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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Schaden zuzufügen. Wenn das geschieht, werde ich ihnen alles erzählen, was ich über dich weiß. Ich werde so kooperativ sein, wie es mir mit diesem verkrüppelten kleinen Körper menschenmöglich ist. Ich werde mir den Arsch aufreißen.«
    »Komm, er kann uns nicht helfen«, sagte Morag verärgert.
    McShit wandte sich ihr zu, und ein Grinsen spaltete sein groteskes Gesicht. Dann drehte er die Kuppel wieder in meine Richtung. »Von mir ist kaum mehr als mein Kopf übrig, und ich werde ihn nicht für irgendeinen durchgeknallten Veteranen und eine Hure riskieren.«
    »Wichs dich selber, Zwerg!« Morags Wut war der Sprössling ihrer Angst.
    »Halt die Klappe«, sagte ich ruhig zu ihr.
    »Also kapierst du vielleicht, wie wichtig es ist, dass ich nicht weiß, wohin ihr wollt.«

    »Trotzdem könnten sie dich töten.«
    »Wenn sie Profis sind, muss ich sie damit beeindrucken, dass sie viel mehr Schwierigkeiten bekommen, wenn sie mich und meine Leute erledigen.« Erneut breitete sich das anzügliche Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Das ist jetzt ein wunderbarer, rührender Moment - Arbeiter vereinigen sich im gemeinsamen Kampf und so weiter -, aber trotzdem würde ich gern wissen, wie viel Geld ihr dabeihabt.«

8. Kapitel
    NORDSEE
    »Warum musstest du ihm so viel geben?«, fragte Morag. Wir saßen uns gegenüber, an die Keramikwände des getarnten U-Boots gelehnt. Es war unheimlich still, als das schlanke Gefährt, angetrieben von fast lautlosen Hydrojets, durch die kalte Tiefe der Nordsee schnitt. Ich musste mich mit der Flasche Whisky begnügen, da man mir unzweideutig klargemacht hatte, dass ich im U-Boot nicht rauchen durfte. Ich hatte die Flasche etwa zu einem Viertel geleert. Ich musterte die erschöpfte und verängstigte kleine Überlebenskünstlerin.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass McShit es nicht schafft«, antwortete ich.
    »Aber er hat gesagt, dass er uns verpetzen wird.«
    »Rolleston wird ihn wahrscheinlich trotzdem töten und seinen Laden dichtmachen. Uns zu verpetzen ist seine einzige Chance. Selbst wenn er es ihnen nicht freiwillig sagt, würden sie ihn irgendwie zum Reden bringen. Was er gerade getan hat, ist vielleicht das Netteste, was bislang irgendwer für dich getan hat.«
    Morag verfiel wieder in Schweigen.
    Das U-Boot war zu den Drogenfabriken in den Sezessionistischen Territorien von Amsterdam unterwegs. McShit hatte mit der Kapitänin vereinbart, dass sie uns dort absetzen sollte,
wo wir abgesetzt werden wollten. All das würde McShit auch Rolleston sagen, damit er dann einige Zeit damit vergeudete, uns in Amsterdam zu suchen. Schließlich würde er die Kapitänin finden, von der er dann erfuhr, dass wir in Hull waren. Dort blieb uns höchstens ein Tag Zeit, bevor Rolleston uns wieder auf den Fersen war. Ich hoffte, dass es sich lohnte, was der Heide uns zu sagen hatte.
    Ich blickte wieder zu Morag auf. Sie kramte in der Tasche, die der Vikar ihr gegeben hatte. In legerer Kleidung und ohne dickes Make-up sah sie wie irgendein Mädchen aus. Aber was hatte das heutzutage zu bedeuten? Letztlich war auch sie nur Kanonenfutter. Sie war hübsch, wahrscheinlich hübscher, als gut für sie war. Sie hatte zwar gelernt, vorsichtig zu sein, aber sie war noch nicht hart genug geworden. Sie erwiderte meinen Blick und reagierte verlegen, obwohl sie bei unserer ersten Begegnung viel weniger Kleidung getragen hatte.
    »Was ist?«
    »Wie alt bist du?«
    »Warum? Ist das irgendwie wichtig?« Jetzt klang sie wie eine Jugendliche und nicht mehr wie eine Rig-Nutte.
    »Ja, das ist es.«
    »Siebzehn«, sagte sie.
    Ich wollte gar nicht wissen, wann sie mit ihrem Job angefangen hatte.
    »Alt genug, um eingezogen zu werden«, sagte ich.
    Sie nickte. »MacFarlane hat das für uns klargemacht. Er hat die richtigen Leute bestochen, damit sie lange genug Ruhe geben und … und …« Sie stockte.
    »Und er sein Pfund Fleisch bekommt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Für sie hatte das nichts Seltsames oder Schreckliches. Sie sah sich selbst - zumindest auf einer bestimmten Ebene - als Ware. »Ich will … ich wollte SigTech werden«, sagte sie. »Wenn ich eingezogen werde, meine ich.«

    »Hast du eine Religion?«, fragte ich.
    »Noch nicht. Ich werde mir eine im Netz besorgen, wenn ich anfange zu sehen«, sagte sie mit einem Schimmern in den Augen. Mit dem Interface hatte es etwas ganz Besonderes auf sich: Irgendwie löste es bei den Menschen die gleichen Reaktionen aus wie eine religiöse Offenbarung. Sie sahen Dinge,

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