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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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blinzelte nervös und brach ab, so als hätte er die Nerven verloren, in Gegenwart seines Fürsten noch mehr zu sagen.
    Craymorus' Sorge verging. So benahm sich niemand, der Teil eines Attentats war. »Zeigt mir, was ihr gefunden habt.«
    »Ja, Herr.«
    Die beiden Soldaten winkten den anderen zu. Es klirrte, jemand stöhnte, dann zogen sie einen Mann ins Zimmer.
    Er wirkte jünger als die Soldaten, aber deutlich älter als Craymorus. Schwere Eisenringe lagen um seine Hand- und Fußgelenke. Die Ketten waren so kurz, dass er kaum gehen konnte. Blut lief aus einer Kopfwunde über sein Gesicht. Er schien kaum bei Bewusstsein zu sein, und die Soldaten mussten ihn aufrecht halten. Immer wieder fiel sein Kinn auf seine Brust. Craymorus sah, wie sein Blut in den Rotwein tropfte, den Syrah verschüttet hatte.
    »Wer ist das?«, fragte er.
    Der Soldat mit den Zahnstummeln zog den Kopf des Mannes an den Haaren nach oben. »Das größte Arschloch in den vier Königreichen, Herr. General Mortamer Korvellan, Oberbastard der Ungeheuer.«
    Korvellan stöhnte. Er öffnete die Augen und blinzelte, als könne er nicht erkennen, wo er sich befand.
    »Hat vier Mann umgebracht, bevor wir ihn hatten.«
    Craymorus beachtete den Soldaten nicht mehr. Er stemmte sich hoch und klemmte die Krücken unter seine Schultern. Langsam zog er sich an Korvellan heran.
    »Vorsicht, Herr. Kommt ihm nicht zu nahe.«
    »Seid ihr sicher, dass er es ist?«, fragte Craymorus. Das Blut rauschte durch seinen Kopf. Ihm war schwindelig.
    »Ja, Herr«, sagte der zweite alte Soldat. »Ich habe im Krieg unter ihm gedient. Hab nie geglaubt, dass er tot ist.«
    »Ihr seid wirklich sicher?«
    »Ja, Herr.«
    Craymorus fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie fühlten sich aufgesprungen und rau an. »Bringt ihn in den Kerker, und dann feiert. Für diese Tat werdet ihr reich belohnt.«
    »Ja, Herr.« Mehrere Soldaten sprachen gleichzeitig. Sie grinsten.
    Korvellan hob den Kopf. Craymorus wäre beinahe zurückgewichen, als ihn der Blick aus den dunklen Augen traf.
    »Riechst du es nicht?«, fragte Korvellan. »Du musst es doch riechen.«
    »Was?«
    Doch der Kopf des Generals fiel bereits wieder auf die Brust.
    Craymorus nickte den Soldaten zu. »Bringt ihn in den Kerker. Ein Heiler soll sich um ihn kümmern und mir Bescheid sagen, wenn ich mit ihm reden kann.«
    Die Soldaten schleppten den Nachtschatten zurück in den Gang. Craymorus folgte ihnen bis zur Tür und sah, wie sie die Treppe hinuntergingen. Korvellans Ketten klirrten bei jeder Bewegung. Er wirkte beinahe bewusstlos.
    Hoffentlich stirbt er nicht , dachte Craymorus.
    Er wollte die Tür schließen, bemerkte dann jedoch eine Bewegung im Gang. Er nahm den Kopf zurück, als er Syrah sah. Sie stand im Schatten einiger Säulen an der Treppe und blickte nach unten. Dabei strich sie mit den Händen über ihre Arme, so als wäre ihr kalt. Das Licht der Öllampen ließ die Tränen auf ihren Wangen glitzern.
    Er schloss die Tür. »Zweifelst du immer noch an unserem Sieg?«, fragte er, aber als er zur Nische hinter seinem Bett blickte, war Mellie verschwunden.
    Craymorus setzte sich auf die Bettkante. Seine Beine schmerzten nicht mehr so schlimm. Er bewegte die Füße.
    Einmal, zweimal …
    Er blinzelte, starrte seine Füße an, bewegte sie erneut. Einmal, zweimal, dreimal …

 
Kapitel 32
     
    Bei Städten ist es wie bei Menschen: Die langweiligen bieten ein angenehmes Leben, doch angezogen fühlt man sich von den zwielichtigen.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Immer tiefer ging es in den Keller unter dem Haus. Am Anfang war Ana noch über Steintreppen nach unten gestiegen, mittlerweile bestanden die Stufen aus abgetretenem Holz. Die Ewige Garde ging vor ihr, Fackeln in den Händen, Cascyr hinter ihr. Er hatte aufgehört zu reden. Manchmal kam er Ana so nahe, dass sie seinen Atem auf der Haut spürte.
    Die Treppen wurden durch lange, abschüssige Gänge miteinander verbunden. Je tiefer sie kamen, desto feuchter wurde es. Wasser tropfte von der Decke und sammelte sich in Pfützen am Boden. Bei jeder Treppe hielt Ana sich am Geländer fest, aus Angst, auf dem glitschigen Holz auszurutschen. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie schon nach unten gingen, ob seit einer Stunde oder die halbe Nacht lang. Schließlich endeten die Treppen in einem ebenerdigen Gang. Der Boden war schlammig. Es roch nach Moos.
    Ana hörte die Laute, lange bevor sie die Grotte sah, die sich vor

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