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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Schritt zu halten und seine Haltbarkeitsdauer als Hacker zu verbessern. Zu seiner Zeit war er einer der Besten gewesen, und als solchen hatte man ihn zum Signalkorps eingezogen, und danach kam er zum Green Slime, dem sogenannten Geheimdienst des Militärs. Der Vikar gehörte auch heute noch nicht zum alten Eisen, obwohl er vermutlich - wie wir alle - von den Jüngeren, Schnelleren und Hungrigeren an die Seite gedrängt worden war.
    »Raus!«, bellte ich die heruntergekommene Gemeinde an, als ich in die Kirche humpelte und mit einer Hand die Wunde im Bein zuhielt.
    »Dies ist ein Haus Gottes!«, schrie der Vikar mich an, mit Spuckefäden im Bart. Die Gemeinde versuchte zu entscheiden, vor wem sie mehr Angst haben musste. Als ich meine Mastodon aus dem Holster zog, gab das den Ausschlag, und die Leute hasteten verzweifelt an Morag und mir vorbei und zur Tür hinaus.
    »Schließ alles ab, Vikar«, sagte ich. »Sofort!«
    Der Vikar musterte meinen Zustand. Sein Blick blieb an Morag hängen, die immer noch ihre abgenutzte Korsage trug, bevor er schließlich die Autodecke betrachtete, aus der schwarze Flüssigkeit auf den Boden tropfte.
    »Was für eine Party soll das werden, Jakob?«, fragte er.
    »Schließ ab!«, wiederholte ich, diesmal mit noch mehr
Nachdruck. Hinter mir hörte ich, wie sich mehrere Schlösser an der gepanzerten Tür mit schwerem Klacken verriegelten, nachdem der letzte Gottesdienstbesucher gegangen war. Der Vikar zeigte sein wildes, verrücktes Lächeln, als sich Panzerplatten entfalteten und über die Wände und das Dach der alten Kirche legten.
    »Auf diesem Land stand schon im Jahr 80 nach Christus eine Burg«, sagte der Vikar.
    »Faszinierend. Hast du es getan?«
    Der Vikar starrte auf Morag. In seinem Blick lag unverhohlene Wollust, als er ihren Körper von oben bis unten musterte. Er ging auf sie zu, während ich das Gesicht verzog und versuchte, die Wunde in meinem Bein geschlossen zu halten. Morag zuckte leicht zusammen, wich aber nicht zurück, als der Vikar sie erreichte und berührte.
    »Und das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll Gräuel und Unsauberkeit ihrer Hurerei«, sagte er leise mit tiefer, kehliger und erregter Stimme, während er mit seinen weichen fleischigen Fingern ihren Kopf von einer Seite zur anderen drehte.
    Plötzlich entriss er ihr die Reisedecke, und der Inhalt fiel mit einem dumpfen Klatschen zu Boden. Der Vikar wurde zornig. Mir war nicht klar, ob es nur gespielt war. Er hob die Stimme, bis er dem ängstlichen jungen Mädchen wütend ins Gesicht brüllte.
    »Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen.«
    Dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit. Das war es, was ich an Hackern einfach nicht ausstehen konnte. »Es ist wichtig, Vikar«, sagte ich schroff, worauf er den Kopf drehte, um mich anzusehen. »Hast du es getan?«

    »Du bist mir einen Gefallen schuldig«, sagte er lächelnd und warf dann einen weiteren Blick auf Morag.
    »Hast du es getan?«, fragte ich noch einmal. Allmählich wurde ich sauer, obwohl ich angeblich versuchte, den Vikar dazu zu bringen, mir einen Gefallen zu tun.
    »Weißt du, wo wir gerade stehen?«, ärgerte er mich weiter, indem er mir eine rhetorische Frage stellte. »Ich meine, die Menschen als Volk?«
    »Hast du es getan?« Ich blickte mich um und überlegte mir einen Alternativplan. Hatte der Vikar sich in die Verkehrskontrolle von Dundee gehackt und irreführende Informationen über unsere Landung eingegeben? Benutzte er elektronische Gegenmaßnahmen, um meinen Transponder zu blockieren?
    »Wir haben das zweite Siegel geöffnet; Krieg überzieht das Land«, sagte er, jetzt etwas leiser, obwohl seine Augen immer noch manisch funkelten.
    Ich öffnete den Mund, um ein weiteres Mal eine Antwort auf meine Frage zu verlangen.
    »Natürlich habe ich es getan, du Arschloch!«, blaffte er. »Du bist mir einen Gefallen schuldig.« Wieder ging sein Blick zu Morag und dann zu dem Alien, das blutend auf dem Steinboden der Kirche lag. »Es sind gar keine Aliens, weißt du«, sagte er.
    Ich biss die Zähne zusammen, als die Schmerzmittel, die ich gegen die Verbrennungen genommen hatte, entweder in ihrer Wirkung nachließen oder es einfach nicht schafften, ihre Aufgabe zu erfüllen. Ich humpelte zu einer Kirchenbank

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