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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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brauchten.
    »Glaubst du, dass sie Menschen sind?«, fragte sie spontan.
    Merie sah auf. Die warme Suppe rötete ihre Wangen. »Wer?«
    »Die Soldaten. Sie essen fast nichts, reden fast nie … Und ich habe dir doch von dem Sand erzählt. Kann ein Mensch so etwas überleben?«
    »Du … Ihr denkt, dass sie Untote sind?« Merie stellte den Napf auf den Tisch. Ihre Augen wurden groß. »Dann müssten wir ihnen ja nur Salz auf die Füße streuen, damit sie sterben.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Cascyr mit einer Armee umgeben würde, die man mit ein wenig Salz auf dem Boden aufhalten könnte. Wenn sie Untote sind, dann nicht die aus den Geschichten.« Ana stand auf. »Ich gehe mich waschen. Und wenn ich zurückkomme, reden wir über das.« Sie zeigte auf die Rinde.
    Merie schien in sich zusammenzusinken. Sie fürchtete sich davor, aus dem Lager zu fliehen, aber seit Ana wusste, dass Gerit noch lebte, dachte sie an nichts anderes mehr. Sie musste zu ihm, bevor Cascyr Somerstorm angriff. Sollte es ihm gelingen, die Festung zu nehmen, würde er Gerit als Geisel nehmen, um Ana seinen Willen aufzuzwingen, da war sie sich sicher.
    Ich muss vor ihm dort sein.
    Sie verließ das Zelt und nahm ein Stück Stoff, das ihr als Handtuch diente, von einer der Leinen. Den Gardisten, der sofort aufstand und ihr folgte, bemerkte sie kaum. Sie hatte sich daran gewöhnt, nie allein zu sein.
    Außer dem Plätschern des Flusses und dem Sägen und Hämmern der Arbeiter war kaum ein Geräusch zu hören. Die Gardisten unterhielten sich nicht untereinander, und auch Cascyrs Stimme war verstummt. Gelegentlich schnaubte eines der Pferde, die mit zusammengebundenen Läufen auf einer Wiese am Fluss grasten. Ana dachte unwillkürlich an den Stall, den ihr Vater ein paar Jahre zuvor hatte bauen lassen. Die Geräusche der Arbeit waren im Fluchen, Rufen und Lachen der Sklaven beinahe untergegangen.
    Die Erinnerung versetzte ihr einen Stich. Einen Moment lang fühlte sie sich so verloren, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, Somerstorm zu erreichen, nach Hause würde sie nie wieder kommen.
    Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und schluckte die Tränen hinunter. Selbstmitleid war einer Fürstin nicht angemessen.
    Ana ging an Zelten und mannshoch gestapelten Brettern vorbei, dann sah sie den Fluss – und erschrak. Die Brücke war fast fertig. Die Gardisten, die auf beiden Flussufern arbeiteten, hatten die Mitte bereits erreicht und verstärkten die Konstruktion nur noch, damit sie auch für die schweren Vorrats- und Waffenkarren passierbar war. Ein bis zwei Tage, schätzte Ana, dann würde die Armee weiterziehen.
    Sie ging zum Flussufer, schob die Ärmel ihres Hemds hoch und tauchte die Hände ins Wasser. Der Gardist blieb hinter ihr stehen.
    Jeden Tag kam sie an den Fluss, um sich zu waschen. Cascyr hatte es ihr gestattet, weil er glaubte, sie wolle sich nicht mitten im Lager waschen, aber in Wirklichkeit ging es Ana nur um die Brücke. Solange sie nicht fertig war, hatte sie die Flucht aufschieben können, von einem Tag auf den anderen. Merie war nicht die Einzige, die Angst davor hatte, auch wenn Ana so tat, als wäre es so.
    Das Wasser war kalt und klar. Sie wischte ihre Arme damit ab, dann das Gesicht. Der Wind trug den Geruch von frischem Holz zu ihr herüber. Ana tastete nach dem Stoff, den sie neben sich ins Gras gelegt hatte, und berührte eine Hand. Erschrocken riss sie die Augen auf.
    Der Gardist hockte neben ihr. Er hielt ihr den Stoff entgegen. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ana zögerte, dann nahm sie das Handtuch.
    »Danke«, sagte sie.
    Er nickte. Wegen der Uniformen und der eingefallenen zahnlosen Gesichter waren die Gardisten kaum voneinander zu unterscheiden, doch nun sah sie, dass ihr Bewacher jung war, kaum älter als sie selbst. Sie hatte plötzlich Mitleid mit ihm.
    »Hat es wehgetan?«, fragte sie. »Das, was sie mit dir gemacht haben?«
    Der Gardist erhob sich, ohne zu antworten. Ana war sich nicht sicher, ob er ihre Frage verstanden hatte. Sie trocknete sich Gesicht und Arme ab und stand ebenfalls auf.
    Sie sah Cascyr, umringt von Gardisten, als sie wieder im Lager ankamen. Er schien es eilig zu haben. Die weiße Robe wehte um seinen Körper. Mit langen Schritten ging er auf die Fahnen zu, die am Eingang des Lagers an frisch geschlagenen hellen Masten hingen.
    Einige Gardisten saßen dort auf ihren Pferden. Ihre Rüstungen waren staubig. Anscheinend waren sie von

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