Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
und tropfte durch das Loch, das Brans Schuss hinterlassen hatte.
    Ich schaffte es, den Saab in der Luft zu halten, während ich in eine der vielen Taschen meines Mantels griff und ein Stim-Pflaster hervorzog, das ich mir an den Hals drückte. Das würde mich wach halten, aber ich musste bald etwas gegen die Blutung tun. Meine Selbstreparatursysteme waren sehr gut, aber ich verlor einfach zu viel Blut. Ich verfluchte mich, weil ich mein Erste-Hilfe-Set nicht mitgenommen hatte. Der geteilte Bildschirm meines internen visuellen Displays zeigte mir, was rund um das Air Car vor sich ging. Ich steuerte das Fahrzeug über mein Interface, wodurch ich die Hände frei hatte, um im Auto nach einem Erste-Hilfe-Kasten zu suchen. Ich fand einen, allerdings fehlte der größte Teil des Inhalts.
    Morag wimmerte immer noch leise vor sich hin. Ihre Welt, mochte sie noch so schlimm gewesen sein, war soeben mit einem Blitz in Schutt und Asche gelegt worden.
    »Morag?«, sagte ich, aber sie reagierte nicht. Ich sah, wie sie allmählich in einen Schockzustand fiel. »Morag!«
    Ihr Kopf ruckte herum, und sie sah mich an.
    »Kannst du dieses Ding fliegen?«, fragte ich sie.
    Ich wusste bereits die Antwort, aber ich wollte, dass sich ihre Gedanken mit etwas anderem beschäftigten. Sie schüttelte den Kopf, die Lippen zusammengepresst und blutleer, das Gesicht bleich unter dem Make-up. Ich verzog meine verbrannten Züge zu einem Lächeln. »Das ist schade.«
    Sie sah mich erstaunt an, bevor mein völlig unpassender Humor auch sie zu einem Lächeln bewegte und sie den Kopf schüttelte. Ich hielt meine Beinwunde zusammen und steuerte die Stadt an.

6. Kapitel
    DUNDEE
    Ich knackte das Autopilot-System des Fahrzeugs und gab ihm illegale Anweisungen. Ich sendete einen stark verschlüsselten Text, ließ ihn durch die kryptografischen Subroutinen meines ECM-Blocks laufen und schrie die Worte, um die Dringlichkeit zu betonen. Wir waren jetzt nicht mehr über den Rigs, sondern über trockenem Land. Unter uns breiteten sich die niedrigen, behelfsmäßig errichteten Buden, Flöße und Dschunken der Hafenmärkte aus. Viele Menschen waren zum Flussufer unterwegs, um sich die Folgen der Explosion anzusehen. Ich vermutete, dass viele glaubten, SIE wären gekommen und hätten die Erde angegriffen. Ganz offensichtlich würden SIE mit Dundee anfangen, dachte ich und lächelte still.
    Vor uns leuchteten die hellen Werbeflächen der Ginza von Dundee. Blitzende Neonhologramme boten uns all das Glück an, das an materiellen Gütern hing, während sie uns gleichzeitig vor den Opfern warnten, die wir alle wegen des Krieges bringen mussten. Es gab auch Neuigkeiten von der Front, stroboskopische Lichtblitze einer weiteren Raumschlacht über Dog 1, dazwischen Szenen von Bodenkämpfen, gepanzerten Fahrzeugen, Mechs und müden Soldaten, die in die eine Richtung durch den Matsch wateten, während die Flugmaschinen der Sanitäter in die andere unterwegs waren.

    Wir befanden uns am Rand der eigentlichen Ginza. Abschaum wie wir wurde durch ein schweres Aufgebot an Polizei- und Firmensicherheitskräften ferngehalten. Außerhalb der eigentlichen Ginza lagen die Imitat-Läden und billigen Fressbuden, die sich Leute wie wir leisten konnten. All das war unter den erhöhten gebührenpflichtigen Straßen verborgen, die die Verdiener benutzten, um zur Arbeit zu fahren und einkaufen zu gehen. Die wahre Ginza sah aus wie eine strahlende Fantasiewelt verglichen mit dem, was die Verdiener als Unterseite und wir anderen als Dundee bezeichneten.
    Ich steuerte das Air Car auf eine der Ausfahrten hinunter, die auf die Commercial Street führten. Die Leute beäugten misstrauisch den Reichtum, den ein Air Car verkörperte, während wir landeten. Die meisten von ihnen waren einfach nur Leute, die versuchten, auf dem Grauen Markt von Dundee ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber ich bemerkte auch die üblichen vereinzelten Ultra-Gewalttäter und Kriegsdienstverweigerungsgangster. Einige der proaktiveren Vertreter machten sich auf den Weg zum Wagen, als die Tür aufglitt. Ich drehte mich zum Rücksitz um.
    »Kannst du es tragen?«, fragte ich Morag eindringlich.
    Sie nickte. Ihr Gesicht war eine von Tränen verwischte Maske aus billigem Make-up.
    »Such irgendwas, worin du es einwickeln kannst. Niemand darf es sehen, verstehst du?«
    Sie schien mir nicht zuzuhören.
    »Morag!«, sagte ich.
    Sie blickte wieder zu mir auf. »Werden sie uns verfolgen?«, fragte sie.
    »Vielleicht, vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher