Der Veteran: Roman
war die Marke, die ich mir normalerweise nur dann leisten konnte, wenn ich gerade ein Rennen oder einen Kampf gewonnen hatte.
»Wie viele willst du?«
»Zweihundert.«
Robby hielt in der Bewegung inne, als er erneut unter die Theke greifen wollte, um die Schwarzmarktzigaretten hervorzuholen. »Aha?«, sagte er mit leichter Überraschung.
Ich nickte.
Sein Blick ging zwischen Morag und mir hin und her. »Hast du heute den Hauptgewinn eingestrichen?«
Ich wäre fast in hysterisches Gelächter verfallen.
Robby legte die Zigaretten auf die Theke und nannte den Preis.
Ich wandte mich an Morag. »Bezahl ihn«, sagte ich.
Sie sah mich an, als wollte sie mir widersprechen, doch dann zog sie ein paar schmutzige Banknoten hervor und zählte sie für Robby ab.
»Ein neues Bratkartoffelverhältnis?«, fragte Robby skeptisch.
»Darauf kannst du einen lassen«, murmelte Morag leise.
Ich zündete mir eine Zigarette an und widerstand dem Drang, die Flasche Malt zu öffnen.
»Ist McShit da?«, fragte ich.
Robbys Miene verhärtete sich. Jetzt interessierten sich auch andere in der Bar für uns, nicht nur die Twists.
»Du weißt doch, dass McShit nie da ist«, sagte Robby.
»Wie viel, damit er da ist?«, fragte ich.
Robby blickte wieder Morag an. »Sei ehrlich zu mir, Junge. Bist du in Schwierigkeiten?«
Ich nickte.
»In großen?«
Wieder nickte ich.
Er sah mich an und schien mich abzuschätzen. »Wir haben geschlossen!«, rief er plötzlich. »Alle raus hier!«
Es gab überraschend wenig Widerspruch, als die Leute nach draußen schlurften. Durch den Massenexodus wurden die Würfel an der Aufhängung in leichte Schwingungen versetzt. Ein paar der Twists blieben da, machten aber kein Geheimnis daraus, dass sie ihre Sachen zusammenpackten.
Robby öffnete eine kleine Tür in der Theke und winkte uns durch. Wir folgten ihm, vorbei an der dampfenden, schnaufenden Destille. Robby führte uns zum röhrenförmigen stählernen Zentralträger der Rig. Die Luke, die man in den Stahl geschnitten hatte, war sehr gut getarnt. Robby hatte offenbar mit seiner Neuralware ein Signal abgeschickt, weil die Luke plötzlich für uns aufklappte. Dahinter befand sich eine rot erleuchtete Welt aus korrodierten Stahlröhren. Robby griff hinein und packte eine verrostete Leitersprosse, die an den alten Stahl angeschweißt worden war, und kletterte mit geübter Leichtigkeit hinunter, die im Widerspruch zu seiner verwachsenen Gestalt stand.
Die von den Twists bewohnte Röhrenwelt war ein offenes Geheimnis auf den Rigs. Jeder wusste darüber Bescheid - man konnte sie gelegentlich im Innern der Träger hören. Außerhalb der Rigs war es ein wahrer urbaner Mythos, ein groteskes verborgenes Fantasiekönigreich, in dem sich all das tummelte, was die Leute den Twists nachsagten: Kannibalen, Kindesentführer und ähnlicher Mist.
Hier gab es ausschließlich Notbeleuchtung, was dem Ganzen etwas Unheimliches verlieh. Die fernen Echos anderer Menschen, die sich in den Röhren bewegten, verstärkten diesen Eindruck noch, obwohl viele Bereiche mit billigem Schaumstoff isoliert waren, um den Lärm wenigstens ein bisschen zu dämpfen. Die Twists wollten ihre Anwesenheit nicht hinausposaunen; es war ihr Reich. Die anderen Bewohner der Rigs ließen sie die meiste Zeit in Ruhe, zumal die Twists nützlich waren und ihre eigene Nische hatten.
Robby führte uns in den Betonblock an der Basis der Ölplattform hinunter. Er hatte ursprünglich als Ballast gedient und war von den gleichen programmierbaren betonfressenden Bakterien ausgehöhlt worden, die man auch für die alte Tay Road Bridge benutzt hatte. Außen waren zusätzliche Stützen angebracht worden, die man tief ins Flussbett getrieben und mit den angrenzenden Plattformen verbunden hatte.
Die Piper Dawn befand sich am östlichen Ende der Rigs, fast an der Stelle, wo der Tay in die Nordsee mündete. Auf der Ostseite dieses untergetauchten feuchten Betonblocks war eine hausgemachte Luftschleuse angebracht worden. Den Begriff »hausgemacht« hatte ich noch nie gern gehört, wenn es um Dinge wie Luftschleusen ging. Es gab noch ein paar Plattformen zwischen der Piper Dawn und der Nordsee, aber die Twists waren mit Tauchausrüstung, Fackeln und ferngesteuerten Maschinen vorgestoßen und hatten einen Tunnel angelegt. Nun war dies alles, was noch vom Passagierhafen von Dundee übrig war.
Auf diesem Weg kam und ging man, wenn man nicht den Einfluss und die Mittel hatte, die Autobahnen, die Maglev, die
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