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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Menschen, die noch etwas zu verlieren haben, keine Aufstände anzetteln. Nimm ihnen alles, und du wirst ganze Armeen brauchen, um sie im Zaum zu halten.«
    »Nicht, wenn man ihnen das Leben nimmt«, sagte Schwarzklaue. »Das verstehen die Krieger nicht. In Somerstorm brauchten wir Menschen für die Minen. Kein Nachtschatten würde wie ein Wurm in der Erde herumkriechen, Menschen schon. Aber wieso sie hier verschonen? Wem nutzt das?«
    Seine letzten Worte gingen in schrillen Vogelrufen unter. Gerit sah in den Himmel. Eine Handvoll Möwen kreisten über seinem Kopf. Sie wirkten aufgeregt. Weißer Kot tropfte auf die Blätter der Sträucher.
    »Was antwortest du ihnen?«, fragte Korvellan.
    »Dass ich dir vertraue, dass du uns bis hierher geführt hast, ohne Schwäche zu zeigen.«
    Gerit stieß Sommerwind an und deutete mit dem Kinn nach oben. »Die Möwen«, flüsterte er.
    »Was ist mit den …« Sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. Ihr Blick fiel auf die Eier in ihrer Armbeuge. »Die gehören jetzt mir.«
    »Das sagst du ihnen wirklich?« Gerit hörte das Lächeln in Korvellans Stimme. Er glaubte Schwarzklaue nicht.
    »Ja, und weißt du, was sie mich dann fragen?« Schwarzklaue sah zum Himmel. Die Möwen schrien lauter. »Sie fragen, warum du den Jungen mitschleppst.«
    Gerit zuckte zusammen.
    »Der Junge hat keine Bedeutung«, sagte Korvellan.
    »Dann töte ihn.«
    Sommerwind musterte Gerit aus den Augenwinkeln. Über ihnen schrien die Möwen. Einige flogen auf die Sträucher zu, drehten aber wieder ab.
    Korvellan schüttelte den Kopf. Gerit spürte Erleichterung.
    »Lass mich ausreden«, sagte Korvellan dann. »Der Junge hat keine Bedeutung für mich, aber er ist der einzige männliche Nachkomme der Somerstorms. Wir brauchen ihn für die Allianzen, die wir bald schmieden werden.«
    Gerit schmeckte Blut. Er hatte sich auf die Lippe gebissen, ohne es zu bemerken.
    Korvellan trat einen Schritt auf Schwarzklaue zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Geduld, mein Freund.
    Wir können nicht die ganze Menschheit in einem einzigen Sommer besiegen. Wir werden langsam vorgehen, eine Provinz nach der anderen. Die reichen besiegen wir, die armen bestechen wir. Wir werden den Menschen schmeicheln, sie vor den Deserteuren, die schon bald über das Land ziehen werden, beschützen, ihre Taschen mit Gold vollstopfen, bis sie uns in ihren Häusern willkommen heißen, uns aus ihren Töpfen essen lassen und zusehen, während wir es mit ihren Töchtern treiben. Dann werden wir sie vernichten.«
    Schwarzklaue lachte. »Treiben und töten. Das ist gut. Wann …«
    Er unterbrach sich, als Korvellan die Hand von seiner Schulter nahm und warnend hob. Sein Blick glitt zu den kreischenden Möwen empor. »Etwas stimmt nicht.«
    Sommerwind zog Gerit am Ärmel. Er ließ sich mitziehen, folgte ihr halb auf allen vieren kriechend, halb laufend. Die Möwen folgten ihnen.
    »Weg mit den Eiern!«, zischte Gerit. Sommerwind ließ sie fallen. Eines rollte durch den Sand, das andere zerbrach an einem Stein.
    Gerit folgte Sommerwind, stolperte auf einige hohe Sträucher zu, die ihm als gutes Versteck erschien. Die Möwen blieben zurück. Ihre Schreie klangen wie das Weinen alter Frauen.
    Er sah zum Fluss, als sie die Sträucher erreicht hatten. Weder Korvellan noch Schwarzklaue folgte ihnen. Zwei Möwen waren im Sand gelandet. Die anderen kreisten über ihnen. Gerit sah weg.
    Sie liefen weiter bis zum Lager, tauchten in dem Wirrwarr aus Zelten, Karren, Nachtschatten und Pferden unter.
    »Meinst du, sie haben uns gerochen?«, fragte Sommerwind, als sie vor ihrem Zelt stehen blieben.
    »Ich weiß es nicht.« Gerit wollte nicht darüber nachdenken. Sein Kopf fühlte sich taub an, so als hätte man ihn aus einem tiefen Schlaf gerissen.
    »Korvellan hat es bestimmt nicht so gemeint«, sagte Sommerwind nach einem Moment. »Er mag dich.«
    »Ist mir egal, ob er mich mag.« Gerit verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Kinn. »Er braucht mich. Das ist viel wichtiger.«
    »Und was er über die Menschen gesagt hat …«
    Er schüttelte den Kopf. »Ist mir auch egal. Kein Mensch hat mir geholfen, als ihr kamt. Das war ich ganz allein.« Der Gedanke fühlte sich gut an. »Ich komme schon klar.«
    »Wenn du meinst.« Sommerwind klang zweifelnd.
    Gerit wandte sich ab. »Und es ist mir erst recht egal, was du denkst«, sagte er und ließ sie stehen.
    Er ging zwischen den Zelten hindurch, wartete darauf, ihre Hand auf seinem Rücken zu

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