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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Moment hervorgeholt.«
    »In diesem Kostüm siehst du total bescheuert aus«, sagte ich.
    Gregor lachte. »Ich war jung und dumm.«
    Ja, er war es. Langsam kam es bei mir an, er war es wirklich.
    »Was ist mit mir passiert?«, fragte ich.
    »Du bist in Ohnmacht gefallen«, sagte Annis, was Gregor mit einem weiteren grotesken Grinsen quittierte. »Überanstrengung und ein übler Drogencocktail.« In ihrer Stimme war etwas Kaltes, Fernes.
    Ich blickte zu ihr auf. Ich erinnerte mich, wie sie weinend auf
das Blutbad gestarrt hatte. Ich erinnerte mich an meine Verachtung, wie sehr ich genossen hatte, was ich getan hatte. Und ich erinnerte mich, wie Morag aus den Augen und Ohren geblutet hatte und nicht noch einmal ins Netz gehen wollte.
    »Geht es dir besser?«, fragte ich.
    Sie nickte, doch das Gesicht ihres Avatars blieb eine ausdruckslose Maske.
    »Sicher?«
    »Darüber werden wir alle später reden. Sergeant MacDonald ist im Moment unser Hauptproblem«, sagte sie.
    »Einfach nur Gregor«, sagte Gregor.
    »Wo sind wir im Moment?«, fragte ich. »Haben wir es zur Mountain Princess geschafft?«
    »Ja.« Annis schien ein wenig sauer zu sein.
    »Und?«, fragte ich erwartungsvoll.
    »Wir haben an Atlantis angedockt«, sagte sie.
    »Was? Warum?« Hatte man uns geschnappt?
    »Weil es aus taktischer Sicht sinnvoll ist. Sie würden niemals auf die Idee kommen, hier nach uns zu suchen«, sagte Morag in einem Tonfall, der darauf hindeutete, dass sie jemanden zitierte.
    »Das war Balors Idee?«, fragte ich resigniert. Auf einem gewissen psychotischen Level ergab es tatsächlich Sinn. Das Problem war nur, dass sie früher oder später ein intelligentes Programm oder eine Bildauswertung auf ihre Satellitendaten ansetzen würden. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie herausfanden, was geschehen war, und unsere Spur zur Mountain Princess verfolgen konnten.
    »Nichts für ungut, Kumpel, aber bist du immer noch in Isolationshaft?«, fragte ich Gregor.
    Er nickte. »Ich darf nicht mit den anderen Kindern spielen.«
    »Also liegt es an dir und nicht am Alien?«, fragte ich.
    »Beides. Wir haben mich geschickt, weil ich am besten in der Lage sein dürfte, mit euch zu kommunizieren.«

    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Das, was ich bereits gesagt habe. Meine andere Hälfte hat praktisch meinen Körper kolonisiert. Du stehst vor dem ersten Hybriden zwischen uns und IHNEN.«
    »Wer hat die Kontrolle?«, fragte ich.
    »Im Moment keiner, aber normalerweise beide. Auch wenn du siehst, was du jetzt siehst, mach dir bitte klar, dass es ein paar Veränderungen gab. Wir sind vollständig integriert.« Offenbar sah er meinem Gesicht an, dass mir das gar nicht gefiel. »Das ist kein Problem, Mann. Es entspricht vielleicht nicht meiner ursprünglichen Lebensplanung, aber ich hätte es nicht überlebt, als du mich rausgeholt hast, wenn nicht meine andere Seite gewesen wäre.«
    »Also bist du Gregor?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Aber wahrscheinlich ist es einfacher, wenn du mich trotzdem so nennst.«
    Ich nahm einen weiteren Schluck Whisky. Eine Schachtel Zigaretten war auf dem Tisch erschienen. Ich nahm mir eine heraus und zündete sie an. Es war nett, dass Morag meine Gewohnheiten verstand, wie ich bestimmte Dinge bewältigte, beziehungsweise wie ich versuchte, die Bewältigung bestimmter Dinge hinauszuschieben.
    »Warum wolltest du dich also mit meinem Freund integrieren?«, fragte ich.
    Während ich sprach, sah ich, wie sich die Augen von Gregors Avatar ganz leicht zusammenzogen. Morag schüttelte angewidert den Kopf.
    Gregor sah mich eine Weile nachdenklich an, bevor er antwortete. »Es hat versucht, mit uns zu kommunizieren«, sagte er, was bedeutete, dass der Heide recht behalten hatte. »Das Einzige, was SIE die ganze Zeit von uns mitbekommen hatten, war Gewalt, und deshalb vermuteten SIE, dass unsere Gesellschaft auf Gewalt basiert, was zu einem gewissen Grad ja tatsächlich der Fall ist. SIE vermuteten, dass die gewalttätigsten Menschen unsere Anführer sind, was eine durchaus vernünftige Überlegung war.«

    »Also suchten SIE sich gezielt Offiziere der Spezialeinheiten aus«, sagte ich, als ich verstand. »Was wollen SIE?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
    »Frieden«, sagte Gregor.
    Darüber dachte ich nach, während ich einen Zug von meiner Zigarette nahm. Die Glut wurde tatsächlich heller, was mich unwillkürlich beeindruckte.
    »Wie sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sagst?«,

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