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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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alles«, sagte der Heide und blickte zu Papa Neon.
    »Du bist nicht der einzige Exangehörige der Spezialeinheiten, der in letzter Zeit in der Stadt geschnappt wurde«, sagte der Anführer.
    »Rollestons Leute?«, fragte ich.
    »Es sind XIs«, sagte Rannu.
    »Bist du dir sicher?«
    »Die zwei, die ausgeschaltet wurden, waren es, bevor sie in ihre Einzelteile zerlegt wurden«, sagte Papa Neon, worauf Rannu unbehaglich mit den Füßen scharrte. »Und wir sind hier nicht in New York«, fügte er hinzu. Damit meinte er, dass er uns nicht auf die gleiche Weise wie Balor beschützen konnte oder wollte. Man konnte es ihm nicht einmal verübeln. Ich stieg aus dem Bett und zog mich an. So schlecht fühlte ich mich gar nicht, abgesehen von der Übelkeit.
    »Ist es wirklich gut für dich, das Bett zu verlassen, Kumpel?«, fragte Mudge.
    Ich sah ihn an und grinste. »Ich werde eine Menge Drogen brauchen.«

    Mrs. Tillwater wollte einfach nicht die Klappe halten, aber ich war etwas zu verwirrt, um sie zu bitten, still zu sein. Sie durchsetzte ein völlig banales alltägliches Gespräch mit Beschreibungen sadistischer Gewalttaten. Manche Leute taten so etwas, um einen in den Wahnsinn zu treiben, aber den Eindruck hatte ich bei ihr nicht. Sie schien wirklich krank zu sein.
    Ich saß neben ihr auf dem Beifahrersitz. Papa Neon hatte sie gebeten, als unsere Fremdenführerin durch den weißen Abschaum von Crawling Town zu fungieren. Sie hatte ihn leicht getadelt und sich dann einverstanden erklärt. Ich wollte mit ihr fahren, weil ich genug davon hatte, die mitleidigen Mienen von Morag, dem Heiden und sogar von Rannu zu sehen.
    Ich hatte recht gehabt. Gibby und Buck waren mit einer der Cyberbilly-Gangs unterwegs, der größten und mächtigsten, den Hard Luck Commancheros. Mrs. Tillwater brachte uns zu ihnen. Offenbar hatten sie die Stadt verlassen und waren zu den Ruinen von Trenton gefahren. Wir alle hatten Schutzkleidung angelegt. Mrs. Tillwaters Umhang war fliederfarben, was ihre Lieblingsfarbe zu sein schien. Daran hingen mehrere Skalps. Wir saßen in ihrem gepanzerten Kombiwagen mit Allradantrieb. Morag folgte auf dem Low Rider, hinter ihr Rannu, der Heide und Mudge im Sportwagen.
    »Natürlich gibt es Stämme in den Ruinen der Städte an den Toten Straßen«, sagte Mrs. Tillwater. »Es sind wirklich kaum mehr als Wilde. Feilen sich die Zähne spitz, tragen Kleidung aus Menschenhaut, sind selber kaum Menschen.«
    Ich warf der Frau einen Seitenblick zu. Abgesehen von ihrer Kybernetik, den Anschlüssen im Nacken und den künstlichen Augen war sie die perfekte spießige Matriarchin. Sie hatte etwas zu viel Make-up aufgelegt, war durchschnittlich attraktiv für eine Frau eines gewissen Alters und schien sehr viel Sorgfalt auf ihr beunruhigend banales Erscheinungsbild zu verwenden.
    »Ich habe gehört, dass manche von ihnen Menschenfleisch
essen«, sagte ich und war mir ziemlich sicher, dass ich mich verteidigen konnte, falls es ernst wurde.
    Sie antwortete ohne das geringste Zögern. »Ja, aber sie bereiten es nicht anständig zu …« Dann ließ sie sich recht detailliert über dieses Thema aus. Ich machte mir Sorgen, als ich feststellte, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief, und ich war erleichtert, als ich vor uns Motorenlärm hörte.
    Der Stadtrand von Trenton, das Industriegebiet der Stadt, war während des FMK von einer kleinen Atombombe getroffen worden. Wahrscheinlich war es dieser Krater gewesen, durch den der Buggy gefahren war, an den ich gefesselt gewesen war. Der Sprengkopf hatte den größten Teil der Stadtbevölkerung getötet. Die Überlebenden waren wahrscheinlich wenig später an der Strahlung und ihren Verbrennungen gestorben. Die Stadt selbst war fast vollständig zerstört worden.
    Mrs. Tillwater lenkte den Wagen um Trümmerhaufen herum, wobei sich der Allradantrieb als sehr praktisch erwies. Ich machte mir leichte Sorgen um Morag, aber sie schien immer besser mit dem Bike zurechtzukommen. Zu beiden Seiten der Straße ragten ehemalige Hochhäuser wie gebrochene Finger in den unnatürlich roten Himmel. Auf vielen Gebäuden waren frische Graffiti zu erkennen, die komplexe, aber völlig abstrakte Muster darstellten. An anderen Stellen gab es Wandmalereien mit stilisierten Heldenfiguren und Jagdszenen, wie es schien. Viele der Graffiti waren richtig schön.
    »Haben die Stämme das gemacht?«, fragte ich und zeigte auf eine der abstrakten Darstellungen.
    Die Serienkillerin neben mir nickte. »Markierungen von

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