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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Decke auf den Rücken. Weder das Pferd noch er brauchten einen Sattel. Nach der langen Reise kannten sie sich gut genug.
    »Wo willst du hin?« Nebelläufer lehnte am Stalltor, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Zur Mine«, sagte Gerit. Es hätte keinen Sinn gemacht zu lügen. Die Nachtschatten, die die Mine bewachten, würden ihn ohnehin bemerken. »Ich will mir den neuen Stollen ansehen.«
    »Ihr Menschen seid seltsam. Grabt in der Erde herum, als ob ihr nicht schon früh genug darin liegen würdet.« Nebelläufer schüttelte den Kopf. Er redete lauter als nötig. »Das ist keine Arbeit für einen Krieger.«
    Es war eine Beleidigung. Gerit hörte sie, ebenso wie die Nachtschatten, die über den Innenhof gingen, und die Wachen auf der Mauer über ihm.
    Er zog sich auf den Rücken des Hengstes und griff nach den Zügeln. »Nein«, sagte er. »Das ist keine Arbeit für Krieger, sondern für die, die den Kriegern Rüstungen anlegen und Schwerter in die Hand geben, die ihnen Katapulte und Schiffe bauen. Ohne unser Gold sind deine Krieger nur etwas, in das man Pfeile schießt.«
    Er rammte dem Hengst die Fersen in die Flanken. Nebelläufer stolperte zur Seite, als das Pferd an ihm vorbeigaloppierte. Er musste sich an der Stalltür festhalten, sonst wäre er gestürzt.
    Gerit ignorierte ihn und verließ die Festung durch das offen stehende Tor. Nebelläufer würde nie sein Freund werden, aber solange er auf jede Beleidigung des Nachtschattens eine Antwort wusste, respektierte er ihn zumindest. Mehr war nicht nötig.
    Der Weg zur Mine führte Gerit vom Hügel, auf dem die Festung stand, ins Tal und weiter nach Norden. Ihm begegneten nur wenige Menschen, ein paar Jungen, die Feuerholz suchten, und eine alte Frau, die ihm zwei Säcke voll mit Maka-Wurzeln anbot. Er lehnte ab und schenkte ihr die Hälfte seiner Zwiebeln. Sie bedankte sich nicht.
    Seit die Nachtschatten Somerstorm erobert hatten, war Gerit nicht mehr zur Mine geritten. Sein Vater hatte ihn früher einige Male mitgenommen. Er hatte Angst in den Stollen gehabt, nicht vor der Dunkelheit und dem Fels, sondern vor dem Hass in den Augen der Sklaven.
    »Die Furcht vor Strafe verwandelt Hass in Demut«, hatte sein Vater, der Fürst, gesagt, als er Gerit an der Reihe von Galgen vorbeigeführt hatte, die den Eingang der Mine zu beiden Seiten säumten. Dahinter hingen ausgemergelte Gestalten in Prangern. Sie stöhnten und wimmerten. Ein paar baten den Fürst um Gnade, aber er ging an ihnen vorbei, als wären ihre Körper Grashalme am Wegesrand und ihre Stimmen nicht mehr als das Säuseln des Windes.
    »Nur über Demut kann man herrschen.« Die Stimme seines Vaters hallte durch seine Gedanken. »Vergiss das nicht.«
    Gerit strich mit den Fingern über die Narben auf seiner Wange. Selbst durch die Handschuhe spürte er sie. Du hattest unrecht , dachte er. Hass ist stärker als Furcht.
    Die Mine lag am Rande der weißen Zunge, des gewaltigen Gletschers, der das ewige Eis des Nordens nach Somerstorm trug. Berge ragten zu beiden Seiten der Zunge empor, schroff und spitz wie die Zähne eines Riesen. An diesen Bergen endete die Welt. Jenseits von ihnen, so hieß es, war es so kalt, dass selbst die Luft zu Eis wurde und alles Leben erstickte.
    Als Kind hatte Gerit sich oft gefragt, ob das stimmte, doch niemand hatte ihm darauf eine Antwort geben können.
    Er ritt den Bergen entgegen. Der Boden unter ihm wurde felsig. Geröll bedeckte die Ebene zu beiden Seiten des Wegs.
    Die Galgen und Pranger waren verschwunden, das war das Erste, was Gerit bemerkte, als er die Mine vor sich sah. Nur die Wachtürme waren geblieben, aber die Nachtschatten darauf blickten auf den Weg hinaus, nicht auf die Arbeiter unter ihnen. Männer und Frauen, deren Körper schwarz vom Staub des Berges waren, kletterten über steile Holztreppen in ihn hinein. Ochsen drehten ein breites Holzrad und zogen damit Säcke voller Gold aus der Erde. Zwei Nachtschatten und zwei Menschen gingen zwischen ihnen auf und ab, achteten darauf, dass möglichst wenig Gold gestohlen wurde. Die Arbeiter waren fast nackt. So tief im Berg war es warm.
    Gerit winkte den Nachtschatten zu, dann wandte er sich an eine der menschlichen Wachen. »Wo finde ich Maccus?«
    »Stollen drei, Minherr. Ein Läufer wird Euch führen.« Er pfiff auf zwei Fingern. Ein kleines Mädchen, nicht älter als sechs, das mit anderen Kindern zwischen dem Geröll gespielt hatte, kam heran.
    »Stollen drei«, sagte der Wachmann und zeigte dabei auf

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