Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
mich in die Fahrzeugkontrollen einklinkte. Einige der Werte, die ich auf meinem internen visuellen Display sah, gefielen mir nicht, aber im Moment hatte ich nichts Besseres als den Wagen des Zuhälters. Mit einem Heulen erhob sich das Fahrzeug unsanft in die Luft. Wir stiegen durch das Gewirr der Aufbauten der Rigs empor. Die vereinzelten und unregelmäßig verteilten Lichter und brennenden Mülltonnen blinzelten uns durch uraltes, korrodiertes und verbogenes Metall zu.
    »Morag«, sagte ich zu der Prostituierten, die auf dem Rücksitz
einen Todfeind der Menschheit in den Armen hielt. Sie löste sich und beugte sich zu mir vor. »Ich möchte, dass du in die große Tasche meiner Jeans greifst und herausholst, was du darin findest.«
    Sie sah mich skeptisch an.
    »Tu es einfach«, sagte ich schroff.
    Sie tat es und zog ein glattes schwarzes Rechteck voller kostspieliger Technik heraus.
    »Schließ es an mich an«, sagte ich zu ihr.
    Sie zog am Stecker, spulte das Kabel ab und schob ihn in eine der vier Buchsen in meinem Genick. Ich spürte, wie der Stecker unter meiner Haut klickend einrastete. Einst war es eine zutiefst unangenehme Empfindung gewesen, die inzwischen normal geworden war.
    »Was ist das?«, fragte sie mit hörbarer Neugier, obwohl immer noch etwas Furcht in ihrer Stimme mitschwang. Die Nase des Air Cars senkte sich, als ich Schub gab und auf den Neonschein des Zentrums von Dundee zuhielt.
    »Die meisten Soldaten und Agenten der Spezialeinheiten haben implantierte Transponder, damit man sie auf dem Schlachtfeld wiederfinden kann.« Ich nickte in Richtung des schwarzen Kastens, an den sie mich soeben angeschlossen hatte. »Das ist eine elektronische Blockade. Damit wird mein Signal unterdrückt.« Ich ließ aus, welchen weiteren Nutzen die Transponder für Leute hatten, bei denen das Plastik und Metall die Seele überwog und sie in eine Maschine verwandelte, die in einer schweren Psychose gefangen war. Und ich ließ aus, dass die meisten Soldaten der Spezialeinheiten im aktiven Dienst ihre Transponder selber ein- und ausschalten konnten. Für die Momente, in denen es wichtig war, dass niemand wusste, wo man sich aufhielt und was man tat.
    Alles wurde weiß, blendend weiß. Meine Helligkeitskompensatoren bemühten sich ohne allzu großen Erfolg, das Licht zu
dämpfen. Meine Audiofilter machten dicht, so dass ich die Explosion eher spürte als hörte. Aber sie ließen noch ein paar Frequenzen durch, auf denen ich Morags Entsetzensschrei und das Geräusch reißenden Metalls hörte. Das Air Car wurde nach vorn geschleudert, während ich mich verzweifelt bemühte, das Fahrzeug unter Kontrolle zu behalten. Durch die Drogen wurden mir undeutliche Signale bewusst, die auf Hitze- und Schmerzempfindungen hindeuteten, die von meinem Bein kamen. Ähnlich undeutlich spürte ich Feuchtigkeit am Hosenbein und eine Nässe von anderer Konsistenz, die mich bedeckte. Ich erkannte, dass ich Aliengeschmack im Mund hatte.
    Als das grelle Licht nachließ, gelang es mir zu rekonstruieren, was geschehen war, während ich brutal die Systeme des Wagens wieder hochfuhr. Morag schluchzte leise. Ich glaube, sie hatte zu viel Angst, um lauter zu werden. Übelriechender Qualm hüllte das Air Car ein. Trümmer schwebten oder fielen an uns vorbei, und einige trafen das Dach des Wagens. Ich konnte durch ein Loch im Boden nach draußen sehen. Ein Loch in gleicher Größe befand sich im Dach und in meinem blutenden Bein.
    Hinter uns klaffte ein rauchender Krater, wo sich das Forbidden Pleasure befunden hatte. Die Mulde füllte sich schnell mit dem verschmutzten Wasser des Tay. Obwohl ich schon viel erlebt hatte, entsetzte es mich trotzdem, dass Rolleston oder seine Vorgesetzten eine Orbitalwaffe gegen eine Stadt auf der Erde einsetzten. Das Alien war ebenfalls getroffen und durch die Fahrzeugkabine geschleudert worden. Ein großer Teil des Flüssiggewebes klebte an den Innenwänden, obwohl noch eine halbfeste Masse von ungefähr humanoider Form im Schoß der verängstigten Morag lag.
    Es war Bran, es konnte nur Bran gewesen sein, irgendwo auf einer der Rigs. Wahrscheinlich in gefährlicher Nähe des Ziels, für das sie den Orbitalangriff angefordert hatte. Sie hatte uns im Fadenkreuz ihres Smart-Link-Scharfschützengewehrs. Sie
hatte das Alien getötet, die Zeugen aus dem Weg geräumt und mir einen Warnschuss verpasst, weil sie nur dann danebenschoss, wenn sie es wollte. Blut pisste aus meinem Bein, sammelte sich zu einer Pfütze im Fußraum

Weitere Kostenlose Bücher