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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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zerstörten die Krabbler, die wir hinausgeschickt hatten, zerschossen weitere Kameralinsen und aktivierten schließlich einen Störsender. Das letzte Bild, das wir von ihnen sahen, zeigte
Rolleston, wie er mit Cat diskutierte, während ihre Leute zusahen. Sie schienen bereit zu sein, ihr zu Hilfe zu kommen, falls die Lage brenzlig wurde. Josephine blickte nur auf die Sicherheitswand, die den Eingang zum Studio versperrte. Irgendwie fühlte es sich an, als würde sie durch die Linse und durch mich hindurchschauen. Wieder verspürte ich neben der Vorfreude auf den Kampf vor allem Angst.

27. Kapitel
    ATLANTIS
    »Sergeant MacDonald?« Die Stimme war amerikanisch, Nordstaaten. Sie klang nach jemandem, der eine Lackschicht aus Kultur und unternehmerischen Rhetorikseminaren auf seine Straßenherkunft aufgetragen hatte. Ich sah, wie Gregor zum Viz-Schirm aufblickte. Selbst seinen verzerrten Zügen war der Ausdruck des Abscheus deutlich anzusehen. Auf dem Schirm war ein attraktiver gepflegter junger Mann in einem tadellosen dezenten Anzug zu sehen, der keinen Zweifel an seiner privilegierten gesellschaftlichen Stellung ließ. Was ihn verriet, war das antike Katana in der Scheide, die er wie zufällig in der Hand hielt.
    Alles an seinem Erscheinungsbild war perfekt, von der Frisur bis zu den Duellnarben. Gott stellte eine Biografie dieses Kerls zur Verfügung. Ich lud sie auf mein internes visuelles Display, konnte aber nur die wesentlichen Punkte überfliegen. Sein Name war Vincent Cronin. Er war in einem darwinistischeren Viertel von Detroit aufgewachsen und hatte sich auf dem Gebiet der Geldschöpfung für eine der erfolgreicheren Gangs hervorgetan. Er war zu einer verhältnismäßig prestigeträchtigen amerikanischen Luftwaffeneinheit eingezogen worden und auf Lalande im Einsatz gewesen. Er hatte sich durch die Ränge nach oben gearbeitet, sich an die Spielregeln des Systems gehalten -
gutes Examen, Ernennung zum Offizier, einige kluge Investitionen -, und nach seiner Rückkehr hatte er sofort einen Konzernjob übernommen. Wie es schien, hatte er in den Vorstandsetagen dieselben natürlichen Selektionsregeln angewendet, die er auf der Straße gelernt hatte. Sein Katana hatte mehr als fünfundzwanzig tote Geschäftsführer auf dem Gewissen. Vor allem jedoch war er ein gerissener und ausgezeichneter Geschäftsmann und konnte mit dem Schwert umgehen.
    Nun war er ein Geschäftsführer ohne Ressort. Wenn man zwischen den Zeilen las, war er für die Clique offenbar der Mittelsmann zu den Konzernen. Er löste die Probleme, für die Rollestons gewalttätige Methoden unangemessen waren.
    Ich sah, wie Cronin lächelte. Es war die Art von Lächeln, das die Leute normalerweise entspannte, aber ich erhielt unwillkürlich den Eindruck, dass es etwas Raubtierhaftes hatte. Er schien in der Lobby eines offenbar sehr luxuriösen Hotels zu sitzen.
    Nicht weit von ihm entfernt stand der Schläger. Der Kerl war riesig, so groß wie Balor. Obwohl seine Züge im Grunde menschlich waren, handelte es sich dabei letztlich um eine wahllos zusammengestückelte Ansammlung von Hässlichkeiten. Seine Augen waren Linsen, aber sie schienen wie bei einem Fisch hervorzuquellen, und er hatte ein sehr ausgeprägtes vorstehendes Kinn. Er trug einen teuren und gut geschnittenen Anzug, in dem er sich anscheinend nicht wohlfühlte. Ein Hawaii-Hemd unter der Anzugjacke und ein großer Filzhut vervollständigten seine Garderobe. Alles an ihm stank nach einer kybernetisch induzierten Psychose, nicht nur sein modischer Geschmack. Ich glaube, es hätte mir keinen Spaß gemacht, gegen diesen Kerl zu kämpfen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich wollte, dass Gregor oder Balor gegen ihn antraten. Er stand ein Stück von Cronin entfernt und beobachtete ununterbrochen die Umgebung. Den Dingen, die sich auf dem Viz-Schirm abspielten, schenkte er nicht die geringste Aufmerksamkeit.

    Ich rief die Biografie des Schlägers ab. Sie erfüllte mich mit Abscheu. Er war bei den amerikanischen Spezialeinheiten gewesen und hatte ebenfalls auf Lalande gedient. Möglicherweise hatte er Cronin dort kennengelernt, aber anschließend war er für einige Zeit bei einer Einheit der Green Berets gewesen, die gegen innere Unruhen eingesetzt wurden. Dann hatte man ihn ausgeborgt, damit er eine gemeinsame Ausbildung mit der Abteilung für besondere Aktivitäten der CIA machte, dem verdeckt arbeitenden paramilitärischen Zweig des Geheimdienstes. Kurz bevor er von Cronin eingestellt worden

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