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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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ich einen fand. Ich drehte mich um und kehrte zu meiner Pritsche zurück.
    »Immer mit der Ruhe! Langsam!«, hörte ich Mudge sagen. Ich fragte mich, ob sie darüber nachgedacht hatten, dass sie ihn vielleicht zum Kampf oder zur Flucht reizten, wenn sie mit Waffen und einem antiken Speer auf ihn zielten. Wahrscheinlich nicht. Ich hörte Füßescharren und gerufene Kommandos von nebenan, während ich meine Zigaretten fand und zu meinem Entzücken auch Mudges Flachmann. Er enthielt vermutlich Wodka, aber dann wäre es guter Wodka, und ich hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass Russen und Schotten vieles miteinander gemeinsam hatten.
    »Gregor, alles in Ordnung mit dir?« Der Heide. Es klang, als wollte er beruhigend auf ihn einwirken, aber es hörte sich eher herablassend an. Wenn ich ein gefährlicher Hybride aus Mensch und Alien wäre, würde ich darauf wütend reagieren.
    »Okay, alle sollten sich jetzt einfach entspannen … Balor? Balor!« Jetzt redete Morag. Ich überlegte, ob ich mir eine Waffe schnappen sollte, aber ich war offensichtlich immer noch recht unsicher auf den Beinen und würde wahrscheinlich mehr Schaden anrichten als alles andere. Ich wurde von einem Übelkeitsanfall überwältigt. Zum Glück sah ich einen Eimer in der Nähe und schaffte es, ihn zu erreichen, bevor ich mich übergab. Es sah wie Galle und Blut aus. Von nebenan kam das Geräusch hektischer Bewegungen und ein tiefes Knurren.
    »Nein!«, sagte Morag. In einem ähnlichen Tonfall hatte mein Vater seinen ungezogenen Hund ausgeschimpft. Ich vermutete,
dass sie Balor meinte. Ich spuckte den Rest der Kotze aus und rappelte mich wieder auf. Es war, als könnte ich spüren, wie ich von innen heraus verfaulte. Ich spülte mir den Mund mit Wodka aus und spuckte ihn in den Eimer, bevor ich einen vorsichtigen Schluck davon nahm. Trotz des Brennens behielt ich ihn drinnen. Aber den üblen Geschmack konnte ich damit trotzdem nicht ganz vertreiben.
    »Balor, könnten wir vielleicht darauf verzichten, die potenziell gefährliche Lebensform gegen uns aufzubringen, bitte?«, sagte Mudge. »Du hast den Tötungsbefehl doch abgeschaltet, oder, Schätzchen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Morag. Es gefiel mir nicht, wie unsicher sie klang. Ich zündete mir eine Zigarette an. Der Mundvoll Rauch wirkte irgendwie beruhigend und verursachte mir gleichzeitig größere Übelkeit.
    Ich wankte zurück zum Durchgang und lehnte mich ächzend gegen den Schiffsrumpf. Gregor stand genau vor der Intensivstation, leicht gebeugt. Es war die Haltung eines in die Enge getriebenen Raubtiers. Die schwarzen Teiche seiner Augen blickten sich im Raum um. Wanderten von einer Person zur nächsten. Schätzten sie ab. Warteten ab, ob sie sich bewegten. Jetzt hatte ich mehr Zeit, ihn gründlich zu studieren, da er sich nicht so schnell bewegte und gerade nicht dabei war, Balor in den Arsch zu treten. Er sah aus, als hätte jemand ein Exemplar von IHNEN genommen und versucht, es in eine menschliche Hülle zu pressen, ohne irgendwelche Rücksichten auf die menschliche Physiologie zu nehmen. Was in gewisser Weise genau das war, was geschehen war. Als ich die menschlichen Teile an ihm erkannte, die vertrauten, wenn auch verzerrten Züge meines Freundes, wirkte er/es - dieser Punkt irritierte mich weiterhin - dadurch für mich umso fremdartiger. Er sah mich an, als ich einen weiteren Zug von der Zigarette nahm und gegen meine Übelkeit ankämpfte. Ich nickte ihm zu. Er schien mich anzustarren.
Es ging mir zu schlecht, um darauf entnervt zu reagieren. Er öffnete den Mund. Erleichtert sah ich gesunde menschliche Zähne, auch wenn sie viel vollkommener als Gregors waren, soweit ich mich daran erinnerte. Er schrie, wenn man es denn als Schreien bezeichnen wollte. Ich hielt mir die Ohren mit den Händen zu, während der Lärm meinen gesamten Schädel ausfüllte. Auch als die Dämpfung einsetzte, wurde es nicht besser. Morag hielt sich genauso die Ohren zu. Die anderen verzogen die Gesichter. Ich hatte schon einmal ein ähnliches Geräusch gehört, als ich von den Türmen der Aliens geträumt hatte, aber dieser Schrei war anders - verzerrt, dissonant, zornig.
    Gregors Mund schloss sich, und die Zähne schlugen hörbar aufeinander. Rannu und Mudge hielten ihn weiter nervös in Schach. Der Heide war hinter ihnen, Morag genau vor den beiden, und Balor trat ein paar Schritte zur Seite, um die Flanke zu decken.
    »Leute, nehmt einfach die Waffen runter, okay?«, sagte ich.
    »Großartige

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