Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
ein.
    Craymorus ließ sein Schwert fallen und hob einen Speer vom Boden auf. »Öffnet das Tor!«, schrie er erneut.
    Ein Soldat, der zwei brennende Fackeln in Händen hielt, lief an ihm vorbei. Craymorus griff nach seiner Schulter und duckte sich, als der Mann – nein, es war ein Junge, vielleicht gerade einmal vierzehn Jahre alt – mit einer Fackel nach ihm schlug.
    Craymorus hielt ihn fest. »Hilf mir, zum Tor zu kommen!«
    Der Junge starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, schien ihn nicht zu erkennen. Craymorus ließ ihn los, sah ihm nach, als er in die Festung lief und im Rauch verschwand.
    Er hörte ein Knurren hinter sich und fuhr herum.
    Es war der Nachtschatten.
    Er stand vor Craymorus, immer noch gefangen in seinem halb verwandelten Körper. Speichel lief ihm über das Kinn, die schweren zerrissenen Ketten hingen bis auf den Boden. Er trug keine Kleidung mehr. Haut und Fell waren blutverschmiert.
    Craymorus wich zurück. Der Nachtschattenjunge machte einen Schritt auf ihn zu. Er kicherte und wischte sich den Speichel vom Kinn. Das Feuer in seinen Augen schien seinen Verstand verbrannt zu haben. Nichts als Hass war geblieben.
    Craymorus hob den Speer. Erst da bemerkte er, dass die Spitze abgebrochen war. Beinahe hätte er gelacht. Sein Blick zuckte über den Hof. Kein Soldat war in seiner Nähe. Niemand sah, was geschah.
    Er öffnete den Mund. So viele Stunden hatte er mit dem Nachtschatten in seiner Zelle verbracht, hatte ihm Dinge erzählt, die er sonst nicht einmal sich selbst eingestanden hätte, doch nun fiel ihm nichts ein, was er sagen konnte.
    Vielleicht , dachte er, weil es nichts mehr zu sagen gibt.
    Der Nachtschatten schlug mit seiner Klaue nach ihm. Craymorus wehrte den Schlag mit dem Speer ab. Ein zweiter Schlag. Auch den wehrte er ab. Langsam ging der Nachtschatten um ihn herum. Craymorus drehte sich mit ihm. Der Nachtschatten knurrte und grinste, als er unwillkürlich zurückwich.
    Der nächste Schlag, doch dieses Mal zog der Junge seine Klaue nicht zurück, als der Speer auf sie zuschoss. Stattdessen packte er den Schaft und stieß zu, rammte seinem Gegner das stumpfe Ende in den Magen.
    Der Schmerz raubte ihm den Atem. Würgend und keuchend brach Craymorus in die Knie. Tränen traten ihm in die Augen. Verschwommen sah er, wie der Nachtschatten den Speer wegwarf und wieder begann um ihn herumzugehen.
    Es war ein Spiel, kalkuliert und grausam.
    Nicht grausamer als das, was ich mit ihm gemacht habe , dachte Craymorus. Er kam wieder auf die Beine, blieb gekrümmt stehen. Der Schmerz ließ langsam nach.
    Der Tritt des Nachtschattens kam so plötzlich, dass er ihn nicht einmal erahnte. Er traf seine Brust und warf ihn zurück gegen einen Unterstand. Holz knirschte, Stroh rieselte zu Boden. Ein alter Mann, der sich in einer Ecke versteckt hatte, schrie auf.
    Der Nachtschatten setzte nach. Seine Faust zielte auf Craymorus' Kopf, seine Klaue auf dessen Bauch. Er war schnell, so wie alle seiner Art, aber die Zeit im Kerker hatte ihn geschwächt. Craymorus schlug seine Klaue zur Seite, tauchte unter der Faust hindurch und rammte ihm die Schulter in den Magen.
    Der Nachtschatten knurrte, zu Craymorus' Enttäuschung eher wütend als vor Schmerz. Craymorus kam in seinem Rücken hoch, ballte die Fäuste und schlug sie ihm in den Nacken. Doch der Junge wich aus. Der Schlag streifte ihn nur.
    Seine Faust traf Craymorus' Kopf. Die Beine gaben unter ihm nach. Er spürte, wie der Nachtschatten ihn auffing, dann seine Klaue an seinem Hals und faulig riechenden Atem auf seinem Gesicht.
    »Lass ihn los!«
    Die Stimme klang dumpf hinter dem Pochen in Craymorus' Kopf. Einen Moment lang war er sich nicht sicher, ob sie wirklich existierte. Er blinzelte, versuchte den Nebel vor seinen Augen zu durchdringen.
    Der Nachtschatten über ihm fauchte. Der Halt, den ihm seine Arme gegeben hatten, verschwand unvermittelt. Craymorus sackte zusammen. Benommen blieb er liegen. Er hörte Fauchen, Knurren, dann ein nasses, klatschendes Geräusch.
    Sein Blick klärte sich. Korvellan hockte vor ihm. »Wir müssen hier raus«, sagte er. »Eure Soldaten versuchen das Tor zu öffnen, aber die Bogenschützen bringen sie um. Sie haben die Eingänge zu den Türmen verbarrikadiert. Zeigt ihnen Euer Gesicht. Sie brauchen Euren Befehl.«
    »Ich weiß.« Craymorus setzte sich auf, ignorierte Korvellans ausgestreckte Hand und zog sich an einem Balken des Unterstands hoch. Sein Blick fiel auf den Nachtschattenjungen, der reglos im Stroh

Weitere Kostenlose Bücher