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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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von seinem Gesicht zurück.
    »Ganz schöne Scheiße«, sagte der Soldat.
    Craymorus schluckte. »Das kannst du wohl sagen.« Es war die einzige Antwort, die ihm einfiel.
    »Kommst du aus Westfall?« Der Soldat sah hinaus aufs Wasser. Er war klein und breit wie ein Fass. Im Mondlicht wirkte sein bärtiges Gesicht grau.
    »Ja.« Craymorus knöpfte sich die Hose zu, zog die Kapuze wieder tief ins Gesicht und hielt sie fest.
    »Bist wohl ein Händler.«
    »Ja.« Es erschien ihm unhöflich, nicht noch etwas hinzuzufügen, also sagte er: »Warst du in der Festung, als sie fiel?«
    Der Soldat zog seine Hose hoch. »Dann wäre ich jetzt nicht hier. Ist keiner rausgekommen, heißt es. Die verdammten Nachtschatten haben alle umgebracht.«
    »Die Nachtschatten?«
    »Ja, wer denn sonst?« Der Soldat sah ihn an, sein Blick schien den Schatten der Kapuze zu durchdringen. »Was ist das für eine dämliche Frage?«
    »Entschuldige, ich habe nicht nachgedacht.« Craymorus wandte sich ab und ging die Stufen hinunter auf das Deck. Er hörte die Schritte des Soldaten hinter sich.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
    Craymorus fuhr herum, hob abwehrend die Hände. Der Wind riss ihm die Kapuze in den Nacken. Mondlicht fiel auf sein Gesicht.
    »Nein, ich muss mich entschuldigen«, sagte der Soldat. »War nicht so gemeint. Ich bin nur müde.«
    »Schon gut. Wir sind alle angespannt.« Craymorus lächelte und ging weiter. Er spürte seinen Herzschlag in den Schläfen.
    »Eines noch.« Der Soldat schloss zu ihm auf. »Wenn du Wachen für deine Waren brauchen solltest, dann sag mir Bescheid. Wir sind zu sechst. Bessere Wachen als uns wirst du nirgendwo finden.«
    »Daran werde ich denken.« Craymorus ließ ihn vorbeigehen, dann zog er die Kapuze wieder hoch.
    Er sah dem Soldaten nach, als er über das Deck zu den anderen ging, sich vor sie hockte und zu reden begann.
    Er hat mich nicht erkannt , dachte er. Das hätte ich in seinen Augen gesehen.
    »Und Ihr seid wirklich sicher, dass er Euch nicht erkannt hat?«, fragte Korvellan, als er ihm in der Kabine von der Begegnung erzählte.
    »Ja.« Craymorus legte den Umhang ab. »Er weiß nicht, wer ich bin.« Er setzte sich auf seine Koje. »Anscheinend glaubt man in Westfall, dein Volk habe alle in der Festung getötet.«
    Korvellan hob die Schultern. »Also wird irgendwann eine weitere Lüge in den Geschichtsschriften stehen. Daran können wir nichts ändern.« Seine Stimme klang müde. In der Dunkelheit war sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen.
    Craymorus streckte sich aus. Die Stimmen, die von draußen hereindrangen, wurden lauter, das Flötenspiel fröhlicher. Fast alle schienen sich dort oben aufzuhalten, unter Deck war es still. Niemand verbrachte mehr Zeit als nötig in den engen Kabinen.
    Craymorus schloss die Augen. Die Koje war weich, das Schaukeln des Schiffs beruhigte seine Gedanken. Sie ließen sich nieder wie Vögel am Abend. Er fühlte sich schwer.
    »Ich muss es wissen.« Korvellans Stimme riss ihn aus dem Halbschlaf. »Ich muss wissen, was die Meister zu Euch gesagt haben, wenn es etwas mit Mellie zu tun hat.«
    Craymorus stützte sich auf die Ellenbogen. Seine Gedanken flatterten empor. »Das geht nicht.«
    Korvellan stand auf, ein schwarzer Umriss in der dunklen Kabine. »Betrachtet mich als Euren General, Fürst. Ich kann die Schlacht nicht planen, ohne zu wissen, welche Waffen uns zur Verfügung stehen.«
    »Dann plane sie nicht.«
    Craymorus hörte, wie Korvellan die Luft ausstieß. »Ihr habt ihre Macht selbst erlebt, und bis wir Somerstorm erreichen, wird sie noch stärker geworden sein. Wir …«
    Ein Krachen. Korvellan wurde gegen die Truhe geschleudert und fluchte. Craymorus sprang von der Koje und riss die Tür auf.
    »Eis!«, brüllte eine Stimme an Deck.
    Das Schiff erbebte wie unter Faustschlägen.
    Craymorus kämpfte sich die Treppe hinauf, wurde von jedem Krachen gegen die Wand geworfen. Matrosen, die unter Deck geschlafen haben mussten, liefen hinter ihm durch den Gang.
    Die Passagiere standen an der Reling. Einige zeigten auf das Meer. Der Steuermann brüllte einen unverständlichen Befehl über Deck. Matrosen nickten und kletterten am Hauptmast nach oben. Craymorus bahnte sich einen Weg durch die Menschen, bis er endlich an der Reling stand. Über ihm riss die Wolkendecke auf.
    Eisschollen bedeckten das dunkle Meer, unheimliche gezackte Gebilde, manche mannshoch und höher, andere so lang wie das Schiff, auf dem er stand. Sie schwappten ihnen entgegen,

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