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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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»Wo seid Ihr?«, schrie er.
    »Hier. Am Gitter. Folgt meiner Stimme.«
    Nyrdok streckte die Arme aus, tastete sich durch die Höhle. Er glaubte Schemen vor, neben, hinter sich zu sehen, spürte Berührungen, wo keine waren.
    »Ich finde Euch nicht!«
    »Ganz ruhig, Sergeant. Ihr habt es gleich geschafft.«
    Etwas zog an seinem Umhang.
    Nyrdok schrie.
    »Was ist los?«
    »Sie haben mich!« Er warf sich nach vorn, wurde jedoch mit einem Ruck zurückgerissen. Hart prallte er auf den Boden und schürfte sich die Hände auf, als er sich damit abstützen wollte.
    Hände griffen nach seiner Hose, zogen an seinen Stiefeln. Er trat nach ihnen, aber sie ließen nicht los. Jemand flüsterte ihm etwas ins Ohr. Nyrdok schlug nach ihm und traf weiches, kaltes Fleisch.
    »Ich komm hier nicht raus!«, schrie er.
    »Werft mir den Schlüssel zu!«, rief Korvellan zurück. Ein schmaler Lichtstreifen fiel plötzlich über sein Gesicht. Die Wachen warfen sich gegen die nachgebende Tür.
    »Nein. Kommt und holt mich!« Die Hände tasteten über sein Gesicht. Nyrdok schüttelte sich voller Ekel. Er schlug und trat um sich, traf Fleisch und Luft gleichermaßen. Die Besessenen heulten, schrien und bellten.
    »Ich brauche den Schlüssel!«, rief Korvellan.
    Nyrdok antwortete ihm nicht. Das Gewicht der Besessenen drückte ihn auf den Boden, immer fester. Er schrie, als seine Rippen brachen. Blut füllte seinen Mund. Zähne schlossen sich um seine Kehle.
    Nicht so, ihr Götter! Bitte nicht so …!
    Die Zähne bissen zu.

 
Kapitel 12
     
    In Westfall stieß ich einst auf einen Mann, der mit großer Sicherheit behauptete, es gäbe nur einen Gott in der Welt, der über die Menschen wache, ihre Geschicke leite, das Wetter bestimme und die Tiere und Pflanzen erschaffen habe. Ich fragte ihn, was all die anderen Götter dann täten, doch darauf wusste er keine Antwort.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    Craymorus brachte es nicht über sich, das Fenster zu schließen.
    Ein halbes Dutzend Mal hatte er bereits davor gestanden, hatte den Griff in die Hand genommen, nur um ihn dann wieder loszulassen und sich zu setzen.
    Mellie , dachte er, nicht zum ersten Mal. Sie weiß, was hier geschehen ist.
    Doch er suchte nicht nach ihr. Der Gedanke, vor sie zu treten und in ihre leeren Augen zu blicken, hielt ihn davon ab.
    Er hob den Kopf, als er das rhythmische Knallen von Stiefelsohlen im Gang vor seinen Gemächern hörte. Ein Mann sagte etwas, dann klopfte es an seiner Tür.
    »Herr«, hörte er jemanden rufen, »kommt schnell!«
    Angst stieg heiß und bitter in seine Kehle. Craymorus griff nach seinen Krücken, bevor ihm einfiel, dass er sie nicht mehr brauchte. Er sprang auf und öffnete die Tür.
    »Was ist passiert?«
    Der Soldat, der vor ihm stand, war atemlos. »Korvellan. Er versucht zu fliehen.«
    »Wo ist er?«
    »Im Kerker. Im Trakt der Besessenen.« Der Soldat drehte sich bereits wieder um.
    Craymorus folgte ihm. Die Wachen schlossen sich ihnen an.
    »Wir schlagen gerade die Tür ein. Man kann ihn durch einen Spalt sehen.«
    »Wie ist er aus seiner Zelle gekommen?« Craymorus hielt leicht mit den anderen Männern Schritt. Er empfand keinen Stolz darüber.
    »Sergeant Nyrdok hat ihn mit dem Schlüssel des Kerkermeisters befreit, mein Fürst.« Der Soldat lief vor Craymorus die Treppe hinunter. »Hat Forderak umgebracht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass Nyrdok ein Nachtschatten ist.«
    »Wer sagt, dass er einer ist?« Craymorus richtete die Frage an sich selbst, aber der Soldat schien das nicht zu bemerken.
    »Ein Mensch würde doch keinen Nachtschatten befreien, oder, Herr?«
    Craymorus antwortete nicht. »Wissen die Bogenschützen auf den Türmen Bescheid?«
    »Ja, mein Fürst. Alle Wachen sind alarmiert worden.« Der Soldat zog die Tür zum Kerker auf und ließ ihm den Vortritt.
    Auf der Treppe hörte Craymorus bereits die Rufe und Hammerschläge der Soldaten. Als er die Höhle betrat, brachen sie gerade ein armlanges Stück aus der Tür zum Zellentrakt.
    Er winkte einen Leutnant heran. Nach kurzem Nachdenken fiel ihm ein, dass der Mann Barganim hieß. »Ist er noch da drin, Leutnant?«
    »Ja, mein Fürst. Es gibt keinen anderen Ausgang.«
    Die Soldaten an der Tür drehten sich um. Vier von ihnen trugen einen kleinen Rammbock. Ein fünfter salutierte. »In den Zellen passiert irgendwas, Herr. Ich glaube, der Nachtschatten befr…«
    Holz barst. Die Soldaten duckten sich,

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