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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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hier schlimmer als auf den Rigs war.
    Eine Stunde später sah ich die Sache etwas anders, als ich nackt und kopfüber gefesselt von einem Metallkreuz hing, das hinten an einem gepanzerten Strandbuggy angebracht war. Auf die Motorhaube des Buggys hatte man ein ungelenkes Hakenkreuz gepinselt. Man hatte mich bei unserer Ankunft sofort als Außenstehenden eingestuft.
    Rannu und ich hatten es bis zur eigentlichen behelfsmäßigen Stadt innerhalb des Rings aus Trucks geschafft. Hier gab es jedes erdenkliche zivile Fahrzeug, das mit dem hiesigen Gelände
zurechtkam. Viele waren weiterhin auf den Straßen zwischen den Zelten und geparkten Fahrzeugen unterwegs. Wir wichen einem Monster Truck aus, obwohl wir wahrscheinlich zwischen den riesigen Rädern hätten hindurchfahren können, und entgingen nur knapp dem Zusammenstoß mit einem Halbkettenfahrzeug, das aussah, als würde es aus der Zeit vor dem FMK stammen. Die gepanzerte Motorhaube war mit dem Gesicht eines Cartoon-Sumpfmonsters bemalt. Alles roch nach brennendem Alkohol, und die Geräusche starker Motoren sorgten für den entsprechenden Soundtrack.
    Durch den dichten, sich herabsenkenden Staub konnten wir sehen, dass alle Stämme ihre Präsenz zeigten. Diejenigen, die Schutzanzüge trugen, hatten sie in großem Umfang modifiziert, um mit den entsprechenden Farben ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. Aber es gab auch viele, die keine Schutzkleidung hatten, entweder absichtlich oder aus Kostengründen. Im Viz und den Senso-Programmen ging es oft um die sogenannten Mutanten, die Crawling Town bewohnten. Die traurige Wahrheit sah so aus, dass es einfach nur viele deformierte oder sehr kranke Leute gab. Sie waren die wirklichen Mutanten.
    Wir hatten Schreie und Schüsse gehört und sogar ein Driveby-Shooting gesehen, was mir an einem Ort wie diesem irgendwie redundant vorkam. Crawling Town war keine einträchtige Gemeinschaft. Die Stadt bestand aus vielen verschiedenen und verfeindeten Gruppen, die es irgendwie schafften, gemeinsam unterwegs zu sein. Wir versuchten, unauffällig zu bleiben. Die Einwohnerzahl lag bei achtzig- oder hunderttausend, so dass es eine Weile dauern würde, Buck und Gibby zu finden, sofern wir nicht großes Glück hatten. Zu Anfang würden wir uns einfach nur einen groben Überblick verschaffen.
    »Wir sollten uns aufteilen«, schlug Rannu vor. »Um eine größere Fläche absuchen zu können.«
    »Das würde bedeuten, dass einer von uns zu Fuß gehen
müsste.« Lautes Geschrei, als ein Mann von einem Quad an einer Kette an uns vorbeigeschleift wurde, wobei ihm die Haut vom ätzenden Dreck abgeschält wurde. »Ich habe nicht den Eindruck, dass das hier eine gute Fußgängergegend ist.«
    »Nimm du das Bike, ich gehe zu Fuß.«
    Wir suchten uns einen knallbunt bemalten Wohnwagen aus, der aussah, als hätte er vorläufig an dieser Stelle Wurzeln geschlagen. Wir benutzten ihn als Fixpunkt und merkten uns seine Position. Es war immer noch zu gefährlich für uns, GPS zu benutzen.
    »Vier Stunden, dann treffen wir uns hier wieder«, sagte ich.
    »Kommunikation?«
    »Eine geraffte Sendung pro Stunde. Benutz die Verschlüsselung, die der Heide uns gegeben hat. Sende an mich und zurück an Morag und den Heiden. Einverstanden?«
    »Und wenn wir in Schwierigkeiten geraten?«
    »Eine knappe Sendung an mich - oder von mir an dich. Aber wir sollten uns nach Möglichkeit vorher zurückziehen. Einige dieser Gangs sind bestens organisiert und haben sehr fähige Hacker in ihren Reihen. Wir dürfen die anderen nicht preisgeben.«
    »Einverstanden.« Er schien von meinen Vorschlägen überzeugt zu sein.
    »Was hast du dabei?«, fragte ich.
    »Nur Handwaffen. Sie dürften für eine erste Erkundung genügen.«
    Ich nickte. Ich hatte meine Pistolen und die Kampfpumpgun seitlich am Bike befestigt. Als ich wieder aufblickte, war er schon weg. Vom Staub verschluckt.
     
    Ich hatte geschlampt. Es gab keine andere Erklärung. Ich hatte sie schon bald bemerkt. Ihre Strahlenschutzkleidung war alt, aber gut in Schuss. Die Farbe war ein staubiges Schwarz, und
sie trugen ein rotes Kreuz auf der Brust über dem Herzen. Sie waren nicht zu übersehen. Zuerst verfolgten sie mich mit einem Monster Truck, der schwer gepanzert und mit ihren Farben geschmückt war. Gemeine Spitzen aus Metallschrott und die Läufe von schweren Waffen aus Militärbeständen ragten aus dem Laster. Diesem Fahrzeug konnte ich mühelos entkommen. Etwas mehr Sorgen machten mir die Motorradfahrer und die

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