Der Veteran: Roman
erwähnen, dass sehr viele Waffen auf sie gerichtet waren. Also schlug sie ihn noch einmal. Als ich es sah, brach ich in schallendes Gelächter aus. Ich lachte so heftig, dass ich Blut spuckte. Messers Gesicht war jetzt eine Maske des Zorns.
»Du bist eine Schande für deine Rasse!«, fauchte Morag ihn
an. Ich sah, wie er die Augen aufriss und die Kristallfacetten rot wurden. Mir fiel auf, dass Morag ohne ihren starken Dundee-Akzent gesprochen hatte.
»Wer bist du, Frau, dass du mit Niggern hierherkommst, um mir so etwas zu sagen?«, gab Messer zurück. Seine Stimme zitterte vor Wut.
Baby Neon trat vor, doch Papa Neon legte ihm eine Hand auf die Schulter und murmelte etwas auf Patois, das ich nicht verstand. Das war eine interessante Verhandlungsstrategie - aber ich war mir nicht sicher, ob ich sie gewählt hätte.
»Ob wir nun Nigger sind oder nicht, du darfst nicht vergessen, wo du dich befindest, Junge«, sagte Papa Neon. Viele der Skinheads waren damit beschäftigt, nervös zwischen Baby Neon und Mrs. Tillwater hin und her zu blicken.
Morag beruhigte sich und trat näher an Messer heran, um mit der Hand über sein Gesicht zu streichen, was ihn zusammenzucken ließ.
»Du bist ein guter Soldat, Messer«, sagte sie und zeigte dann auf mich. Mudge blickte auf. Ich sah furchtbar aus. »Aber das gehört mir, und ich will es wiederhaben.« Dann wurde sie plötzlich kokett. »Und wenn ich es nicht kriege, werden meine Auftraggeber sehr unglücklich sein.« Dann zwickte sie ihm in die Wange und war nun wieder ganz Autoritätsperson. »Hast du mich verstanden?«
Messer warf einen Blick zu Mrs. Tillwater. »Mrs. Tillwater?«, krähte er. Obwohl Mrs. Tillwater dem schwächeren Geschlecht angehörte, schien sie in der durchgeknallten Ideologie dieses Kerls so etwas wie eine verwandte Seele zu sein. Es war erbärmlich. Es war umso erbärmlicher, dass diese gewalttätigen Kinder mich überwältigt hatten.
»Es liegt ganz bei dir, Messer«, sagte Mrs. Tillwater, als würde sie vor der Klasse der Sonntagsschule stehen. »Aber wenn ich du wäre, würde ich tun, worum diese nette junge Dame dich
bittet.« Trotz allem gefiel mir ihr Gesichtsausdruck nicht. Sie machte den Eindruck, als wollte sie etwas Bestimmtes sehen.
Messer kam rüber zu mir und zeigte mit dem Finger auf mich. »Das ist mein Geschenk an Gott«, knurrte er. Das ärgerte mich. Ich mochte John Coltrane.
»Die Götter haben eine andere Bestimmung für ihn vorgesehen«, sagte der Heide.
Messers Kopf fuhr herum, und er starrte seinen Hackerkollegen an. Ich spürte, wie Messer die bizarre tätowierte und gepiercte Gestalt musterte, der er sich gegenübersah. »Und wer bist du?«, fragte Messer.
»Der Heide.«
Mudge machte eine Nahaufnahme von Messers Gesicht. Ich erkannte, wie sich die Augen rund um die roten kristallinen Linsen des Nazi-Punks weiteten. Er hatte schon von ihm gehört.
Der Heide hielt Messers starrendem Blick stand. Es war nicht zu verkennen, dass er sich in der Rolle des Hacker-Patriarchen wohlfühlte. Es war fast so, als würde ich beobachten, wie Messer der Hintern versohlt wurde. »Dein Gott wird kommen, und wenn er da ist, werden alle Nigger seinen Zorn spüren«, sagte der Heide, obwohl nicht zu übersehen war, dass er gegen seinen Abscheu ankämpfte.
Papa Neon blickte mit amüsierter Miene zum Heiden hinüber.
»Auch die Weltraum-Nigger«, sagte Messer und blickte in den Himmel, obwohl dort kaum etwas anderes als Staub zu sehen war. Seine Stimme klang immer mehr wie die eines verzweifelten Kindes. Mudge musste sich das Lachen verkneifen, als der Heide wohlwollend nickte.
»Auch die Weltraum-Nigger«, bestätigte der Heide. Es war offensichtlich eine ziemlich idiotische Ideologie, die Messer für sich entdeckt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie irgendwer so etwas ernst nehmen konnte.
Morag schlenderte zu Messer hinüber und schien die Waffen, die auf sie gerichtet waren, gar nicht zu bemerken. Sie trat hinter ihn, lächelte und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. »Gib ihn mir wieder«, hauchte sie.
Es schien, als würde Messer tatsächlich zusammenzucken. Später fand ich heraus, warum: Das Flüstern war das Signal für den Heiden, ihm eine verschlüsselte Nachricht zu senden. Darin hieß es, wenn er mich nicht freiließ, würden sie mich trotzdem mitnehmen, worauf seine Leute jeglichen Respekt vor ihm verlieren würden. Für ihn gab es also nur noch die Möglichkeit, nicht allzu viel Gesicht zu
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