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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Frieden bringen konnte, zu hübsch war und deshalb in einem Bordell arbeiten musste? Niemand würde es je erfahren.
    Ich hatte viele sehr beschissene Dinge gesehen, getan und erlebt, aber irgendwie war das, was Morag sagte, das Allerschlimmste. Ich hatte systematisch eins nach dem anderen getan, um die Sache möglichst lange hinauszuzögern, bis Rolleston mich erwischte. Wir hatten keine Chance, wir waren bereits tot, aber ich war dazu ausgebildet worden, mit denkbar schlechten Chancen zu arbeiten. Leider galt das auch für alle
anderen, die gegen uns waren. Ich konnte den Korken nicht mehr auf die Flasche drücken, denn er war weggeworfen worden. Jetzt kam ich nicht mehr raus.
    »Warum tust du das?«, flüsterte ich.
    Morag blickte auf und zuckte mit den Schultern. »Was hätte ich sonst tun sollen? Außerdem fand ich es so sanftmütig.« Damit meinte sie wahrscheinlich Botschafter. »Ich tue das alles, damit ich schnell ein Gefühl dafür bekomme, wer sanftmütig ist und wer Schaden anrichten möchte. Ich glaube nicht, dass es uns etwas antun will«, schloss sie.
    Ich lachte.
    »Was ist?«
    »Wir werden alles versuchen, um diesen Krieg zu beenden, und verlassen uns dabei auf das ganz sichere Gefühl einer Hure.«
    »Klingt gut«, sagte sie und lachte mit.
    »Dir ist klar, dass das alles nur psychologische Kriegsführung von IHNEN sein könnte? Nur eine neue Taktik, mit der SIE uns auslöschen wollen?«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Aber ich glaube nicht daran.« Da war wieder die Entschlossenheit. Sie blickte mir genau in die Linsen. »Wir müssen es versuchen«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Ich nickte.
    »Sie können auch gerne schwimmen, wenn Sie unbedingt wollen!«, zischte die Kapitänin.
     
    Ich erwartete einen durch Beruhigungsmittel ausgelösten Speed-Absturz mit anschließender Sedierung im Orbit. Natürlicher Schlaf gehörte für mich der Vergangenheit an. Zu viele Drogen, zu viel Scheiße im Unterbewusstsein. Vor uns sahen wir die Kampfshuttles starten und der Flotte im Orbit entgegenfliegen. Im blassen Himmel von Sirius B konnten wir gerade noch die Lichtblitze erkennen. Die 6. Flotte bekam hoch über dem Planeten eine kräftige
Abreibung. Als wir uns dem Evakuierungspunkt näherten, sahen wir die Reihen der Soldaten, die auf den Abtransport warteten. Sie warteten, während das Personal und die Ausrüstung, die von größerem Wert waren, zuerst evakuiert wurden. Ich hatte schon vor langer Zeit aufgehört, mich darüber zu ärgern. Schließlich waren wir Angehörige der Spezialeinheiten und damit verhältnismäßig wertvoll.
    »Douglas?«, meldete sich Amar Shaz, unser SigTech und Hacker, über die verschlüsselte taktische Kom-Verbindung. Er stammte aus einer Sikh-Familie in irgendeiner Kleinstadt in den Midlands. Er war nicht besonders religiös gewesen, bevor er SigTech geworden war, aber dann hatte er die Religion natürlich im Netz gefunden. Mit erneuertem Glauben besuchte er regelmäßig den virtuellen Tempel, ließ sich einen Bart wachsen und trug sogar einen Turban und einen gefährlich aussehenden schwertlangen Kirpan am Gürtel. Der Turban bestand aus ballistischem Schutzgewebe. In wahrem Soldatenstil hatte er längst den Spitznamen Sharon geführt, als er zu uns gekommen war.
    »Ja?«, fragte ich, ohne mich um die Kommunikationsetikette zu scheren.
    »Befehl zur Berichterstattung im Kommandozentrum«, sagte Sharon zu mir. Er hatte es mir nicht über den allgemeinen Kanal mitgeteilt. Er wollte, dass ich der Überbringer der schlechten Nachricht war. Es gab keine Möglichkeit für uns, hier je wieder herauszukommen. Der Feuerstützpunkt, den wir zur Evakuierung benutzten, würde in ein oder zwei Stunden komplett überrannt werden. Was wollten sie von uns? Ich übermittelte die gute Neuigkeit an den Rest der Einheit.
    »Scheiße«, sagte Mudge, der vor mir auf dem Erkundungsschweber saß. »Ich gehöre nicht zu dieser Scheißarmee. Ich bin Journalist. Ich bin mit dem ersten Shuttle raus.«
    Ich wusste, dass er bis zuletzt beim Rest der Truppe bleiben würde.

    Wir hielten mit unseren Fahrzeugen vor dem Bunker des Kommandozentrums der Spezialeinheiten. Ich erkannte die zwei Gestalten, die dort standen. Major George Rolleston war vom Special Boat Service, was bei den Royal Marines dem SAS entsprach. Es war ein gutes Regiment, genauso gut wie unseres, auch wenn wir das niemals zugeben würden, aber Rolleston war ein Arschloch. Eine graue Eminenz, die schon viele Agenten

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