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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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besiegen?«
    »Ja.«
    Er klang überzeugt, so als hätte er lange darüber nachgedacht.
    Craymorus fragte nicht weiter, sondern sagte: »Gute Nacht.«
    Jonan schloss die Tür.
    Eine Weile blieb Craymorus in seinem Sessel sitzen. Seine Gedanken kreisten um die Nachtschatten, um seinen Vater, um die Magier und um Syrah. Und sie kreisten um ihn selbst, mehr als ihm recht war. Er war ein Fürst, ob er nun dafür geschaffen war oder nicht. Er musste an sein Volk denken. Sein Schicksal hing von den Magiern ab, die er in die Stadt geholt hatte. Keinen anderen Plan hatte er verfolgt, keine Soldaten werben lassen, keine Söldner eingekauft.
    Zum ersten Mal glaubte er Syrah zu verstehen. Sie hatte nicht gesehen, was er gesehen hatte. Wie sollte sie Magiern vertrauen, die sie das letzte Mal auf dem Hügel der Schande erlebt hatte.
    Sie wird ihre Meinung ändern, wenn sie die Magie mit eigenen Augen sieht , dachte er.
    »Sie wird ihre Meinung nie ändern.«
    Craymorus zuckte zusammen und drehte den Kopf.
    Mellie stand hinter ihm. Sie legte die Hände auf seine Schultern und küsste seine Schläfe. »Du hast geschlafen und im Traum gesprochen.«
    Er war sich sicher, dass das nicht stimmte, schwieg jedoch.
    »Es ist schön, dass du wieder hier bist.« Mellie ging um den Sessel herum. »Auch wenn du keine guten Nachrichten bringst.«
    »Keine guten Nachrichten?« Craymorus setzte sich auf. »Ich habe uns die einzige Hoffnung auf einen Sieg gebracht.«
    Mellie ergriff seine Hand und sah ihn an wie einen Sterbenden. »So sieht man das in der Stadt nicht. Alle sind wütend. Halte dich besser vom Volk fern.«
    »Warum sind sie …?« Er brach ab, zog seine Hand aus ihrem Griff und fuhr sich durch die Haare. Er war müde. Vielleicht hatte sie recht, und er hatte wirklich geschlafen.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte er. »Alles, woran sie sich erinnern, ist der Hügel der Schande. Warum vergessen Menschen das Gute und denken nur an das Schlechte?«
    »Ich weiß es nicht.« Mellie kroch zu ihm in den Sessel, setzte sich mit dem Rücken zur Tür auf seinen Schoß. Craymorus spürte ihre Hände wie kühle Schlangen auf seinem Bauch. Er lehnte sich mit dem Kopf gegen die Sessellehne und schloss die Augen.
    »Deine Hände sind immer kalt«, sagte er.
    Sie küsste seinen Hals. »Du wirst sie schon wärmen.«
    Es raschelte, als sie ihr Hemd auszog. Sie führte seine Hände zu ihren kühlen Brüsten.
    »Schick sie weg«, sagte sie.
    Er hörte ihre Worte kaum. »Wen?«
    Die Parasiten. »Die Magier.«
    Er glaubte ein anderes Wort gehört zu haben und öffnete die Augen. Seine Hände rutschten von ihren Brüsten in seinen Schoß. »Was hast du gesagt?«
    »Du hast es gehört.« Mellie lächelte und begann sich rhythmisch zu bewegen. Craymorus unterdrückte ein Stöhnen, als Schmerzen durch seine Beine schossen. Er schob Mellie von seinem Schoß.
    »Die Magier wegschicken? Hast du den Verstand verloren?« Schmerz ließ die Worte härter als gewollt klingen, aber Craymorus nahm sie nicht zurück. »Ohne sie werden wir verlieren.«
    Mellie bückte sich und zog ihr Hemd über. »Und wenn schon«, sagte sie dumpf unter dem Stoff. Die Gleichgültigkeit in ihrer Stimme entsetzte ihn.
    »Mellie, was glaubst du …«
    Lautes Poltern und Klirren unterbrach ihn. »Wir reden später weiter«, sagte er.
    Mellie half ihm die Lederriemen festzuzurren, dann strich sie über seine Wange und lächelte. »Ich versuche doch nur zu helfen.« Die Gleichgültigkeit war verschwunden. Sie wirkte besorgt und offen, so wie er sie kannte.
    Craymorus hörte Stiefel auf den Steinen vor seiner Tür, dann hämmerte eine Faust gegen das Holz.
    »Mein Fürst!«, rief eine Stimme, die er nicht kannte. »Seid Ihr wach?«
    »Schrei nicht so«, sagte eine andere. »Er ist nicht taub.«
    Craymorus knöpfte seine Hose zu. Mellie lief zu seinem Bett. Er wartete, bis sie sich in einer Nische dahinter versteckt hatte, dann antwortete er: »Ja, kommt rein.«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Zwei Soldaten traten ein, ältere Männer ohne Rang. Sie trugen einige Rüstungsteile über der Uniform. Im Gang hinter ihnen sah Craymorus die Helme von weiteren Soldaten. Er wurde nervös.
    »Was soll das?«
    Der linke der beiden alten Soldaten grinste durch braune Zahnstummel. »Wir haben was gefunden, Herr«, sagte er. »Der Leutnant sagte, wir dürften es Euch selbst zeigen, als Belohnung«
    »Seht Ihr, wir waren auf Patrouille«, fügte der andere hinzu. »Zuerst war nichts los, aber dann …«
    Er

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