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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wieso hast du Angst vor ihm?«
    Korvellan fuhr plötzlich herum. Sein Blick traf Jonans, erkannte ihn. Doch dann glitt der Blick zu Ana und …
    »Merie!«, rief Korvellan. Er lief los. »Merie!«
    Essiggeruch hüllte Jonan ein.
    Merie knurrte.

 
Kapitel 34
     
    Zvaran ist eine Stadt der Wartenden. Kapitäne warten auf eisfreie Häfen, Händler auf Waren, Frauen auf ihre Männer. Der Reisende sollte sich vor denen in Acht nehmen, die auf nichts und niemanden zu warten scheinen, denn häufig warten sie auf ihn.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Du kannst mich nicht zurücklassen.« Craymorus setzte sich schwer auf eine Seilrolle und lehnte sich an den Mast. Der Wind kühlte sein schweißnasses Gesicht. Die Krämpfe in seinen Beinen ließen nach. Er war die Treppe allein hinaufgegangen, der erste Sieg in seinem neuen alten Leben.
    Korvellan verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich muss Euch zurücklassen. Ihr könnt nicht reiten, nicht laufen, und ich werde Euch nicht tragen.«
    »Wir kaufen ein Gespann.« Craymorus legte die Krücken neben sich auf das Deck. »Oder einen Karren.«
    Ein Matrose kletterte vom Vordermast. Er blieb kurz stehen, verneigte sich und ging weiter.
    Die Nachricht, dass der Fürst von Westfall an Bord war, hatte sich herumgesprochen. Niemand hatte versucht, ihn umzubringen, er war noch nicht einmal angespuckt worden. Die meisten Passagiere begegneten ihm fast schon ehrfürchtig, aber es wäre einfacher gewesen, wenn sie ihn beschimpft hätten.
    Korvellan seufzte. »Es tut mir leid, dass es so gekommen ist, aber ich kann Euch nicht mitnehmen.« Er lehnte sich an die Reling. Fahnen, jede einzelne Sinnbild einer erfolgreichen Reise ohne Verluste, wehten um seinen Kopf. Der Steuermann hatte sie aufhängen lassen, der Kapitän verließ seine Kajüte nicht mehr. »Ihr wärt nur im Weg bei dem Kampf, der mir bevorsteht. Wenn die Meister Euch etwas Wichtiges anvertraut haben, was ich wissen sollte, dann sagt es mir bitte jetzt.«
    Craymorus hob die Schultern. »Es gibt nichts zu sagen.«
    Er spürte Korvellans Frustration. »Wenn Ihr das sagt, Fürst.«
    »Aber es gibt etwas, dass du wissen solltest. Wir werden zusammen gehen, denn die Soldaten Westfalls werden dich umbringen, wenn ich auch nur ein Wort sage. Sie glauben, die Nachtschatten hätten ihnen alles genommen. Sie würden dich mit Freuden in Stücke reißen, auch ohne Sold.«
    Hinter ihm wurden Fässer über die Planken gerollt. Ein Matrose begann ein Lied zu singen. Ein anderer stimmte ein. Es war schnell und fröhlich, ein Lied für die Taverne, nicht für die Arbeit.
    Korvellan schüttelte den Kopf. »Seid doch vernünftig. Wenn Ihr mich zwingt, Euch bis Somerstorm mitzunehmen, werde ich Euch eben dort am Hafen zurücklassen.«
    »Das würdest du nicht tun.«
    »Und warum nicht?«
    Craymorus sah ihn an. »Weil du weißt, dass ich lüge.«
    Er versuchte, Korvellans Gesichtsausdruck zu lesen, aber es fiel ihm schwer. Einen Moment glaubte er Ärger darin zu sehen, weil er geschlagen worden war, im nächsten Zufriedenheit, weil er erfahren hatte, was er wissen wollte.
    Korvellan hob die Arme und wandte sich ab. Ein Windstoß ließ die Fahnen emporflattern.
    »Wo willst du hin?«, fragte Craymorus.
    »Ein Gespann kaufen.«
    Der Nachtschatten ging an der Reling entlang zur Planke. Die beiden singenden Matrosen machten ihm höflich Platz. Er gehörte zum Fürsten, damit gebührte auch ihm ein Teil der Ehrfurcht, die sie anscheinend für all die empfanden, die von weit oben über ihr Leben bestimmten.
    Sie hoffen auf unsere Güte wie auf die der Götter , dachte Craymorus. Wenn sie nur wüssten, wie unangebracht beides ist.
    Er lehnte sich mit dem Kopf gegen den Mast und schloss die Augen. Es war keine Magie mehr in ihm, er spürte ihr Kribbeln nicht mehr, nur noch Leere. Die Meister hatten ihm gesagt, dass der Zauber nicht ewig währen würde, dass er ihn aufgeben musste, aber sie hatten ihm Zeit versprochen, viel mehr Zeit. Sie hatten sich geirrt.
    Hätte ich das Schiff gerettet, wenn ich das geahnt hätte? , fragte er sich. Wahrscheinlich nicht.
    »Merie!«
    Craymorus schreckte hoch, als er Korvellans Stimme hörte.
    »Merie!«
    Er griff nach seinen Krücken, stemmte sich hoch und klemmte sie unter die Schultern. Die Bewegungen waren ihm so vertraut, dass er nicht darüber nachdenken musste. Während der kurzen Zeit der Freiheit hatte sein Körper nichts vergessen.
    Er zog sich zur Reling.

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