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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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den Gefangenen, dann ging er zu Craymorus.
    »Meinen Gruß, Kavan«, sagte Korvellan, »und Glückwunsch zur Beförderung.«
    Der Mann zögerte, als wolle er antworten, dann beugte er sich zu Craymorus und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das rechte Bein des Fürsten zuckte. Metallschienen quietschten. Craymorus gab dem Offizier ebenso leise eine Antwort; Jonan konnte nichts verstehen. Der Mann nickte und verließ den Raum, ohne Korvellan noch einmal anzusehen.
    Craymorus griff nach seinen Krücken. Eine fiel um und rutschte über den Boden. Er fluchte.
    Korvellan griff danach. Jonan legte die Hand auf sein Schwert, aber der Nachtschatten schob sie nur zurück. Craymorus zögerte, bevor er sie aufhob, so als wolle er nichts anfassen, dass Korvellan berührt hatte.
    »Jonan«, sagte er dann, »trag mich nach oben. – Soldaten!« Er brüllte den Befehl in den Gang hinein. Seine Stimme überschlug sich. »Bringt den Gefangenen auf den Nordturm!«
    »Dein Name ist also Jonan.« Korvellan ließ sich von den Soldaten auf die Beine ziehen. Sie zogen die Ketten enger. Es sah schmerzhaft aus, aber er zeigte keine Reaktion.
    »Ich werde ihn mir merken.«
    Seltsamerweise klangen seine Worte nicht wie eine Drohung.
     
     
    Jonan war außer Atem, als er die Spitze des Nordturms erreichte und die Tür nach draußen aufzog. Wind schlug ihm entgegen, fegte die Beklemmung des Kerkers hinweg. Er blinzelte in die aufgehende Sonne. Wolken jagten über den Himmel.
    »Ein Sturm kommt auf«, sagte einer der Soldaten, der Korvellan an ihm vorbeischob. Jonan setzte Craymorus ab. Eine Fahne wehte über ihm und warf flatternde Schatten über den Holzboden. Die Mauern, die ihn umgaben, reichten Jonan bis zur Brust. Felder erstreckten sich gelb dahinter. Schwarzer Rauch stieg am Horizont auf.
    Craymorus zog sich zur Mauer. »Bringt ihn her.«
    Die Soldaten stießen Korvellan nach vorn. Er stolperte und fiel auf die Knie. Jonan griff ihm unter die Schulter und zog ihn hoch. Der Nachtschatten ließ sich gegen ihn fallen, so als könne er sich allein nicht halten, und raunte ihm zu: »Zusammen könnten wir sie schlagen.«
    Jonan antwortete nicht. Die Soldaten drängten sich neben ihm an die Mauer. »Da sind sie!«, rief einer unvermittelt und streckte den Arm aus. Ein anderer fluchte.
    Jonan drehte den Kopf. Sie kamen über die Hügel, nicht geordnet wie Soldaten, sondern wild und jagend, so als triebe der Wind sie vor sich her. Jonan hörte ihr tausendfaches Gebrüll. Etwas rührte sich in ihm, stieg in seiner Kehle auf. Er griff in die Messerklinge an seinem Gürtel. Schmerz schoss durch seine Hand. Das Gefühl verging.
    Craymorus stieß Korvellan eine Krücke in die Seite. »Du bist also nicht der Feind!«, rief er gegen den Wind. »Und was ist mit ihnen?«
    Korvellan schien den Schlag nicht zu spüren. Er starrte auf die Hügel. Sein Mund bewegte sich. »Was machst du nur, Schwarzklaue?«, hörte Jonan ihn flüstern. »Bei den Göttern, was tust du da?«
    Er schlug mit der Faust gegen die Mauer. Haut platzte von seinen Knöcheln. »Ich kann sie aufhalten«, sagte er lauter. Er sah Craymorus an. »Hörst du, was ich sage? Ich kann sie aufhalten. Schick mich zu ihnen. Sie werden auf mich hören.«
    Ein Soldat lachte laut. Craymorus nahm den Blick nicht von den Nachtschatten. »Nein«, sagte er. Seine Nervosität verschwand. Er wirkte ruhig, so als sähe er nach einem langen Weg das Ziel. »Wir werden sie vernichten, jeden Einzelnen.«
    »Und womit?« Korvellan schüttelte den Kopf. »Baldericks Armee existiert nicht mehr, du hast keine Soldaten, keine Waffen. Wie willst du sie schlagen?«
    »Mit ihnen.«
    Jonan folgte Craymorus' Blick. Ein Seitentor war unter ihnen geöffnet worden. Menschen traten heraus. Sie wirkten unsicher, sahen nach oben zum Turm und hinaus auf die Felder. Jonan erkannte Adelus zwischen ihnen. Er winkte Craymorus zu.
    »Magier?«
    Jonan fragte sich nur kurz, woher Korvellan wusste, was sie waren. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Tür nach unten unbewacht war. Alle Soldaten drängten sich an der Brüstung. Niemand sah hinter sich.
    Es ist nicht mein Kampf , dachte er.
    »Sie sind nicht stark genug«, hörte er Korvellan sagen, während er langsam zurückwich. Die Lücke, die er hinterließ, schloss sich sofort.
    »Selbst, wenn sie stark wie vor dem Krieg wären, könnten sie es nicht schaffen. Sie sind zu langsam.« Korvellans Ketten klirrten bei jeder Bewegung. »Es ist unmöglich.«
    Craymorus stellte die Krücken ab

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