Der Veteran: Roman
hinüber. »Hast du noch die Medo-Suite?«
Meine Frage schien ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Er blickte von dem verwundeten Alien auf und zu meinem Bein. Er nickte. »Du bist verletzt«, sagte er.
»Nicht für mich«, sagte ich und zeigte auf das Alien. »Dafür.«
Wieder betrachtete der Vikar das Wesen, schien eine Weile nachzudenken und zuckte schließlich mit den Schultern. Er
richtete sich auf und ging am Altar vorbei ins Kirchenschiff. Ich stand auf und folgte ihm humpelnd, begleitet von Morag.
Dort türmten sich die unterschiedlichsten elektronischen Geräte. Das meiste diente dem »Netzlaufen«, der Herstellung oder Wartung von elektronischer Ausrüstung, aber es gab auch ein paar altertümliche Instrumente zur medizinischen Diagnose und Behandlung. Es war sehr schmeichelhaft von mir gewesen, das Ganze als Suite zu bezeichnen.
»Das wird wahrscheinlich nichts nützen«, sagte der Vikar. »Zweifellos ist ihre Physiologie genauso inkompatibel mit unserer wie ihre Psychologie.« Er begann damit, das Alien an seine Geräte anzuschließen. Ich suchte auf einer anderen schmutzigen Werkbank, bis ich Verbandszeug gefunden hatte und mich mit meinem Bein beschäftigte. Kurz darauf reichte Morag mir eine Salbe, damit ich meine Verbrennungen säubern und behandeln konnte.
»Das ist ziemlich sonderbar«, murmelte der Vikar, als er seine Geräte hochfuhr.
»Ach, wirklich?«, gab ich sarkastisch zurück.
»Ungeachtet deines Hintergrundes«, sagte er, womit er meine Zeit beim SAS meinte. »Während meiner aktiven Dienstzeit wurde ich zum militärischen Geheimdienst abgestellt, und wir wussten gar nichts über SIE. Wir wussten nicht mehr als der einfache Fußsoldat, und es ist uns nie gelungen, einen von IHNEN oder auch nur IHRE Technik in die Hände zu bekommen. Alles wurde vernichtet, bevor es zu uns gelangen konnte. Wir wussten nur, dass SIE uns töten wollen, dass SIE uns abgrundtief hassen.« Er runzelte die Stirn, wahrscheinlich weil er irgendwelche Informationen über sein internes visuelles Display erhielt.
»Sie sagten, SIE wären gar keine Aliens?«, fragte Morag nervös.
Der Vikar drehte sich zu ihr um. Wieder musterte er sie ausgiebig, bevor er antwortete, obwohl er sie weiterhin anstarrte.
»SIE scheinen keinen ersichtlichen Zweck zu haben. Offenbar existieren SIE nur, um den Menschen Leid zuzufügen. SIE sind in der Welt, um uns zu prüfen.«
Morag schien seine Worte gierig in sich aufzusaugen. »Was sind SIE dann?«, fragte sie stockend.
Ich wusste, was jetzt kam. Ich hatte dieses Gefasel schon oft gehört.
»Dämonen«, sagte der Vikar so dramatisch, wie er konnte.
Als Morag zu mir aufblickte, zuckte ich nur mit den Schultern. »Er ist kein Dämon«, sagte sie leise und blickte dann auf ihre Hände.
Entweder hatte der Vikar sie nicht gehört oder entschieden, nicht darauf einzugehen. Er hievte das Alien auf die Liege der provisorischen Medo-Suite und drehte sich zu mir um.
»Was ist los? Was hast du damit vor?«, fragte er mit einem Nicken in Richtung des Wesens.
Mir wurde klar, dass ich eigentlich keine Antwort darauf hatte, zumindest keine, die Sinn ergab. Was hatte ich vor? Ich schenkte einer Gruppe von Rig-Huren mehr Glauben als meinen Vorgesetzten und beging damit gleichzeitig einen Verrat an meiner gesamten Spezies.
»Ich will mit ihm sprechen«, sagte ich.
Sein Kopf fuhr zu mir herum. Der Vikar hatte schlagartig seine geschäftsmäßige Art abgelegt.
»Vor wem läufst du weg?«, wollte er wissen.
»Rolleston«, sagte ich.
Der Vikar nickte. »Eins solltest du dir klarmachen«, sagte er und zeigte auf das Wesen. »Dies sind die Diener des Feindes. Wenn SIE sprechen, werden SIE nur Lügen von sich geben, und es ist nicht an uns, mit IHNEN zu kommunizieren.« Er wandte sich wieder dem Alien zu.
»Du klingst wie Rolleston«, sagte ich, obwohl ich es gar nicht so meinte.
Der Vikar konzentrierte sich auf seine Instrumente. »Tue Buße«, sagte er, obwohl er in Gedanken offensichtlich ganz woanders war, während er in einem alten Karteikasten kramte. »Wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen und mit ihnen Krieg führen durch das Schwert meines Mundes.« Er fand, wonach er gesucht hatte, zog einen soliden Speicherwürfel hervor, der eine unvorstellbar große Datenmenge aufnehmen konnte. Er steckte sich Kabel in zwei der Buchsen an seinem Hinterkopf, verband das andere Ende des einen mit der Medo-Suite und das des zweiten mit dem Speicherblock.
Ich stand auf. »Was tust du
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