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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dass Craymorus Schritt halten konnte, auf das Schiff zu.
    »Welchen?«
    »Würdet Ihr vortäuschen, Eure Schienen zu richten, und dabei einen Blick hinter uns werfen?«
    Es war keine große Bitte. Craymorus kam ihr nach.
    »Folgen uns Ana und Jonan?«, fragte Korvellan.
    »Ja.« Ana schien nicht gerade glücklich darüber zu sein. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und sah Jonan nicht an.
    »Und Merie?«
    Nein , wollte Craymorus im ersten Moment sagen, doch dann tauchte das Mädchen zwischen den Kisten auf. Er drehte sich auf seinen Krücken zurück.
    »Ja«, sagte er.
    Korvellans Mundwinkel zuckten kurz. »Ich danke Euch.«

 
Kapitel 35
     
    Was kann es Schöneres auf der Welt geben als das Ende eines Winters in Somerstorm – abgesehen natürlich von dem Anblick eines Pferdehalses, wenn man weiß, dass man Somerstorm verlässt.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?« Mamees Stimme hallte über den Hof. Sie stand vor der Küchentür, die Hände auf die Hüften gestützt. Ein paar Nachtschatten grinsten.
    Gerit kletterte auf den Kutschbock des Karrens und nahm die Zügel der beiden Pferde, die er davor eingespannt hatte, in die Hand. »Ist eine Überraschung«, sagte er. Auf sein Winken hin öffneten die Wachen das Tor.
    Mamee kam näher heran. »Eine, die du überlebst?«
    Er lächelte. »Ich bin in drei bis vier Tagen wieder da. Du wirst dich freuen, das verspreche ich dir.« Am frühen Morgen hatte er gegen die Regentonne getreten und das Plätschern des Wassers gehört. Das Eis war bis zum Eisenring geschmolzen, der Hafen war frei.
    Mamee zog die Augenbrauen zusammen, so wie sie es immer tat, wenn sie nachdachte. Dann stieg sie auf den Kutschbock. »Rutsch zur Seite. Ich komme mit.«
    »Nein«, widersprach Gerit, während er ihr bereits Platz machte. Goldmünzen klimperten in seinen Taschen. »Du machst dir die Überraschung kaputt.«
    »Ich kann Überraschungen nicht leiden.« Sie setzte sich neben ihn und schlug die Beine übereinander.
    Er las ihren Gesichtsausdruck und seufzte. Nichts, was er sagte, würde ihre Meinung ändern.
    Gerit schnalzte mit der Zunge. Der Karren setzte sich rumpelnd in Bewegung.
    »Pass auf, dass deiner Freundin kein Schwanz wächst«, rief einer der Nachtschatten am Tor, als der Karren die Festung verließ. Die anderen lachten. Gerit machte eine obszöne Geste in ihre Richtung. Aus den Augenwinkeln sah er Mamee lächeln.
    »Du wirst es bereuen«, sagte er. »Eine langweilige Fahrt hin, eine ruinierte Überraschung, eine langweilige Fahrt zurück.«
    »Wir sind zum ersten Mal allein unterwegs.« Sie legte eine Hand auf sein Knie. »Ich glaube nicht, dass die Fahrt langweilig wird.«
    Ihre Hand kroch in seinen Schritt. Gerit räusperte sich. Er hatte sich fast schon daran gewöhnt, wie offen Nachtschatten mit diesen Dingen – so hatte seine Mutter immer von Sex gesprochen – umgingen, doch manchmal überforderten sie ihn damit. Sie schienen kein Schamgefühl zu kennen, und es war ihnen nicht peinlich, bei diesen Dingen überrascht zu werden. Mamee nahm Rücksicht auf ihn, aber Gerit wusste, dass sie seine Gründe nicht verstand.
    Er lenkte den Karren nach Westen auf die alte Handelsstraße.
    »Westen«, sagte Mamee. »Dann fahren wir also nicht zur Mine.«
    »Warum sollten wir zur Mine fahren?« Gerit richtete den Blick auf die Pferde. Ihr Atem stand ihnen als weiße Wolke vor den Nüstern.
    »Weil es dort etwas gibt, das du vor uns verheimlichst.« Mamees Hand verschwand aus seinem Schritt.
    »Uns?«, fragte Gerit.
    »Du weißt schon, vor allen in der Festung.«
    Die Nachtschatten hatten kein Wort für sich selbst. Sie nannten sich Volk, Krieger, Jäger, aber nur selten benutzten sie die Bezeichnung, den die Menschen ihnen gegeben hatten. Sie mochten ihn nicht.
    »Ihr interessiert euch nicht für das, was in der Mine geschieht, solange sie Gold abwirft. Ich will euch nicht mit Geschichten über Stollen und Wasseradern langweilen.« Gerit wollte Mamee nicht anlügen. Er hoffte, sie würde ihm eine Wahl lassen.
    »Du hast recht«, sagte Mamee, aber es klang nicht so, als würde sie das auch meinen. Sie drehte den Kopf und betrachtete die Landschaft, die an ihnen vorbeizog, die schneebedeckten Hügel und eisverkrusteten Felsen. Der Karren rumpelte durch Schlaglöcher, die das Holz krachen ließen.
    Ich muss die Straße im Frühjahr ausbessern lassen , dachte Gerit. Der Gedanke an das Ende des

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