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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Reviergrenzen. Die Wandmalereien sind Geschichten«, sagte sie. »Ich frage mich, warum sie nicht etwas Sinnvolleres tun, zum Beispiel etwas aufräumen.«
    »Ja, Ordnung wäre eindeutig ein großer Fortschritt«, sagte ich.

    Mrs. Tillwater sah mich an. »Sarkasmus verstehe ich durchaus, Mr. Douglas. Ich lasse mich nur nicht dazu herab, ihn selber zu verwenden.«
    Plötzlich kam mir das ständige Mitleid der anderen gar nicht mehr so schlimm vor.
    »Die Stämme werden uns keinen Ärger machen, oder?«, versuchte ich das Thema zu wechseln.
    »Warum in aller Welt sollten sie das tun?«, fragte sie in überraschtem Tonfall. »Sie greifen Konvois an, die viel größer und besser bewaffnet sind als unserer.«
    Ich blickte zum Rückfenster hinaus und sah Morag hinter uns fahren. Ihr Poncho flatterte im Wind. Plötzlich kam sie mir sehr verletzlich vor.
    Wir bogen in die Ruinen einer Reihenhaussiedlung ein, die man in diesem Land wahrscheinlich als Wohnungsprojekt oder etwas in der Art bezeichnete. Im Großen und Ganzen war es eine große und hässliche Anlage aus Häusern gewesen, die von öffentlicher Hand errichtet worden waren. Jetzt war es eine menschenleere zerbröckelnde Trümmerlandschaft. Es gab eine große halbwegs freigeräumte Fläche, hinter der sich Bungalow-Reihen erhoben und noch weiter dahinter mehrere hässliche Hochhäuser.
    Auf der Freifläche standen verschiedene Fahrzeuge, hauptsächlich Sportwagen, die erheblich umgebaut worden waren, alle mit Allradantrieb. Auch ein paar Pickups und Kleinlaster waren dabei, ebenfalls umgerüstet, und sehr viele Bikes und Trikes, die meisten tiefergelegt, außerdem ein paar Sport-Motorräder. Ich sah auch wieder das antike Halbkettenfahrzeug mit dem aufgemalten Sumpfmonster, das mir in der ersten Nacht aufgefallen war. Alles war aufgerüstet worden. Unwillkürlich starrte ich erstaunt auf die Maschinen. Der Lärm der Motoren schlug uns wie eine feste Mauer aus Schall entgegen. Ich deaktivierte meine Audiodämpfung. Das wollte ich hören.
    »Kleine Jungen werden immer kleine Jungs bleiben«, sagte
Mrs. Tillwater vergnügt. Die Leute blickten auf, als wir einfuhren. Hier schien jeder einen Staubmantel und einen breitkrempigen Hut zu tragen, obwohl viele ihre Masken nicht aufgesetzt hatten. Die meisten waren bärtig, selbst einige der Frauen, und wie bei Gibby und Buck schienen Dreadlocks der Standard zu sein. Sie hatten den degenerierten Cowboy-Look der Cyberbilly-Szene. Ich konnte gerade noch den Sound schwerer Westerngitarrenriffs hören, die irgendwo aus einer leistungsstarken Anlage dröhnten. Der Sänger beklagte sich knurrend darüber, wie seine einzige wahre Liebe ihm sein Auto klaute.
    Als wir eintrafen, ernteten unsere ramponierten Fahrzeuge verächtliche Blicke von den versammelten Cyberbillys. Ich fragte mich, wie sie es schafften, dass ihre Wagen und Bikes in einer derart korrosiven Umgebung so gut aussahen. Ich sah den Beginn eines Beschleunigungsrennens. Zwei Sportwagen rasten so schnell los, dass sich die Vorderreifen vom Boden lösten und Flammen aus dem Auspuff schossen, bevor sie über die noch vorhandenen und sehr unsicher wirkenden Straßen davonbrausten. Die Zuschauer stießen Jubelschreie aus. Ich hatte fast das Gefühl, als könnte ich hier gut leben.
    Mrs. Tillwater fand eine freie Stelle und parkte penibel ein. Ich wusste nicht, warum sie das tat. Ich setzte mir wieder Maske und Schutzbrille auf und stieg aus. Morag und Rannu hielten neben uns an. Mrs. Tillwater ging zu einer Gruppe von Cyberbillys hinüber. Alle trugen irgendwo auf ihrer Kleidung die Asse und Achten einer Dead Man’s Hand, das Zeichen der Hard Luck Commancheros. Ein paar Blicke wurden in unsere Richtung geworfen, aber schließlich gab sie uns ein Zeichen, dass wir ihr folgen sollten. Sie lief über den betonierten Platz, und wir gaben uns Mühe, nicht von losrasenden Fahrzeugen überfahren zu werden. Es freute mich zu sehen, wie der Heide, Rannu und Mudge eine lockere Formation bildeten und sich umschauten, während ich feststellte, dass ich unbewusst fast das Gleiche tat.
    Wir näherten uns der Straße mit den Apartments, wo sich eine größere Menge von Commancheros versammelt hatte. Hier standen ein paar Autos und ein Pickup, aber es schien hauptsächlich der Ort zu sein, an dem die Biker abhingen. Was mir recht war. Mrs. Tillwater gab mir ein Zeichen und deutete dann auf den Straßendamm, der am Rand des Platzes aufgeschüttet war. Darauf stand eine Gestalt, die uns

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