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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und die haben ihm nicht das Leben gerettet.«
    Forderak wehrte sich nicht mehr. Er wandte den Kopf und betrachtete die Hütten, als sähe er sie zum ersten Mal.
    Nyrdok ließ den Kerkermeister los und wischte sich die Hände an der Hose ab. Seine Finger berührten das Messer in seinem Gürtel. Er hoffte, es nicht ziehen zu müssen.
    Doch dann schüttelte Forderak den Kopf. »Nein. Ich wünschte, ich könnte den letzten Wunsch der Fürstin erfüllen und meiner Familie zu einem besseren Leben verhelfen, aber wenn wir scheitern, wird Craymorus uns für Nachtschatten halten und meine Söhne und Töchter umbringen las…«
    Nyrdok rammte ihm das Messer ins Herz.
    Forderak stieß die Luft aus. Seine Lippen zitterten, sein Blick richtete sich auf Nyrdok. Seine Hand kroch auf das Messer zwischen seinen Rippen zu, kam dort aber nicht mehr an. Tot sackte er zusammen.
    Nyrdok zog das Messer aus seiner Brust. Mit einer Hand schloss er Forderaks Augen, mit der anderen riss er dessen Hemdsärmel auf. Der Schlüssel zum hinteren Trakt, Zeichen seiner Stellung, hing an einer Kette von seinem Handgelenk.
    Er begann zu schneiden. Zwischendurch sah er immer wieder auf. Die Gruppen lösten sich allmählich auf, die ersten kehrten zu ihrer Arbeit zurück, aber die Tür zum Trakt war immer noch frei.
    Ein letzter Ruck, dann lag Forderaks abgetrennte Hand im Staub. Nyrdok zog die Kette vom Handgelenk und wischte das Blut an der Hose seines alten Freundes ab.
    »Es hätte nicht so kommen müssen«, sagte er leise. »Das war deine eigene Schuld.«
    Nyrdok erhob sich. Keine zehn Schritte trennten ihn von der Tür. Er hatte Forderak in den letzten Tagen oft beim Öffnen beobachtet, hatte geahnt, dass er es schon bald selbst tun würde.
    Nervös wischte er den Schlüssel ab. Schwer und warm lag er in seiner Hand. Dann ging er los. Er rannte nicht, sondern gab sich gelassen. Sein Herz hämmerte in seiner Kehle. Ein paar Wachen sahen kurz zu ihm herüber, aber er kam häufig in den Kerker. Sie waren an ihn gewöhnt.
    Die letzten zwei Schritte überwand er mit einem Sprung. Seine zitternden Finger stießen den Schlüssel zweimal am Schloss vorbei, dann trafen sie es.
    »Hey!«, schrie eine dunkle Stimme hinter ihm.
    Nyrdok riss die Tür auf. Der Gestank raubte ihm den Atem, die Dunkelheit schien ihn ersticken zu wollen. Er schlug die Tür hinter sich zu und schob einen Riegel vor, nur einen, um es den Unberührbaren nicht zu schwer zu machen.
    Dann stolperte er den Gang entlang, dem Licht, das unter der Tür an seinem Ende hindurchsickerte, entgegen. Er würgte, als er den Zellentrakt hinter sich ließ. Es gab kein Zurück mehr. Am Ende dieses Tages würde er entweder tot oder reich sein.
    Öllampen erhellten den kurzen Gang. Es gab nur vier Zellen, von denen zwei besetzt waren. Er ging zu der rechten und sah durch das vergitterte Fenster in der Tür.
    Nyrdok hatte Korvellan noch nie gesehen, trotzdem wusste er sofort, dass er die richtige Zelle gefunden hatte. Der Nachtschattengeneral saß in der Mitte des kleinen Raums, mit dem Rücken zur Tür. Als Nyrdok hineinsah, drehte er den Kopf.
    Seine Kleidung war verdreckt. Eine verschorfte Wunde zog sich von der Stirn bis zur Schläfe.
    Nyrdok schloss die Zellentür auf. »Ich habe gehört, Ihr wärt ein ehrenwerter Mann, General.« Er hatte die Worte während seiner langen Wachgänge geübt. »Ist das wahr?«
    »Die meisten Soldaten in Westfall würden mich wohl nicht als Mann bezeichnen, sondern als Bestie.« Korvellan stand auf und drehte sich in derselben Bewegung um. Nyrdok wich zurück. »Wenn Ihr mich aber fragtet, ob ich eine ehrenwerte Bestie sei, würde ich Euch mit Ja antworten, Sergeant.«
    Korvellan warf einen Blick auf den Schlüssel in Nyrdoks Hand, sprach ihn jedoch nicht darauf an.
    »Ist mir egal, was Ihr seid, General, solange Ihr zu Eurem Wort steht«, sagte Nyrdok. »Wir haben nicht viel Zeit. Versprecht mir, dass ich Eure Befreiung nicht bereuen werde.«
    »Das werdet Ihr nicht.« Korvellan streckte ihm seine gefesselten Arme entgegen.
    Kein Zurück mehr , dachte Nyrdok. Trotzdem zögerte er, bevor er den letzten Schritt tat und die Ketten aufschloss. Klirrend fielen sie zu Boden. Das Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
    »Die Wachen sind verstärkt worden«, sagte er, während er auch die Fußfesseln aufschloss. »Wir werden die Besessenen freilassen, um sie abzulenken.«
    Korvellan trat in den Gang hinaus und streckte sich. Seine Gelenke knackten. »Die Besessenen? So viele

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