse diese hinterhältigen, fiesen Ritter. Können sie nicht einmal ehrlich kämpfen?«
Frau Knukel nickt bestätigend mit dem Kopf. »Ich versichere dir, Jakob, ohne List hätte Ritter Rossau überhaupt keine Chance gegen Edmund gehabt. Aber so?«
Mit bebender Stimme fährt sie mit der Geschichte fort: »Als sich die Ritter auf dem Kampfplatz gegenüberstanden, schien es erst, als würde Ritter Rossau dem geschickten Ritter von Rhodenberg unterliegen. Doch mit einem Male geriet Edmund ins Wanken, die Scharniere seiner Rüstung quietschten bei jedem Schritt und ließen sich bald kaum noch bewegen. Denn seine Rüstung begann, im raschen Tempo Rost anzusetzen.
Das Publikum schrie auf, als es Ritter Edmund zu Boden fallen sah. Ritter Rossau aber hob triumphierend das Schwert, um es Edmund in die Brust zu bohren …«
An dieser Stelle hält Frau Knukel inne. Sie greift nach ihrer Tasse und knipst die Stehlampe an.
Laura schaut Frau Knukel verständnislos an: »Und dann?«, will sie wissen.
Aber Frau Knukel schaut bedauernd auf ihre Uhr. »Unser Plauderstündchen ist heute leider um«, erklärt sie seufzend. »Ich brauche jetzt ein wenig Ruhe. Ihr müsst euch bis morgen gedulden.«
Kann sich Ritter Edmund retten?
D er Unterricht am Morgen vergeht nur zäh. Jakob kann es kaum erwarten bis zum Schulschluss.
Beim Mittagessen erzählt er Mama aufgeregt von der spannenden Geschichte um Edmund von Rhodenberg und seinen Widersacher Ritter Rossau.
Mama hört aufmerksam zu und fragt neugierig immer wieder nach allen Einzelheiten. Auch sie ist jetzt gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Mit ganz herzlichen Grüßen und einem Apfelstrudel schickt sie die Kinder aus dem Haus zu Frau Knukel.
Als Laura und Jakob Frau Knukels Wohnung betreten, werden sie von Lady schwanzwedelnd begrüßt. Frau Knukel hat es im Wohnzimmer wieder richtig schön gemütlich gemacht. Im Kamin knistert das Holz, auf dem Tisch flackern stimmungsvoll Kerzen.
Mit Kakao und Apfelstrudel machen es sich Laura und Jakob auf dem Sofa bequem. Auch Lady erklimmt vorsichtig das Sofa und schmiegt ihren Kopf in Jakobs Schoß.
Frau Knukel legt den Zeigefinger an die Lippen und denkt nach. »Wo waren wir noch gleich stehen geblieben?«
»Ritter Rossau!«, ruft Jakob. »Er will Ritter Edmund töten.«
»Genau! Edmund konnte sich in seiner rostenden Rüstung kaum noch bewegen. Ritter Rossau erhob das Schwert, um es Edmund in die Brust zu stoßen«, erzählt Frau Knukel. »Aber in diesem Moment geschah etwas Unerwartetes! Es erschien ein unbekannter Ritter auf dem Turnierplatz. Er trug keine Wimpel und Wappen, war klein, fast zierlich von Gestalt. Doch mit löwenhafter Entschlossenheit stürmte er auf Ritter Rossau los. Dieser ließ nun von Edmund ab und schlug mit aller Kraft auf den unbekannten Ritter ein, der jedoch geschickt parierte und sich mit schnellen Wendungen den kraftvollen Schlägen des Ritters entzog. Rhoderich wütete wie ein Berserker, immer wieder stürmte er gegen den Ritter an. Doch dieser wich aus und ließ den bösen Ritter immer nur ins Leere laufen. Das Publikum folgte dem Kampf atemlos.
Das Duell schien sich ewig hinzuziehen und verlagerte sich schließlich sogar vom
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