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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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betrügen.
    Gerit wartete, bis die Arbeiter gegessen und getrunken hatten, dann begann er das Gold zu wiegen. Es waren unscheinbare Klumpen, kaum von Steinen zu unterscheiden. Manche waren groß wie ein Hühnerei, andere wie ein Kindskopf. Das Gold war so schwer, dass in jeder der zwei Dutzend Kisten nur der Boden bedeckt war.
    Gerit sah die Arbeiter über die Waagschalen hinweg an. Sie waren merkwürdig still an diesem Nachmittag. Normalerweise erzählte ihm Maccus von seinen acht Töchtern und der Frau, die sich weigerte, ihm einen Sohn zu gebären.
    »Ist in der Mine alles in Ordnung?«, fragte Gerit. Ihm fiel der kurze Blick auf, den sich Burek und Zjrat zuwarfen.
    »Ja, Minherr«, sagte Maccus. Die anderen beiden nickten. Ihre Lüge hing zwischen ihnen und Gerit in der Luft. Er tat so, als würde er sie nicht bemerken. In der Backstube hörte er Mamee arbeiten. Wenn Menschen kamen, hielt sie sich von ihm fern. Sie hatten nie darüber gesprochen. Sie tat es einfach.
    »Das sieht nach einer guten Ausbeute aus«, sagte Gerit in die Stille hinein.
    »Wir haben einen neuen G…« Burek brach ab.
    »Einen neuen Stollen angefangen«, sagte Maccus. »Da fällt einem das Gold fast schon in den Schoß.«
    Burek neigte den Kopf und betrachtete den Boden. Seine Wangen röteten sich. Gerit glaubte nicht, dass der Wein dafür verantwortlich war.
    »So ist es, Minherr«, fügte Zjrat hinzu.
    Bis zum Abend wogen und zählten sie das Gold. Die ganze Zeit über blieben die Nachtschatten an der Tür stehen. Gerit bemerkte, dass Maccus ab und zu einen Blick auf sie warf, so als störten sie ihn. Das hatte er bei keinem anderen Besuch getan. Wie fast alle in Somerstorm hatte er die Nachtschatten längst als die neuen Herren der Festung akzeptiert.
    »Ihr könnt gern bis zum Morgen bleiben, wenn ihr möchtet«, sagte Gerit, während die Arbeiter ihr Gold in eine der Kisten legten und mit Stroh bedeckten.
    Maccus schüttelte den Kopf. »Danke, Minherr, aber wir wollen zurück zur Mine. Die Ochsen finden den Weg auch bei Nacht.«
    »Wie ihr meint.«
    Auch das war seltsam. Gerade Maccus zögerte die Abfahrt sonst weit hinaus, damit er und die anderen in den weichen Betten des Haupthauses schlafen konnten, die Gerit ihnen für gewöhnlich überließ.
    »Dann sollen Krieger euch begleiten.«
    »Nein.« Maccus antwortete schnell, als hätte er die Frage bereits erwartet. »Sie sollen den Weg bei Nacht nicht zweimal gehen müssen. Uns wird nichts geschehen, Minherr.«
    Er stand auf und ging zur Tür. Burek und Zjrat folgten ihm.
    Gerit ging mit ihnen zu den Ochsenkarren und half ihnen, die Tiere wieder einzuspannen. Einer der Nachtschatten blieb in der Küche, der andere trat heraus, streckte sich und rülpste.
    »Braucht ihr Hilfe?«, rief er dann.
    Gerit nickte. »Gern.«
    Er bückte sich, um einen Lederriemen unter dem Bauch eines Ochsen festzuschnallen.
    Plötzlich war Maccus neben ihm. »Kommt zur Mine, Minherr«, flüsterte er. »Am besten morgen. Es ist wichtig.«
    Der Nachtschatten trat heran. Maccus stand auf und ging zum zweiten Karren. Er sprach Gerit nicht noch einmal an.
     
     
    Gerit schlief nur wenig in dieser Nacht. Der Steinfußboden erschien ihm zu hart, die Decke zu warm, die Geräusche der schlafenden Nachtschatten zu laut. Immer wieder setzte er sich auf und sah aus dem Fenster, aber es blieb dunkel. Die Nacht schien nicht enden zu wollen.
    Irgendwann war er wohl doch eingeschlafen, denn als er die Augen öffnete, waren die meisten anderen bereits aufgestanden. Der Geruch von frischem Brot drang aus der Backstube in die Küche. Gerit schlug die Decke beiseite und warf einen Blick in den Innenhof. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Wolken, die über den Türmen hingen, waren weiß. Sonnenstrahlen blitzten zwischen ihnen auf.
    Er ging in die Backstube und ließ sich ein frisches dunkles Brot in Stoff einschlagen. Aus dem Vorratsraum holte er einige Zwiebeln und steckte sie in die Taschen seines Mantels.
    »Wenn jemand fragt«, sagte er zu Silberstreif und Zarah, den beiden Nachtschatten, die an diesem Morgen das Brot backten, »ich bin zur Mine geritten, um mir den neuen Stollen anzusehen, den sie gegraben haben. Bis morgen Abend sollte ich zurück sein.«
    Die beiden nickten. Sie waren nicht verwandt, verbrachten jedoch so viel Zeit miteinander, dass sie manchmal wie Zwillinge wirkten. Gerit mochte sie, Mamee nicht.
    Er verließ die Küche und holte seinen Hengst aus dem Stall. Er legte ihm das Zaumzeug an und eine

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