Der verwaiste Thron 03 - Rache
hielten die Hände über die Köpfe, als der Türrahmen mit einem Knall zerbrach und eine graue Gestalt an ihnen vorbeischoss.
Korvellan , dachte Craymorus.
Seine beiden Leibgardisten zogen ihre Schwerter und stellten sich schützend vor ihn. »Wir bringen Euch nach oben, Herr.«
Er schüttelte den Kopf. Seine Blicke folgten Korvellan, der mit langen Sätzen durch die Höhle jagte. In seiner Nachtschattengestalt wirkte er größer und jünger. Beinahe spielerisch wich er einem Speer aus, der nach ihm geworfen wurde. Dann richtete er sich auf.
»Raus aus der Höhle!«
Was soll das? , dachte Craymorus, doch im gleichen Moment schrien die Soldaten an der Tür auf. Er fuhr herum.
Aufgedunsene weiße Leiber quollen aus dem Trakt. Sie rissen die Reste der Tür aus ihren Angeln, begruben sie unter sich. Einen Soldaten hatten sie an den Haaren gepackt, schlugen ihn mit dem Kopf gegen die Wand.
Die anderen wichen zurück. Sie ließen den Rammbock fallen und griffen nach ihren Schwertern.
»Besessene!«, stieß einer der Leibgardisten hervor. »Er hat die Besessenen befreit!« Er ließ sein Schwert sinken. »Wir können sie nicht töten. Was sollen wir machen?«
Craymorus spürte seinen Blick, ohne ihn zu erwidern. Voller Entsetzen starrte er auf die Körper, die sich wie weiße, blinde Würmer durch den engen Durchgang quetschten. Die meisten hielten die Augen geschlossen, knurrten und heulten. Mit den Händen schlugen sie nach den Fackeln an der Wand. Selbst das Halbdunkel der Höhle bereitete ihnen Schmerzen.
»Raus aus der Höhle!«, rief Korvellan erneut. Einige Soldaten versuchten ihn einzukreisen, aber die meisten starrten mit der gleichen Fassungslosigkeit, die auch Craymorus verspürte, auf die Besessenen.
»Mein Fürst?«, fragte Barganim. »Sollen wir seinem Befehl folgen?«
»Nein.« Der Gedanke stand so plötzlich in seinem Kopf, dass er sich fragte, ob es wirklich sein eigener war. »Er will nur Chaos auslösen, damit er fliehen kann. Holt die Magier.«
»Ja, mein Fürst.« Der Leutnant wirkte erleichtert. Er winkte einen Soldaten heran, redete kurz mit ihm. Der Mann nickte und lief los.
Craymorus sah über die Schultern seiner Leibgardisten zu Korvellan. »Du kommst hier nicht raus!«
Korvellan ließ die Soldaten nicht aus den Augen. Er hatte sich den Speer genommen, der nach ihm geworfen worden war. Mit dem stumpfen Ende hielt er sie auf Abstand. »Ihr auch nicht, Fürst.«
An der Tür begannen Gefangene wie Soldaten Barrikaden aus Karren, Brennholz und Kisten zu errichten. Die Besessenen taumelten dagegen, brüllten und schlugen um sich. Craymorus sah Frauen unter ihnen und Kinder, groteske, krumme Gestalten, deren Adern blau unter der fast durchsichtigen Haut schimmerten.
Dort drinnen sind Menschen geboren worden , dachte er. Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu.
Immer mehr schoben sich aus der Tür. Einige trugen längst verrostete Ketten, die laut klirrend über den Boden schleiften. Einer fiel in eine heruntergerissene Fackel und begann zu brennen. Schreiend fiel er in die Barrikaden.
Craymorus wandte den Blick ab und zuckte zusammen, als er ein bekanntes Gesicht sah. Dunkle Augen richteten sich auf ihn.
Es war der Nachtschattenjunge. Mit den kurzen Schritten, die ihm seine Ketten erlaubten, bahnte er sich einen Weg durch die Besessenen. Sie griffen ihn nicht an. Vielleicht war er ebenso wahnsinnig wie sie.
»Herr!«
Craymorus drehte sich um. Barganim stand vor ihm, der Mann, den er geschickt hatte, hockte erschöpft am Boden.
»Sie kommen nicht, Herr.« Das Gesicht des Offiziers war blass. Ein Karren zerbrach mit lautem Krachen. Eine Kiste fing Feuer.
Craymorus spürte, wie sein Mund trocken wurde. »Haben sie erklärt, weshalb?«
Der Mann am Boden schüttelte den Kopf.
»Ihr habt die Magier gerufen, aber sie weigern sich, Euch zu helfen«, rief Korvellan herüber. Die Soldaten drängten ihn langsam in eine Ecke. »Ihr wisst, wieso.«
»Was meint er damit?«, fragte der Leutnant.
»Nichts«, sagte Craymorus.
Ein Besessener kroch unter den Trümmern des Karrens hindurch. Ein zweiter hing an seinem Fuß und ließ sich über den Boden ziehen. Der Nachtschattenjunge war nicht mehr zu sehen.
»Vielleicht …«, begann der Leutnant, unterbrach sich dann aber und senkte den Kopf.
»Was willst du sagen?«, fragte Craymorus.
»Ich meinte nur, Herr, dass man Korvellans Befehl vielleicht befolgen sollte. Er war Baldericks General und …«
»Nein.«
Barganim zuckte unter dem Wort
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