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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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und ich hätte schwören können, eine Spur von Panik in seiner Stimme zu bemerken.
    Die Skindheads reagierten mit Kopfschütteln und Schulterzucken, wie es zu Schlägern der untersten Klasse passte, die mit einem Problem konfrontiert wurden.

    »Scheiße, dann mache ich es selber.« Der Pilot warf den Mantel zurück. Ein antiker Colt Navy.44, den er mit einem Smart-Link ausgestattet und für moderne Munition umgerüstet hatte, erschien in seiner Hand. Gibby spannte überflüssigerweise den Hahn des Revolvers.
    Insektenauge kam auf uns zu. »Haltet ihn auf«, befahl er. Ein Skinhead packte Gibby und zog seinen Waffenarm herunter. Insektenauge ging zu dem Piloten und drosch ihm kräftig eins in die Visage.
    Gibby verlor Sonnenbrille und Maske, und sein Kopf wurde von der Wucht des Schlages herumgerissen. Als er sich wieder umdrehte, sah ich die Linsen, die in seine Augenhöhlen transplantiert worden waren, und seine wütende Miene.
    »Wer ist das?«, fragte Insektenauge. Damit meinte er mich.
    »Bist du völlig übergeschnappt, Messer?«, rief Gibby und starrte Insektenauge an. Also hatte der kleine Nazi-Punk doch einen Namen. Messer. Den musste ich mir merken.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, grollte Messer.
    »Lass mich los«, sagte Gibby.
    Messer nickte den Skinheads zu, die ihn festhielten. Sie ließen Gibby los, behielten ihn aber weiterhin im Auge.
    Gibby ließ die Pistole einmal um den Zeigefinger wirbeln und steckte sie zurück ins Holster. Er zeigte auf mich.
    »Sieh zu, dass du ihn loswirst, sonst tun wir es«, sagte er schleppend.
    »Es steht dir nicht zu …«, begann Messer, doch Gibby hatte bereits mit einem letzten Blick auf mich kehrtgemacht und stapfte aus dem Lager. Er wirkte verängstigt.
     
    Ich trat immer wieder weg. Allmählich schien ich kaum noch irgendwelche Schmerzen zu spüren.
    »Ich dachte, es wäre nur Haut.« Eine Stimme, die ich wiedererkannte, aus ferner Vergangenheit, wie es mir vorkam. Ich
befand mich in einer Grotte, einer magischen Höhle voller ultraviolett leuchtender Symbole und medizinischer Geräte. Ich hatte einen Singsang in einer Sprache gehört, die ich nicht verstand, auch wenn mir ein paar Wörter etwas sagten. Ich war mit Blut bemalt worden, und man hatte über mir etwas Rasselndes geschüttelt. Und dann hatten sie mir neue Haut auf das Fleisch gemalt, das bis zur Panzerung blank war.
    »Er hat eine ziemlich hohe Dosis abbekommen«, sagte eine Stimme mit Akzent, die ich unter normalen Umständen sofort identifizert hätte.
    »Kannst du denn gar nichts für ihn tun?«, fragte eine besorgte Morag.
    Ich versuchte ihren Namen auszusprechen, aber es klang eher, als würde sich jemand zu Tode sabbern.
    »Seine sämtlichen Systeme müssen ersetzt werden. Interne Dekontaminierung seiner Organe und neues Blut. Und dann auch nur vielleicht. Wenn wir hier die entsprechende Ausrüstung hätten, wäre das Leben in Crawling Town wesentlich gesünder.«
    Es war irgendein karibischer Akzent, entschied ich - stolz, dass ich endlich darauf gekommen war.
    »New York?«, fragte sie.
    »Ich habe schon angefragt. Aber nicht einmal Balor hat die Geräte«, sagte die erste Stimme. Der Heide. Auch ihn kannte ich. Ich verspürte Übelkeit.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte die Stimme mit dem starken Akzent.
    »Ihn zusammenflicken und zusehen, dass er wieder auf die Beine kommt«, sagte Morag entschlossen.
    »Warum schonen wir ihn nicht eine Weile?«, fragte der Heide.
    Scheißkerl! Wofür sollte ich mich schonen?
    »Tu es einfach«, sagte Morag.

    Ich erinnnere mich an kaum etwas. Ich weiß, dass alle hereinkamen, aber das meiste hatte ich aus Mudges Viz-Aufzeichnungen. Er dachte, ich wollte meine Rettung sehen. Ich erinnere mich, wie Mudge hereingehumpelt kam, die AK-47 vor dem Oberkörper. Ich erinnere mich an den Heiden mit dem Stab in der Hand. Er sah wirklich wie der alte Druide aus, der er offensichtlich sein wollte. Ich erinnere mich an Mrs. Tillwater im fliederfarbenen Kostümrock, sehr elegant, die spießige Matrone aus den Soap Operas und Sitcoms vergangener Zeiten, abgesehen von der Totenmaske ihres letzten Opfers, die sie in den Bund ihres Rocks gesteckt hatte. Sie war Offizierin bei den US Rangers gewesen, bis sie eine Gruppe von Flüchtlingen auf Proxima Centauri gekreuzigt hatte, weil sie sich geweigert hatten, ihrer Einheit zu helfen, sich einem Angriff von IHNEN entgegenzustellen. Unehrenhafte Entlassung, einige Zeit im Gefängnis, aber dann war sie irgendwie

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