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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und dem Großen Fluss, aber dort lauerten die Nachtschatten. Also wandte er sich nach Süden. Er schlug einen Bogen um die Stadt, sorgfältig darauf achtend, zwischen Bäumen und hinter Büschen zu bleiben. Die Höfe, die er auf dem Weg sah, umging er. Sie lagen zu nah an der Stadt. Die Vorräte und Pferde, die dort zurückgeblieben waren, hatten die Nachtschatten längst an sich gebracht.
    Es wurde Nachmittag, dann Abend. Kurz vor Sonnenuntergang stieß Jonan auf einen Fluss. Der ständige Regen über der Stadt hatte ihn anschwellen lassen. Die Bäume am Ufer standen im Wasser. Der Boden war aufgeweicht.
    Alle Flüsse münden im Großen Fluss, hieß es, also blieb Jonan in der Nähe des Ufers. Er war müde, aber er wagte es nicht zu schlafen. Der Nachtschatten in ihm war so stark wie nie zuvor. Wenn er in der Nacht einschlief, würde das Tier erwachen.
    Also ging er weiter. Es war eine helle Nacht, die Zwillingsmonde standen hoch am Himmel. Die Landschaft, durch die er ging, war geprägt von Feldern, Büschen und kleinen Wäldern. Es gab nur wenig Unterholz. Er musste kaum auf den Weg achten.
    Um sich von der Müdigkeit abzulenken, dachte er an Ana. Er wusste nicht, wo sie war, vermutete allerdings, dass sie sich nicht in Westfall aufhielt und auch nicht auf der anderen Seite des Flusses.
    Das grenzt es ja ein , dachte Jonan müde.
    Als die Sonne aufging, fand er eine leere, alte Viehtränke am Rand einer Weide. Er legte sich hinein, zog die Jacke vor seiner Brust zusammen und schlief ein.
    Ein Schlag in den Magen weckte ihn.

 
Kapitel 11
     
    Der Reisende wird bei seinen Unternehmungen schnell herausfinden, dass vieles von dem, was ihm beigebracht wurde, nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. So ist es falsch, dass alle Flüsse in den Großen Fluss münden und dass das Horn der Braekor-Ziege gegen Haarausfall hilft.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Die Fürstin ist tot«, sagte Nyrdok.
    »Ich weiß.« Forderak zog die Nase hoch. Tränen hatten helle Spuren in seinem schmutzigen Gesicht hinterlassen.
    »Ich habe eben noch mit ihr gesprochen.« Nyrdok sah sich in der Höhle um. Gefangene und Wärter standen zusammen. Die Nachricht hatte sich bereits bis in die Kerker verbreitet. »Sie wollte nicht glauben, dass ihr Leben in Gefahr war, und jetzt ist sie tot.«
    »Sie war eine stolze Frau.« Forderak hustete und verzog das Gesicht. »Ich werde ihr wohl bald ins Grab folgen. Diese Nacht habe ich Blut gespuckt.«
    Nyrdok nickte. Es gab nichts, was er darauf entgegnen konnte.
    Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander. Forderak scharrte mit einem nackten Fuß im Dreck, Nyrdok kaute auf seiner Unterlippe. Das, was er sagen wollte, war so ungeheuerlich, dass er nicht wusste, wie er anfangen sollte.
    Forderak nahm ihm die Entscheidung ab. »Ich habe Leute gesehen, die am Bluthusten verreckt sind«, sagte er. »Ich will so nicht sterben.«
    »Dann stirb nicht so.« Es klang härter, als Nyrdok gewollt hatte. Er zog Forderak in eine Ecke der Höhle, zwischen alte Fässer und Stapel von Feuerholz.
    »Du musst so nicht sterben«, flüsterte er. »Verlass diese Welt wie ein Krieger. Mach deine Familie stolz.«
    »Wie?«
    Nyrdok sah sich um. Niemand beachtete sie. »Wir erfüllen der Fürstin ihren letzten Wunsch.«
    Forderak blinzelte, kratzte sich und blinzelte erneut. Dann wurden seine Augen groß. »Du willst Korvellan befreien?«
    »Es war ihr Wunsch.«
    »Aber …« Der Kerkermeister öffnete und schloss den Mund. Er sah aus wie ein Fisch. »Sieh dich doch mal um«, stieß er dann hervor. »Die Wachen wurden verdoppelt. Beim letzten Mal hätte man uns beinahe geschnappt.«
    »Weil wir dumm waren.«
    »Sind wir jetzt schlauer?«
    Nyrdok grinste. »Ja.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir werden nicht nur Korvellan befreien, sondern auch die Unberührbaren.«
    »Was?« Forderak riss sich aus seinem Griff los. »Bist du wahnsinnig?«
    Nyrdok zog ihn zurück. »Mit ihnen lenken wir die Wachen ab. Wie willst du denn sonst an denen vorbeikommen?«
    »Das ist völliger Irrsinn. Ich habe die Fürstin verehrt, aber das geht zu weit. Ich werde nicht …«
    »Du verreckst, Forderak«, unterbrach ihn Nyrdok. »Und alles, was du deiner Familie hinterlässt, sind ein paar verlauste Hütten in einer Höhle. Korvellan besitzt Somerstorm. Was meinst du, wie großzügig er sein wird, wenn wir ihn befreien? Er hat sogar den Sklaven in Somerstorm Gold gegeben,

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