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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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kroch.
    »Ich will«, sagte Erys nach einem Moment, »dass man sich verbeugt, wenn ich über die Straße gehe. Das ist alles. Der Rote König versprach mir, dass es eines Tages so sein würde, aber er war mit einer Fürstentochter verheiratet, einem dummen kleinen Ding so wie du. Selbst als sie ihn verließ, der Krieg verloren war und alles zusammenbrach, holte er mich nicht aus den Schatten. Ich blieb dort bis zu seinem Tod.« Bei den letzten Worten begann ihre Stimme zu zittern. Sie räusperte sich. »Und jetzt sieh mich an. Ich tappe in die gleiche Falle. Die zweite Frau. Das Geheimnis, das nur im Schlafzimmer gelüftet wird, während sich die Welt vor einer anderen verneigt.«
    »Dann lass mich gehen«, sagte Ana rasch. Sie nahm den Blick nicht von dem Dolch in Erys' Gürtel. »Du weißt, dass ich Cascyr nicht heiraten will.«
    »Und wenn er dich findet?« Erys' Hand zuckte. »Das Risiko kann ich nicht …«
    »Lauf!«, schrie Ana und fuhr herum. Sie kam keine zwei Schritte weit, dann war Erys bei ihr. Eine Hand wühlte sich in Anas Haare, riss sie zurück. Ein Arm legte sich um ihre Kehle und drückte zu.
    Mit einem Mal konnte sie nicht mehr atmen. Hustend schlug sie um sich, trat nach Erys' Beinen, hörte ein Stöhnen, einen Fluch, dann wurde der Griff härter. Blut rauschte durch ihre Adern, in ihrem Kopf dröhnte es.
    Erys ließ ihre Haare los. Metall glitt über Metall, als sie den Dolch zog.
    Die Nacht verschwamm vor Anas Augen. Sterne wurden zu gelb verwaschenen Flecken. Sie pulsierten im Rhythmus ihres Herzschlags. Sie sah den Dolch, ein flimmernder silberner Strahl über ihrem Kopf.
    »Sag deiner Mutter, es tut mir leid«, flüsterte Erys.
    Etwas prallte gegen sie. Ana wurde nach vorn geworfen. Pflanzen brachen. Sie schlug zwischen ihnen auf.
    Erys' Gewicht drückte sie in die Erde. Sie hörte ein Stöhnen, heftiges Atmen. Der Griff um ihre Kehle lockerte sich.
    Hustend sog Ana die Luft ein. Dreck und kleine Steine drangen ihr in den Mund. Sie spuckte und hustete erneut, versuchte sich auf den Rücken zu drehen, aber das Gewicht, das auf ihr lastete, war zu groß.
    Erys stützte sich ab. Ihre Hand grub sich neben Ana in den Boden. Der Dolch, den sie immer noch hielt, richtete sich auf ihr Gesicht.
    Ana griff nach einem Stein, schlug damit auf die Hand ein. Knochen knirschten. Erys schrie auf, die Hand mit dem Dolch verschwand. Das Gewicht auf Ana nahm ab, als Erys sich drehte. Sie wehrte sich gegen jemanden über ihr.
    Jonan , dachte Ana. Sie drückte den Rücken durch, warf das Gewicht von sich und kroch hustend zur Seite. Sie bekam kaum Luft. Ihre Kehle war rau und schmerzte.
    Ana drehte sich um. Tränen liefen ihr aus den Augen, spülten Staub und Dreck heraus. Verschwommen sah sie, dass Erys auf dem Rücken lag. Sie hatte den Dolch verloren, versuchte mit bloßen Händen die Schläge abzuwehren, die unerbittlich gegen ihren Körper hämmerten.
    Merie hockte auf Erys' Brust wie ein wütender, wahnsinniger Dämon. Ihr Gesicht war verzerrt. Blut vermischte sich mit Dreck und Speichel. Sie schrie und knurrte und zischte. Ihre Hände waren geöffnet, so als wolle sie Erys ohrfeigen, doch jeder Schlag zog eine blutige Spur, riss Stoff, Haut und Fleisch auf.
    Erys' Bewegungen erlahmten. Sie versuchte, Meries Gesicht zu treffen, doch die wischte ihre Arme einfach zur Seite.
    Sie ist so stark , dachte Ana. Ihr Blick klärte sich langsam. Sie sah Meries gekrümmten Rücken, die Klauen, die sich aus ihren Jackenärmeln schoben, das Fell an ihrem Hals und die Zähne in ihrem aufgerissenen Mund.
    »Nachtschatten …«, flüsterte sie.
    Merie schlug immer weiter zu, so als gäbe es nichts anderes, was sie tun konnte. Schweiß lief ihr übers Gesicht, ihr Atem ging schwer, aber sie hörte nicht auf.
    Erys lag reglos unter ihr, eine blutige, verstümmelte Kreatur. Ana hoffte, dass sie tot war.
    Sie ließ Merie nicht aus den Augen, während sie sich auf allen vieren zwischen die Pflanzen zurückzog. Sie glaubte nicht, dass die Bestie, die aus dem Mädchen hervorgebrochen war, zwischen Erys und ihr unterscheiden würde.
    Ein Schatten glitt plötzlich an ihr vorbei. Ana drehte sich erschrocken um, sah Bewegungen, so schnell, dass sie zu verschwimmen schienen. Ein Arm, der Merie packte und von der Leiche zog. Eine Faust, die ihre Schläfe traf.
    Merie sackte reglos zu Boden.
    Ana setzte sich auf. Ihre Mundwinkel zitterten. »Jonan?«
    Er warf sich Merie über die Schulter, dann trat er vor Ana.
    »Komm«, sagte er.
    Sie

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