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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Erfahrung.«
    »In Atlantis bin ich gut zurechtgekommen«, sagte sie.
    »Anschließend hast du neue Augen und Ohren gebraucht!«, rief ich wütend.
    »Im Labor, aber nicht im Studio!«
    »Du warst entsetzt über das, was du gesehen und getan hast«, sagte ich.
    »Sollte ich das nicht sein?«
    »Doch, das solltest du«, musste ich einräumen.
    »Das ist der Zweck, zu dem Botschafter erschaffen wurde, der einzige Zweck - um Frieden zwischen uns und IHNEN zu stiften. Du hast gesagt, du würdest alles tun, um mich daran zu hindern, es zu tun?«
    Ich nickte.
    »Gut«, sagte sie. »Ich habe dich soeben in deinem Zimmer eingesperrt.«
    »Das ist kindisch, Morag«, stöhnte ich.
    »Ich könnte sämtliche Funktionen dieses Schiffs sperren. Ich werde losziehen und versuchen, mit IHNEN zu reden.«
    »Trotzdem brauchen wir jemanden für die Kommunikation«, sagte Gregor.
    »Ich komme mit«, sagte der Heide mit hörbarer Resignation in der Stimme.
    »Warum schlägst du plötzlich eine andere Tonart an?«, fragte ich.
    »Ich habe daran gedacht, wie unfair es ist, dass wir hier und jetzt sterben müssen, weil wir doch gar nicht verantwortlich sind. Die Regierungen sollen sich um diese Probleme kümmern! Aber dann habe ich mich daran erinnert, dass der Verzicht auf Verantwortung der Grund war, der uns überhaupt hierher geführt hat.«

    »Oh«, sagte ich, ohne diesem Gedankengang tatsächlich folgen zu können.
    »Außerdem«, sagte er mit einem Seitenblick auf die Hexe, »finde ich vielleicht doch langsam zum Glauben zurück.«
     
    Mudge half mir, mich im Bett aufzusetzen. Er legte seine Waren auf einem Klapptisch in der Kabine aus. Er hatte Injektoren, Pflaster, Pillen in allen Regenbogenfarben, eine altmodische Spritze und sogar Augentropfen im Angebot. Außerdem hatte ich noch ein wenig von Papa Neons Medikamenten übrig. Das alles würde ich brauchen, wenn ich die nächsten paar Stunden überleben wollte. Zumindest hoffte ich, dass es reichte. Ich konnte mir nicht allzu sicher sein, weil ich keinen Apotheker, sondern einen Junkie als Berater hatte.
    »Also kommst du mit?«, versuchte ich meine Gedanken vom Sterben abzulenken.
    »Ja, klar. Ich habe ein gutes Gefühl. Ich glaube, alles wird gutgehen.«
    »Du bist high, nicht wahr?«, sagte ich grinsend.
    »Natürlich. Wenn nicht, würde ich mir in die Hose machen, weil ich bald sterben werde. Aber mal im Ernst: Ich glaube wirklich, dass es funktionieren wird. Morags Plan, meine ich.«
    »Bist du religiös geworden?«, fragte ich. »Der Heide hält sie für die Hure Babylon.«
    »Dieser Hacker-Mythos? Das ist doch nur Wunschdenken von ihm.«
    »Aber was ist, wenn wir es machen? Wenn wir Verrat an der gesamten Menschheit begehen?«
    »Ich vermute, dass wir tot sein werden, bevor wir die Auswirkungen mitbekommen. Also solltest du dir nur dann Sorgen machen, wenn du an die Hölle glaubst. An eine Hölle nach dem Tod, meine ich, nicht so was wie die Hölle von Dog 4 oder Coventry.«

    »Manchmal glaube ich, dass du überhaupt nichts ernst nimmst.«
    »Hast du nicht gesehen, wie ich die Welt gerettet habe?«, fragte er gereizt.
    »Darüber hat das Gericht noch kein endgültiges Urteil gefällt. Außerdem hattest du Hilfe, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Wirklich? Ach, du bist doch nur sauer, weil deine kleine Freundin der neue Messias ist.«
    »Sie ist weder das eine noch das andere. Und ganz gleich, ob der Plan aufgeht oder nicht, für mich wird es auf keinen Fall gut ausgehen.«
    »Nein, du bist ganz schön gearscht.«
    »Aber damit werde ich durchhalten?«, fragte ich und versuchte, meine Besorgnis zu überspielen.
    »Damit?«, fragte er und zeigte auf die Medikamente. »Nein, das wird dich töten. Aber ich dachte, genau das wäre der Punkt.«
    »Warum wollen alle meine Freunde mich töten?«, fragte ich.
    »Weil sie dich am besten kennen. Zumindest wirst du dabei sein. Und wir werden wahrscheinlich auch sterben.«
    »Ich dachte, du hast ein gutes Gefühl.«
    »Das habe ich auch, aber ich bin high, und ich habe mich schon einmal geirrt.« Sein Lächeln verschwand. »Hör mal …«
    Ich ahnte, was kam, etwas sehr Peinliches, was mir das Gefühl geben würde, dem Tod näher als je zuvor zu sein. Dem musste ich Einhalt gebieten.
    »Wir sind gut, Mudge«, sagte ich.
    »Es war …«, begann er.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Dann verfielen wir in ein unbehagliches, verlegenes, aber mannhaftes Schweigen, wie es für emotionale Krüppel typisch war.
    »Also, wenn ich überlebe, werde ich

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