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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Genauso wie ich hatte er den größten Teil seines erwachsenen Lebens damit verbracht, gegen SIE zu kämpfen, und ich hatte soeben in jeglicher Hinsicht meine gesamte Spezies verraten, indem ich einem der Wesen half, die wahrscheinlich für den Tod vieler Kameraden dieses Veteranen verantwortlich waren. Wenn ich ihm sagte, was ich mit mir herumschleppte, war es durchaus möglich, dass er mich erschoss und den Speicherwürfel zerstörte.

    Der Heide sah mich erwartungsvoll an.
    »Du kannst es ihm genauso gut sagen«, meinte Morag. »Wir haben nichts zu verlieren, und diese Leute sollten erfahren, warum wir sie in diese Scheiße geritten haben.«
     
    Es dauerte über eine Stunde und eine weitere Tasse Tee, aber wir erzählten dem Heiden alles und endeten mit der Botschaft des Vikars.
    »Das hat er wörtlich gesagt?«, fragte der Heide und musterte den soliden Speicherwürfel. »Dass dies der Weg zum einzigen wahren Gott ist?«
    Ich nickte.
    Der Heide lächelte still. »Der Vikar hatte schon immer einen Sinn für Melodramatik«, sagte er mit einem traurigen Unterton. »Hat er immer noch aus der Offenbarung zitiert?«
    »Bis zum Ende«, bestätigte ich.
    Der Heide nahm die Mitteilung, dass wir den Download von einem von IHNEN mit uns führten und demzufolge Hochverrat begangen hatten, recht gefasst auf.
    »Er hat nie etwas anderes aus der Bibel zitiert, weißt du«, sinnierte er.
    »Es ist ein dickes Buch. Vielleicht konnte er sich nicht mehr einprägen«, überlegte ich.
    »Er hatte es in seinem Speicher. Er hat es auf sein visuelles Display geholt, wenn er predigte. Wahrscheinlich hat er sogar Subroutinen eingerichtet, um passende Zitate für jede Situation herauszusuchen.«
    Dazu sagte ich nichts.
    »Was bedeutet das?«, fragte Morag.
    Der Heide sah sie an und lächelte wohlwollend. »Ich bin mir noch nicht sicher. Darfich?«, fragte er und hielt den Würfel hoch.
    Ich sah Morag an, die mit den Schultern zuckte. Ich nickte. Der Heide griff nach seinem Stab.

    »Wofür ist das?«, fragte Morag.
    Für mich sah das Ding einfach nur nach einem robusten Stück Holz aus. Ich vermutete, dass er aus irgendwelchen Gründen daran hing oder sich darauf stützte.
    »Ich habe ihn ausgehöhlt und mit solidem Speicher gefüllt«, sagte der Heide, während er Kabel in den Würfel des Vikars steckte. »Ähnlich wie das hier. Es ist ein sehr großer Speicher. Ein paar ausgefeiltere Programme, Sachen, die hier oben zu viel Platz wegnehmen würden.« Er tippte gegen die hässliche Cyberware, die auf eine Weise aus seinem Schädel ragte, dass mir bei dem Anblick die Zähne wehtaten. »Außerdem die Backups für andere Software, die ich benutze. Ich habe den Stab von oben bis unten mit Sensoren bestückt, damit ich jederzeit eine Verbindung herstellen kann«, sagte er und hielt die linke Hand hoch, in die ein Link implantiert war. Der Kontakt sah fast so aus wie die Smartgun-Links in meinen beiden Handflächen. »Damit und mit den Upgrades, die ich mir für das besorgt habe, was die RASF mir in den Kopf gepackt hat, schaffe ich es ganz gut, bei diesem Spiel nicht ins Hintertreffen zu geraten.«
    »Hast du hier einen AutoDoc?«, fragte Morag.
    Der Heide blickte stirnrunzelnd auf. »Warum?«, fragte er.
    Auch ich sah sie verwundert an.
    Morag holte verschiedene Sachen aus dem grauen Leinenbeutel, den der Vikar ihr gegeben hatte. Alle Gegenstände waren vakuumverpackt. Ich erkannte, dass es Cyberware war: Stecker, ein neurales Interface, CPUs, ein visuelles Display - alles, was man brauchte, um sein Gehirn zu computerisieren und zu einem Hacker zu werden. Wie es aussah, war alles auf dem neuesten technischen Stand. Das meiste stammte vom Äquator, hochwertiges Designerzeug von den Speichen. Wenn sie es sich in den Kopf einsetzen ließ, würde sie danach genauso wie der Heide und der Vikar aussehen, die mit hässlicher Militärtechnik gespickt waren.

    Der Heide sah mich an.
    Ich wollte Einwände erheben. Ich wollte sie daran hindern, ihr reales Fleisch zu verderben, aber letztlich war es nicht meine Entscheidung. »Deswegen sind wir nicht hierhergekommen.« Etwas Besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
    »Ich kann bezahlen«, sagte Morag.
    »Womit?«, fragte ich.
    »Mit dem Geld, das der Vikar mir gegeben hat.«
    »Ach, jetzt hat er es dir gegeben? Ich dachte, wir hätten es bekommen, damit wir das hier abliefern können.« Ich zeigte auf den Würfel.
    »Was glaubst du, warum er mir diese Sachen gegeben hat?«, wollte sie von mir

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