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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Der Kampf hatte sich zwischen die Bäume verlagert.
    Craymorus schob seine Beine unter die Sitzbank und richtete seinen Oberkörper auf. Der Schmerz schoss ihm bis in den Rücken und ließ ihn würgen. Er kämpfte gegen die Übelkeit und hob das Schwert mit beiden Händen über den Kopf. Er sah Laas' Beine im Spalt unter der offenen Tür. Seine Füße drehten sich, als wolle er in den Wald fliehen.
    Craymorus stach zu, zielte aber nicht auf die Beine, sondern durch das Fenster der Tür. Er spürte, wie die Klinge auf Widerstand stieß und dann mit nassem Geräusch tiefer in ihr Ziel eindrang. Die Kraft, die er in den Stich gelegt hatte, trieb ihn nach vom. Er verlor das Gleichgewicht, ließ das Schwert los und hielt sich an der Tür fest. Sie schwang weiter auf, und der Sterbende, der an ihr hing, rutschte über den Boden. Eines der Kutschpferde wieherte. Die Räder begannen sich zu drehen.
    Craymorus zog sich an der Tür hoch. Seine Beine waren immer noch unter der Sitzbank verkantet. Hilflos hing er zwischen Tür und Kutsche über dem Boden.
    Laas tauchte weniger als eine Armlänge vor ihm auf. Das Schwert, mit dem Craymorus zugestoßen hatte, steckte zwischen Schulter und Hals. Blut sprudelte im Rhythmus seines Herzschlags aus der Wunde. Sein Gesicht war bleich, seine Augen glänzten. Er hielt immer noch das Messer in der Hand, holte damit aus.
    Ein Schatten glitt an Craymorus vorbei. Eine Schulter rammte Laas, zwei Hände brachen ihm mit einer Drehung das Genick.
    Die Pferde tänzelten nervös. Das rechte machte einen Satz nach vorn, das linke wieherte. Mit einem Ruck setzte sich die Kutsche in Bewegung.
    Craymorus hielt sich fest, sah undeutlich, wie eine Gestalt zuerst auf den Kutschbock und dann auf eines der Pferde sprang. Die Bewegungen waren geschmeidig und schnell, beinahe wie die eines Tiers.
    Die Kutsche hielt an. Craymorus hustete. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er schrak zusammen.
    »Ihr seid in Sicherheit«, sagte eine Männerstimme. Craymorus ließ sich von den fremden Händen zurück in die Kutsche helfen. Ihm wurde ein Wasserschlauch gereicht. Er ließ das kühle Nass über sein Gesicht laufen und blinzelte.
    Vor ihm stand ein Mann, nicht älter als er. Auch er trug die Farben Westfalls, aber seine Haut war zu dunkel für diese Gegend. Er musste aus dem Süden stammen, vielleicht aus Hala'nar.
    Craymorus reichte ihm den Wasserschlauch zurück. »Ihr habt mir das Leben gerettet«, sagte er. »Danke.«
    Der Mann trank und schwieg.
    »Mein Fürst! Mein Fürst!« Garrsys Stimme überschlug sich beinahe. Er kam näher, umringt von einigen Uniformierten, die nicht wie Soldaten, aber auch nicht wie Wegelagerer aussahen.
    Der Fremde zuckte kurz zusammen, dann hatte er sich auch schon wieder in der Gewalt und verkorkte den Wasserschlauch.
    Craymorus entging die Bewegung nicht. Er lächelte. »Ihr wisst jetzt wohl, wer ich bin. Ich würde gern Euren Namen erfahren.«
    Der Mann nickte.
    »Jonan«, sagte er.

 
Kapitel 26
     
    Einmal im Jahr versammeln sich die Bewohner von Srzanizar vor den Toren der Stadt. Sie entzünden ein Feuer, in dem jeder etwas verbrennt, das ihm wichtig ist. Sie denken, die Götter würden sie vor einem Brand in der Stadt bewahren, wenn sie glauben, die Bewohner hätten bereits genug gelitten. Wer darüber lacht, dem sei gesagt, dass Srzanizar noch nie gebrannt hat.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Westfall?«
    Schwarzklaue hatte Jubel erwartet, Gebrüll, nicht diese lange Stille und eine einzige, ungläubig gestellte Frage.
    Er knurrte. »Natürlich. Wohin denn sonst?« Niemand antwortete ihm. Er hatte seine Krieger am Hafen versammelt; jene aus dem Norden und einige wenige, die im Verlauf des Feldzugs zu ihnen gestoßen und sich verdient gemacht hatten. Mehr als dreihundert Nachtschatten saßen auf der Hafenmauer oder auf dem Boden rund um den Karren, auf dem Schwarzklaue stand. Hammerschläge und laute Rufe drangen von den Stegen zu ihm herüber. Er zeigte darauf. »Was denkt ihr denn, warum wir neue Flöße bauen? Sobald sie fertig sind, setzen wir über und greifen Westfall an!«
    »Schwarzklaue.« Ein Mann mit grauem vernarbtem Kopf stand auf. Sein Name war Ignas. Er hatte sich den Kriegern in Somerstorm angeschlossen. Korvellan hielt viel von ihm.
    »Wir können Westfall nicht vom Wasser aus angreifen«, sagte er. »Die Flotte des Fürsten kreuzt auf dem Fluss. Wie sollen wir uns auf Flößen gegen sie zur Wehr

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